Best of Live-Video - Umgang und Leben mit Covid-19

Mittwoch, 13.05.2020
Über 140 Teilnehmer live dabei und mittlerweile fast 2000 Aufrufe: wow! Auch unsere letzte in Echtzeit auf Facebook übertragene Podiumsdiskussion hat gezeigt, dass Kommunikation in Zeiten von Corona wie selbstverständlich auf anderen Kanälen stattfinden kann. Wie multinationale Unternehmen mit der aktuellen Situation umgehen, welche Maßnahmen im Krisenmanagement gesetzt werden und wie sich die Pandemie langfristig auf die Unternehmenskultur auswirken wird, darüber diskutierten Michela Faller, Senior Manager, Deloitte, Hannes Berger, CEO, Dr. Schär USA und Johann Hofer, Vorstandsvorsitzender, Hofer Powertrain. Es moderierte Markus Frings. Für alle, die den Live-Event verpasst haben: Hier ein paar Aussagen sinngemäß im Überblick

 

„So dramatisch die Krise ist, glaube ich, es ist eine positive Disruption im Sinne eines Digitalisierungsschubes.”

Michela Faller

 

„Das Wichtigste im Moment ist, die Liquidität zu sichern. Weil man nicht weiß, wie hoch der Einbruch wird und wie lange er dauert.”

Johann Hofer

 

„Brot ist ein Grundnahrungsmittel. Das, was in den Supermärkten gerade fehlt, ist Toilettenpapier, Brot und Wasser. Die Nachfrage ist extrem hoch. Wir befinden uns in einem Wachstumsmarkt, Die Umsätze sind in der Zeit von Covid-19 wild nach oben geschossen. Das zu meistern ist nicht einfach. Natürlich befinden wir uns in einer sehr privilegierten Situation.”

Hannes Berger

 

Sind Unternehmen, die ihre Hausaufgaben in puncto Digitalisierung gemacht haben, im Vorteil?

 

„Absolut. Und alle anderen werden umso schneller in diese Richtung katapultiert. Die Krise hat gezeigt, dass viele Verhinderer der Digitalisierung “prooved wrong” sind. Denn innerhalb von wenigen Tagen und Wochen mussten ganze Belegschaften ins Homeoffice verlegt werden. Alle die, die schlecht aufgestellt waren, bezahlen jetzt einen teuren Preis dafür.”

Michela Faller

 

Wie wird die Pandemie den Markt verändern?

 

„Es wird eine Anpassung geben, aber sie wird durch mehrere Faktoren passieren. Wer hat die Produkte von morgen? Wer hat das, was die Kunden morgen benötigen und wer kann es am schnellsten in der richtigen Qualität liefern. Und dann kannst du noch so einen großen Auftrag haben, du brauchst die Finanzierung. Die große Frage ist, in welcher Situation man sich gegenwärtig befindet. Habe ich groß investiert? Bin ich in Abhängigkeit? Wir von Hofer sind ein familiengeführtes Unternehmen, haben starke Partner, entscheiden von heute auf morgen. Wir sind bankenunabhängig unterwegs. Diesen Vorsprung gilt es zu halten.”

Johann Hofer

 

Wie ist es in den USA?  

 

„Die Veränderungen in der Kommunikation werden langfristig schon eine Auswirkung auf die Unternehmenskultur haben. Langfristig glaube ich, dass es flexiblere Arbeitsmodelle geben wird. Der traditionelle Lebensmitteleinzelhandel macht bei uns das Hauptgeschäft aus. Die große Herausforderung: Es heißt oft, niemand kauft Lebensmittel online. Aber das stimmt nicht. Vor allem in den USA sehe ich eine große Bedrohung. Amazon liefert nicht nur aus, sondern besitzt auch eine große Information an Konsumentendaten. Wir wissen auch, dass Amazon im Onlinehandel quasi eine Monopolstellung hat.”

