Die finanzielle Situation am Markt
„Wir sind im Moment in einer glücklicher Situation. Die Lieferkette wurde nie unterbrochen, wir haben es mit mehr Umsatz und mehr Liquidität zu tun. Es geht darum, diese Liquidität auf die hohe Kante zu legen, weil wir nicht wissen, wie es in sechs Monaten ausschaut. Die Arbeitslosigkeit in den USA liegt bei 20 Prozent. Die große Frage ist, wo bleibt die Kaufkraft der Menschen? Wir machen im Moment auch Krisenplanung, um für die Zeit danach gerüstet zu sein.”
Hannes Berger
„Das ist sehr branchenspezifisch. Luftfahrt, Industrie, Konsumgüter des nicht alltäglichen Gebrauchs geraten massiv unter Druck. Banken hingegen sind gut aufgestellt, weil sie systemrelevant sind. Der Kostendruck wird sich verstärken. Die Kreditausfallrate wird immens steigen. Wir werden auch eine Beschleunigung der Konsolidierung im Markt sehen.”
Michela Faller
Braucht es seitens der Politik Richtlinien, um unternehmerisch die richtigen Entscheidungen treffen zu können?
„Ich glaube nicht, dass die Politik von Deutschland oder Italien entscheidend ist in unserer Branche. Wenn ich sehe, wie sich unsere Umsätze verteilen, beträgt der Heimatmarkt kein Drittel. Wir haben Kunden im Osten, Westen, Norden und Süden und müssen davon ausgehen, dass nicht in jedem Land die Politik das macht, was uns unbedingt helfen würde. Einen neuen Antrieb zu entwickeln dauert mindestens drei Jahre, wenn nicht bis zu sechs. Ich muss heute wissen, was ein Kunde in zehn Jahren will und braucht. Wenn ich da nicht schnell genug bin, bin ich nur noch Bittsteller.”
Johann Hofer
Welche Unternehmenskultur muss heranreifen, damit man dieser Krise möglichst erfolgreich begegnen kann? Gibt es eine Alltagsveränderung, die auch unser Wirtschaftsgefüge total verändern wird, die die Krise mit sich führt?
„Die Gastronomie wird große Veränderungen erfahren. Sie liegt total zu Boden. Man kann sich nicht vorstellen, dass es von heute auf morgen einfach wieder hochgefahren werden kann. Abstand muss gehalten, die ganzen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Ich glaube, dass das langfristig Veränderungen bringt. Und dann natürlich der Reiseverkehr: Jeder wird sich zehn Mal überlegen, bevor er in ein Flugzeug steigt. Und er wird sich überlegen: Wie kann ich meine Zeit effizienter einteilen?”
Hannes Berger
„Die Reisetätigkeit wird sich dramatisch verändern. Unternehmen sehen, es funktioniert und es lassen sich Kosten sparen. Das bringt positive und negative Implikationen mit sich. Für die Lufthansa und die Businessflüge sind die Prognosen düster. Auf der anderen Seite etablieren sich neue Arbeitszeitmodelle.”
Michela Faller
Müssen wir mit Mitarbeitern anders reden?
„Ein Großteil der Mitarbeiter ist überfordert, sich die Arbeit zuhause selber einzuteilen. Der Freiraum, wie man miteinander umgeht, wird sich verändern. Aber ich glaube, dass der Großteil der Leute das wieder schnell vergessen wird.”
Johann Hofer
„So dramatisch sehe ich die Sache nicht. Natürlich kann das persönliche Gespräch nicht ersetzt werden. Wenn nach der Krise übrig bleibt, dass man Kosten sparen und effizienter arbeiten kann, dann haben wir sehr viel erreicht. Man muss sich ja nicht täglich treffen und bis 20 Uhr im Büro sitzen, um erfolgreich zu sein.”
Hannes Berger
„Ich befürchte, dass wir schnell in das alte Muster zurückfallen. Die Hoffnung ist aber auch, dass wir die persönlichen Begegnungen, die wir haben, ehrlicher nutzen und annehmen. Immer schneller, immer höher, immer weiter, das geht halt nicht.”
