Was wird Corona in der Hotelbranche mittelfristig ändern?
Desinfektionsmaßnahmen, Abstände an der Rezeption oder im Lift: Das sind Maßnahmen, die sich in einem Betrieb sehr schnell umsetzen lassen. Etwas anderes ist die bauliche Substanz, die Hardware eines Hauses. Die kann niemand von jetzt auf gleich umkrempeln. Wenn es also mehr Platz braucht, um Tische auseinanderzurücken zum Beispiel, dann sind größere Hotels im Vorteil. Wir sind in der relativ komfortablen Situation, dass unsere Häuser viel Platz bieten. Wo das nicht der Fall ist, müssen Essenszeiten verlängert werden. Auch das ist möglich. Wir gehen davon aus, dass die Gäste in Zukunft andere Leistungen wollen. Themen wie Regionalität, Natur genießen, die Authentizität einer Destination werden weiter zulegen. Ganz einfach, weil sich die Gäste dort besser aufgehoben fühlen. In der Flugindustrie wird es zu einer Bereinigung im Markt kommen. Streckennetze werden gekürzt, Fliegen weniger interessant und mittelfristig auch teurer. Die Menschen werden wieder vermehrt mit Auto und Zug in den Urlaub reisen. Gut erreichbare Ziele wie Südtirol, Österreich oder Kroatien können mittelfristig Gewinner der Krise sein.
In den vergangenen Jahren ist Overtourism in Südtirol zu einem geflügelten Wort geworden. Nun ist der Tourismus am Boden. Steigt er also nach der Krise wie Phönix aus der Asche, um noch stärker zurückzukommen?
Es wird eine Zeit brauchen, bis der Tourismus das Volumen erreicht, das er 2019 hatte. Viele haben durch den langen Lockdown verstanden, dass das Reisen und Urlaub ein kleiner Luxus sind. Sie werden also auf Qualität setzen. Wir gehen davon aus, dass die Masse zurückgehen wird und die Preise steigen. Dreisternehäuser könnten im Gegensatz zu Viersternebetrieben an Zulauf verlieren.
Was passiert, wenn ein Gast Covid-19-Symptome zeigt?
Wir haben in jedem Hotel Isolationsräume eingerichtet. In so einem Fall werden sofort die nötigen behördlichen Schritte eingeleitet.
Ein Jahr oder sogar noch länger? Mit welchem Zeit-Szenario in puncto Corona rechnet man bei der FMTG?
Wir machen uns keine Illusionen: Solange es keine Impfung oder kein erfolgreiches Medikament gegen Corona gibt, wird uns das Virus begleiten. Unsere Sensibilität zum Thema Hygiene wird sich vielleicht langfristig verändern. Dennoch glaube ich nicht, dass ein Gast nach Corona an der Rezeption noch mit Mundschutz begrüßt wird.