Ich bin Südtirolerin mit deutscher Muttersprache und italienischem Pass
Ciao! Mit diesem Gruß haben wir uns in Südtirol nie verabschiedet. Seit ich in Österreich lebe ist das anders. Ciao höre ich mich immer wieder sagen – ganz automatisch. Und hinten dran häng ich dann oft noch ein Pfiat di. Ich bin ja Südtirolerin. Immer wieder werde ich in Österreich gefragt, als was ich mich fühle. Als Italienerin weil ich in Italien geboren und aufgewachsen bin oder als Österreicherin weil ich mich ja entschieden habe in diesem Land zu leben?
Meine Antwort ist immer die gleiche: ich bin Südtirolerin mit deutscher Muttersprache und italienischem Pass. Es ist die diplomatische Standardantwort der meisten Südtiroler im Ausland. Nur zwei Mal habe ich der Einfachheit halber doch Flagge bezogen: während meinem Studiensemester in Irland war ich Italienerin, während einem Arbeitsaustausch in den USA Österreicherin. Aber was bin ich wirklich? Nach über zehn Jahren fern der Heimat lässt sich das nicht mehr so einfach beantworten. Natürlich fühle ich mich immer noch als Südtirolerin. Mein Pfitscher Dialekt ist nicht zu überhören, auch wenn ich mir für meinen Beruf akzentfreies Hochdeutsch antrainiert habe. Das Pfitscherische bedeutet für mich ein Stück Heimat und ist Teil meiner Identität. Meine Oma würde es mir auch nie verzeihen, würde ich meinen Dialekt ablegen.
Zu meiner Heimat habe ich auch noch immer eine enge Bindung: da liegen meine Wurzeln, da lebt meine Familie. Aber mit den Jahren spüre ich auch eine gewisse Distanz zum Ort und zu den Menschen daheim. Dieses Wir-Gefühl ist nicht mehr so stark wie früher als mein Lebensmittelpunkt noch im Wipptal lag. Aber nach all den Jahren in Salzburg fühle ich mich auch noch immer nicht als Salzburgerin. Und das obwohl ich gern hier lebe, Land und Menschen ins Herz geschlossen habe. Salzburg ist eben nicht meine Heimat – eher mein Zuhause. Mit der Zeit aber wird es wohl immer mehr zu einer zweiten Heimat, in der man sich eben mit Ciao verabschiedet und Pfiat di genau so versteht.
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