Fünf Jahre lang genossen wir das sonnige Leben in Spanien und dann kam wieder dieses Gefühl und die Lust, etwas Neues kennenzulernen. Die Wahl fiel auf einen Ort, der ganz anders ist, ein hidden gem: Belfast. Das war ein Gegenpol zu Südspanien. Unsere Kinder besuchten dort die lokale Schule und lernten schnell die Sprache mit dem wunderschönen, nordirischen Akzent. Wir sind komplett eingetaucht in dieses Leben. Im wahrsten Sinne: Mein Mann ist begeisterter Surfer.
Erst im Nachhinein habe ich verstanden, dass mich Orte anziehen, die etwas mit Grenzen zu tun haben. Das hängt vielleicht mit meiner Herkunft zusammen. Nordirland mit seinem jahrzehntelang schwelenden Konflikt war in diesem Sinne natürlich extrem. Jeder dort hat den Nordirlandkonflikt hautnah erlebt und kannte jemanden, der im Konflikt getötet worden war. Daher wissen die Menschen dort den Frieden heute hoch zu schätzen. Es tut sich viel in der Stadt, kulturell und wirtschaftlich, und die Entwicklung ist enorm.
Nach zwei wundersamen Jahren auf der grünen Insel hatten wir Lust auf Mitteleuropa. Kurz stand auch Katar zur Diskussion, aber als Familie haben wir uns dann doch für die Schweiz entschieden. Also ging es drei Jahre nach Zürich. Inzwischen leben wir nun in Lugano. In der italienischen Schweiz spielt das Thema Grenze wieder eine Rolle – hier geht es vor allem um Sprache. Apropos Sprache: Die Schweiz ist ein Kompromiss, vielleicht auch eine Annäherung an daheim. Mir war wichtig, dass unsere Kinder neben Spanisch und Englisch auch Deutsch und Italienisch lernen. Irgendwann können wir uns vielleicht vorstellen, nach Südtirol zu ziehen. Aber noch wäre es für uns nicht der richtige Zeitpunkt.
Unsere Kinder sind mittlerweile 10, 12 und 15 Jahre alt. Es wird auch für sie schwieriger, umzuziehen. Die Entscheidung dazu treffen wir aber immer gemeinsam. Am Ende muss jeder sagen: Das machen wir.
Geografisch hat sich bei uns in all den Jahren viel verändert. Dafür war ich beruflich sehr stabil und bin 15 Jahre bei der gleichen Marketingfirma geblieben. Vor zwei Jahren hatte ich dann so etwas wie eine Identitätskrise. Ich fragte mich, wie ich mich beruflich weiterentwickeln möchte.