Hannes Berger

Die finanzielle Situation am Markt

 

„Wir sind im Moment in einer glücklicher Situation. Die Lieferkette wurde nie unterbrochen, wir haben es mit mehr Umsatz und mehr Liquidität zu tun. Es geht darum, diese Liquidität auf die hohe Kante zu legen, weil wir nicht wissen, wie es in sechs Monaten ausschaut. Die Arbeitslosigkeit in den USA liegt bei 20 Prozent. Die große Frage ist, wo bleibt die Kaufkraft der Menschen? Wir machen im Moment auch Krisenplanung, um für die Zeit danach gerüstet zu sein.”

Hannes Berger

 

„Das ist sehr branchenspezifisch. Luftfahrt, Industrie, Konsumgüter des nicht alltäglichen Gebrauchs geraten massiv unter Druck. Banken hingegen sind gut aufgestellt, weil sie systemrelevant sind. Der Kostendruck wird sich verstärken. Die Kreditausfallrate wird immens steigen. Wir werden auch eine Beschleunigung der Konsolidierung im Markt sehen.” 

Michela Faller

 

Braucht es seitens der Politik Richtlinien, um unternehmerisch die richtigen Entscheidungen treffen zu können?

 

„Ich glaube nicht, dass die Politik von Deutschland oder Italien entscheidend ist in unserer Branche. Wenn ich sehe, wie sich unsere Umsätze verteilen, beträgt der Heimatmarkt kein Drittel. Wir haben Kunden im Osten, Westen, Norden und Süden und müssen davon ausgehen, dass nicht in jedem Land die Politik das macht, was uns unbedingt helfen würde. Einen neuen Antrieb zu entwickeln dauert mindestens drei Jahre, wenn nicht bis zu sechs. Ich muss heute wissen, was ein Kunde in zehn Jahren will und braucht. Wenn ich da nicht schnell genug bin, bin ich nur noch Bittsteller.”

Johann Hofer

 

Welche Unternehmenskultur muss heranreifen, damit man dieser Krise möglichst erfolgreich begegnen kann? Gibt es eine Alltagsveränderung, die auch unser Wirtschaftsgefüge total verändern wird, die die Krise mit sich führt?

 

„Die Gastronomie wird große Veränderungen erfahren. Sie liegt total zu Boden. Man kann sich nicht vorstellen, dass es von heute auf morgen einfach wieder hochgefahren werden kann. Abstand muss gehalten, die ganzen Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Ich glaube, dass das langfristig Veränderungen bringt. Und dann natürlich der Reiseverkehr: Jeder wird sich zehn Mal überlegen, bevor er in ein Flugzeug steigt. Und er wird sich überlegen: Wie kann ich meine Zeit effizienter einteilen?”

Hannes Berger

 

„Die Reisetätigkeit wird sich dramatisch verändern. Unternehmen sehen, es funktioniert und es lassen sich Kosten sparen. Das bringt positive und negative Implikationen mit sich. Für die Lufthansa und die Businessflüge sind die Prognosen düster. Auf der anderen Seite etablieren sich neue Arbeitszeitmodelle.”

Michela Faller

 

Müssen wir mit Mitarbeitern anders reden?

 

„Ein Großteil der Mitarbeiter ist überfordert, sich die Arbeit zuhause selber einzuteilen. Der Freiraum, wie man miteinander umgeht, wird sich verändern. Aber ich glaube, dass der Großteil der Leute das wieder schnell vergessen wird.”

Johann Hofer

 

„So dramatisch sehe ich die Sache nicht. Natürlich kann das persönliche Gespräch nicht ersetzt werden. Wenn nach der Krise übrig bleibt, dass man Kosten sparen und effizienter arbeiten kann, dann haben wir sehr viel erreicht. Man muss sich ja nicht täglich treffen und bis 20 Uhr im Büro sitzen, um erfolgreich zu sein.”

Hannes Berger

 

„Ich befürchte, dass wir schnell in das alte Muster zurückfallen. Die Hoffnung ist aber auch, dass wir die persönlichen Begegnungen, die wir haben, ehrlicher nutzen und annehmen. Immer schneller, immer höher, immer weiter, das geht halt nicht.”

Michela Faller

 

Wo wird sich die Gesellschaft ändern? (im Live-Chat-gestellte Frage) 

 

„Die Leute werden wieder lieber in ihr eigenes Auto steigen. Wird man schneller E-Banking verwenden? Ja, das glaube ich auch. Da wird sich in vielen Bereichen was auftun, was man vorher nicht so gesehen hat oder was viel länger gedauert hätte.”

