KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
Sie haben an der TU Wien Informatik studiert und sich schon im Rahmen des Studiums mit künstlicher Intelligenz beschäftigt. Auch jetzt bei Microsoft ist eine Ihrer Aufgaben, Strategien und Algorithmen in diesem Bereich zu entwickeln. Worauf kommt es dabei an?
Um etwas zu erkennen, muss eine Maschine es vorher einmal gesehen haben. Und damit ist ein Problem in dem Bereich schon auf den Punkt gebracht. Denn das System erkennt oft nicht, wer vor einem steht. Die Black-Live-Matters-Bewegung hat das in den USA auch in die Öffentlichkeit gebracht. Die Polizei verwendet Programme, die Gesichter automatisch erkennt. Es ist aber ein System, das vor allem auf die Gesichtserkennung weißer Menschen zugeschnitten ist. Bei Schwarzen funktioniert es nicht wirklich. Du wirst heute ja von Systemen auf der ganzen Welt getrackt. Wir arbeiten daran, dass das funktioniert und überlegen uns wie es möglich wird, dass jeder auch die Möglichkeit hat an dem Boom der künstlichen Intelligenz teilzuhaben und sich vielleicht dadurch ein Zusatzeinkommen schafft! Jede Veränderung birgt immer auch viele Vorteile, die es zu realisieren gilt.
SÜDTIROL
Wäre Ihr Job mit den ganzen Veränderungen nun auch von Brixen Downtown aus möglich?
Ich komme mit meiner Familie jedes Jahr für ein paar Wochen nach Brixen. Ich hatte nie Probleme, an meinen Sachen weiterzuarbeiten. Bei uns war eigentlich immer schon alles digital. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal etwas auf Papier ausgedruckt habe. Im Moment überlege ich, mit meiner Frau und meinem Sohn zwei Monate nach Südtirol zu kommen. Ob ein Ort interessant ist, hängt immer von den Möglichkeiten ab. Microsoft unterstützt Mitarbeiter, die an einen anderen Standort ziehen wollen. Deshalb sehe ich da kein so großes Problem. Außerdem haben wir alle im Schnelldurchlauf gelernt, wie wir Onlinemeetings effizient abwickeln können, und wie wir Kommunikation auf Chat und Email umstellen, damit wir unabhängiger arbeiten können. Für Südtirol werden die ganzen Veränderungen sicher etwas Positives mitbringen. Vielleicht müssen manche kluge Köpfe nicht mehr unbedingt weg, sondern können auch von dort aus arbeiten. Oder sie müssen gar nicht nach Südtirol ziehen, sondern können remote in Südtiroler Unternehmen an Südtiroler Produkten mitarbeiten.
DIE ZUKUNFT
Die Welt nach Covid-19: Was ist das für eine?
Gute Frage. In den persönlichen Beziehungen werden wir irgendwann wieder dort sein, wo wir vor der Pandemie waren. Was die Arbeitswelt betrifft, denke ich hingegen, dass es langfristige Veränderungen geben kann. Und ich befürchte, die Schere zwischen Arm und Reich wird weiter aufgehen. Hier in den USA jedenfalls gibt es Menschen, die total abgehängt sind. Wer in einem Restaurant als Kellner gearbeitet hat, hat wahrscheinlich immer noch keine Arbeit. Und Menschen, die schon vorher von Monat zu Monat gelebt haben, auch sie hat es richtig erwischt. Andere nutzen die Krise als Chance. Ich weiß von einer Yogalehrerin, die ihr Studio schließen musste. Sie hat dann Onlinekurse abgehalten und damit gleich viel verdient. Und jetzt, wo sie ihr Studio wiedereröffnet, wird sie das beibehalten und damit ein höheres Einkommen haben als vor der Pandemie. Auch solche Geschichten schreibt Covid-19 – es bleibt zu hoffen, dass am Ende mehr Menschen als Gewinner und nicht als Verlierer aus der Krise herausgehen.