Michela Faller
Wo wird sich die Gesellschaft ändern? (im Live-Chat-gestellte Frage)
„Die Leute werden wieder lieber in ihr eigenes Auto steigen. Wird man schneller E-Banking verwenden? Ja, das glaube ich auch. Da wird sich in vielen Bereichen was auftun, was man vorher nicht so gesehen hat oder was viel länger gedauert hätte.”
Michela Faller
„Es hängt sehr stark davon ab, wie lange die Krise dauern wird. Gibt es Anfang 2021 ein Impfserum, und jetzt noch eine zweite Welle von Infektionen, die sich nicht sehr stark auswirkt, dann ist der Drang stark, dass man wieder in den alten Modus zurückfällt und leider nicht so viel übrig bleibt. Aber es wird einige Branchen geben, die sich verändern werden. Digitalisierung wird stärker kommen. Ich erhoffe mir, dass es dauerhaft zu Verbesserung des Klimaschutzes kommen wird.”
Hannes Berger
„Wir sind sensibler in der Hygiene, darin, wie wir uns von A nach B bewegen, wir werden uns die Restaurants nach Qualitätskriterien aussuchen. Es wird sich einiges verändern, weil man Respekt bekommen hat durch die Situation, die wir erleben.”
Johann Hofer
Wie schnell wird sich der Markt erholen, vor allem der internationale Markt?
„Wir sehen es ja in China zeitversetzt zu uns. Wir haben keine andere Wahl als so schnell wie möglich wieder hochzufahren. Ich glaube auch, dass mehr Autos verkauft werden, als vorhergesagt wurde. Wer steigt in einen überfüllten Bus oder Zug ein? In China gehen von zehn Autos, die gerade verkauft werden, sechs an Erstkäufer.”
Johann Hofer
„Wie schnell wir zur Normalität zurückkommen, wird von einem Impfstoff abhängen.”
Michela Faller
„Noch nie waren Regierungen so gefordert, Verantwortung zu übernehmen und zu gestalten. Es hängt auch ab, wie gut Krisen auf Regierungsebene gemanaged werden. Hut ab, wie in Deutschland mit der Krise umgegangen wird und zwischen Wirtschaft und Gesundheit abgewogen wird. … In der Lebensmittelbranche wird es sehr schnell zu einer Erholung kommen. In der Luftfahrt wird es sicher länger dauern, bis es dazu kommt. ”
Hannes Berger
„Kaum, dass der erste Flieger gehen wird, werden wir drinnensitzen. Es hat schon schlimmere Zeiten gegeben als jetzt. Es gibt in der Zeit so viele Chancen, besonders in meinem Produktumfeld.”
Johann Berger
Machen wir es uns schwerer als es wirklich ist?
„Wir Südtiroler grundsätzlich nicht. Ich glaube, dass die Krise eine Chance ist. Man soll die Krise verwenden, um sich zu fragen, was kann ich mitnehmen, was sich trotz der Krise positiv angefühlt hat, und wo kann ich mich noch besser positionieren. Es tun sich Lücken auf. Den Frechen, den Mutigen gehört die Welt wahrscheinlich. Und sie wird heute in einem Jahr sehr viel anders ausschauen.
Michela Faller
„Zuversicht ist angesagt. Jene Unternehmen, die schon vor der Krise gut aufgestellt sind, werden danach enorme Chancen haben, das ist keine Frage.”
Hannes Berger
Was sind die „Lessons Learned”?
„Die Chancen so schnell wie möglich umzusetzen. Und dafür zu danken, dass man jeden Tag eine neue Chance bekommt.”
Johann Hofer
„Ich bin sehr an der Krise gewachsen, habe sehr viel gelernt, auch über Arbeitszeitmodelle. Gerade durch die Krise spricht man intensiver und mehr mit den Mitarbeitern. Und dadurch ergibt sich ein extremer Zusammenhalt, was sehr geholfen hat, das Unternehmen nach vorne zu bringen.”
Hannes Berger
„Es gibt trotz der Krise wirklich positive Themen. Sei es zuhause mit alten Bekannten wieder in Kontakt zu kommen. Und aus Unternehmensperspektive, dass man die Prozesse kennt und dass sie effizient sind.”
Michela Faller
Das Video zum nachsehen finden Sie hier: Umgang und Leben mit Covid-19