Michela Faller

 

„Es hängt sehr stark davon ab, wie lange die Krise dauern wird. Gibt es Anfang 2021 ein Impfserum, und jetzt noch eine zweite Welle von Infektionen, die sich nicht sehr stark auswirkt, dann ist der Drang stark, dass man wieder in den alten Modus zurückfällt und leider nicht so viel übrig bleibt. Aber es wird einige Branchen geben, die sich verändern werden. Digitalisierung wird stärker kommen. Ich erhoffe mir, dass es dauerhaft zu Verbesserung des Klimaschutzes kommen wird.” 

Hannes Berger

 

„Wir sind sensibler in der Hygiene, darin, wie wir uns von A nach B bewegen, wir werden uns die Restaurants nach Qualitätskriterien aussuchen. Es wird sich einiges verändern, weil man Respekt bekommen hat durch die Situation, die wir erleben.”

Johann Hofer

 

Wie schnell wird sich der Markt erholen, vor allem der internationale Markt?

 

„Wir sehen es ja in China zeitversetzt zu uns. Wir haben keine andere Wahl als so schnell wie möglich wieder hochzufahren. Ich glaube auch, dass mehr Autos verkauft werden, als vorhergesagt wurde. Wer steigt in einen überfüllten Bus oder Zug ein? In China gehen von zehn Autos, die gerade verkauft werden, sechs an Erstkäufer.”

Johann Hofer

 

„Wie schnell wir zur Normalität zurückkommen, wird von einem Impfstoff abhängen.”

Michela Faller

 

„Noch nie waren Regierungen so gefordert, Verantwortung zu übernehmen und zu gestalten. Es hängt auch ab, wie gut Krisen auf Regierungsebene gemanaged werden. Hut ab, wie in Deutschland mit der Krise umgegangen wird und zwischen Wirtschaft und Gesundheit abgewogen wird. … In der Lebensmittelbranche wird es sehr schnell zu einer Erholung kommen. In der Luftfahrt wird es sicher länger dauern, bis es dazu kommt. ”

Hannes Berger

 

„Kaum, dass der erste Flieger gehen wird, werden wir drinnensitzen. Es hat schon schlimmere Zeiten gegeben als jetzt. Es gibt in der Zeit so viele Chancen, besonders in meinem Produktumfeld.”

Johann Berger

 

Machen wir es uns schwerer als es wirklich ist?

 

„Wir Südtiroler grundsätzlich nicht. Ich glaube, dass die Krise eine Chance ist. Man soll die Krise verwenden, um sich zu fragen, was kann ich mitnehmen, was sich trotz der Krise positiv angefühlt hat, und wo kann ich mich noch besser positionieren. Es tun sich Lücken auf. Den Frechen, den Mutigen gehört die Welt wahrscheinlich. Und sie wird heute in einem Jahr sehr viel anders ausschauen. 

Michela Faller

 

„Zuversicht ist angesagt. Jene Unternehmen, die schon vor der Krise gut aufgestellt sind, werden danach enorme Chancen haben, das ist keine Frage.”

Hannes Berger

 

Was sind die „Lessons Learned”?

 

„Die Chancen so schnell wie möglich umzusetzen. Und dafür zu danken, dass man jeden Tag eine neue Chance bekommt.” 

Johann Hofer

 

„Ich bin sehr an der Krise gewachsen, habe sehr viel gelernt, auch über Arbeitszeitmodelle. Gerade durch die Krise spricht man intensiver und mehr mit den Mitarbeitern. Und dadurch ergibt sich ein extremer Zusammenhalt, was sehr geholfen hat, das Unternehmen nach vorne zu bringen.”

Hannes Berger

 

„Es gibt trotz der Krise wirklich positive Themen. Sei es zuhause mit alten Bekannten wieder in Kontakt zu kommen. Und aus Unternehmensperspektive, dass man die Prozesse kennt und dass sie effizient sind.”

Michela Faller

 

Das Video zum nachsehen finden Sie hier: Umgang und Leben mit Covid-19

 

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Networking
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Coronakrise

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