Der Cityroller in Teheran

Samstag, 28.03.2015

Der aus dem Bozner Unterland stammende Tobias Lechner wohnt zurzeit in Teheran, der Hauptstadt der Islamischen Republik Iran. Im Cityroller verrät der Südstern, warum es sich auszahlt, nach Teheran zu kommen, auch wenn der Iran keine typische Urlaubsdestination ist.


Meine Stadt ist: Teheran, ca. 15 Millionen Einwohner. 

Der Ort, wo ich mich am besten entspannen kann: Im Laleh-Park, mitten in der Stadt, in der Nähe der Universität Teheran. Viele junge Teheraner und Katzen sind dort.


Über diese sprachlichen Eigenheiten muss man Bescheid wissen: Das Zauberwort lautet „befarmain“ – das heißt so viel wie „hier bitte“ oder „bitte“. Da Höflichkeit in der persischen Kultur viel wichtiger ist als etwa in Europa, sagt man das bei jeder Gelegenheit, und man verbindet das auch mit einer entsprechenden Handbewegung oder einer leichten Verbeugung.


Hier kaufe ich am liebsten ein: Mein Lieblingsbazar ist in Tajrish (Nord-Teheran). Sehr gutes Joghurt und geile Oliven!


Mein liebstes Fortbewegungsmittel in meiner Stadt: Natürlich Taxi! Ich fahre jeden Tag ein bis zwei Stunden mit Taxis. Diese sind jedoch im Normalfall nicht persönliche Taxis, sondern sie fahren bestimmte Routen und man ist auch nicht der einzige Kunde. Deswegen sind sie auch recht günstig. Ein Film über das Taxifahren in Teheran hat dieses Jahr sogar den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen: Taxi (J. Panahi). Mit dem Auto selber sollte man nur fahren, wenn man suizidgefährdet ist: Der iranische Autoverkehr ist der tödlichste der Welt. Neapel und Kairo sind Peanuts dagegen! ;-)



Mein Lieblingsrestaurant: Klein, aber fein: Graph Café: Hier esse sogar ich Salat.  


Hier trifft man auf waschechte Teheraner: Die Vali-e Asr-Straße. Der Iran ist extrem heterogen, seit Jahrtausenden leben hier Menschen verschiedener Sprachen, Kulturen und Religionen. Diese bunte Vielfalt spiegelt am besten Vali-e Asr wieder, die größte Straße Teherans, die vom heißen, armen, konservativen Süden bis zum kühlen, reichen, liberaleren Norden reicht. Südlich von Teheran beginnt die Wüste Dasht-e Kavir, nördlich von Teheran befindet sich der 5600 Meter hohe Damavand. Und auf der langen Straße dazwischen sieht man alles.



Übernachtungstipps: Parsian Azadi oder Parsian Esteghlal, wenn man sich’s leisten kann.

 

Mein perfekter Abend: Vernissage in einem der vielen Museen. Dort kommt man mit Künstlerinnen und Künstlern, Kulturinteressierten und Intellektuellen in Kontakt. Das Tehran Museum of Modern Arts beherbergt übrigens eine der wahrscheinlich wertvollsten Sammlungen moderner Kunst weltweit (Van Gogh, Picasso, Edvard Munch, Max Ernst). Seit der Revolution wird sie jedoch an einem geheimen Ort versteckt, einige wenige Bilder davon werden nur im Sommer im Tehran Museum of Modern Art ausgestellt.


Die totale Touristenfalle: Es gibt hier keine Touristen. ;-) 

Redaktion: Alexander Walzl


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