"Wir versuchen Sachlichkeit in die Debatte zu bringen"

Dienstag, 17.05.2016

Auf Initiative von HGV (Hoteliers- und Gastwirteverband) und Unternehmerverband Südtirol hat sich das Forum Flughafen dem Dialog zum Thema Flughafen verschrieben. Mit viel Engagement kämpft Edith Trocker vom Team Forum Flughafen darum die positiven Argumente für den Flughafen hervorzuheben und Sachlichkeit in die hitzige Diskussion zu bringen. Im Südstern Interview gibt uns Edith Trocker einen kleinen Einblick in ihre Arbeit.

Die Volksbefragung zum Thema Flughafen ist in aller Munde und neben denen, die sicher sind, dass der Flughafen von der öffentlichen Hand unterstützt werden muss, und jenen, die das ablehnen, gibt es wahrscheinlich eine Gruppe der Bevölkerung die sich noch nicht entschieden hat. Warum herrscht bei dieser Gruppe noch Unsicherheit?

Ich begegne ja täglich vielen Menschen und stelle auch diese Aufteilung fest: Für manche ist es gar keine Frage, dass der Flughafen Bozen jetzt endlich die Chance bekommen muss, sich zu einem funktionierenden Regionalflughafen zu entwickeln. Viele engagieren sich auch privat aus freien Stücken für die Informationsarbeit. Manche der Gegner sind für Argumente unerreichbar, aber es gibt wirklich noch viele Unentschiedene.

Die Unentschiedenen fühlen sich gerade angesichts der von den Gegnern sehr emotional und teilweise persönlich sehr angriffig geführten Debatte zwischen den Stühlen. Manche haben sogar Angst in ihrem Umfeld zu sagen, dass sie im Prinzip dafür sind.  Also die Emotionalität der Diskussion ist sicher ein Grund für die Unentschlossenheit.  Manche Unentschiedene denken auch: Was geht mich das an? Sie fühlen sich nicht betroffen, weil sie schlicht keinen Bezugspunkt zum Flughafen haben. Und viele Unentschiedene wiegen auch sehr genau die Pros und Contras ab und warten vielleicht auf eine spontane Eingebung, wenn sie dann den Stimmzettel vor sich haben. Denen kann ich nur sagen: Vertraut auf den Gesetzentwurf, der dem Flughafen innerhalb klarer Regeln und mit eindeutigen Zielen für fünf Jahr noch eine Chance gibt. Informiert Euch, worum es wirklich geht.

Was sind die wichtigsten Argumente derjenigen die der Fragestellung ablehnend gegenüber stehen und was sind die Argumente der Befürworter?

Viele Befürworter finden es einfach bequem, von Südtirol aus in den Urlaub zu fliegen, wo es doch eh den Flugplatz seit 90 Jahren gibt. Es sind auch viel mehr Menschen als man denkt, die sich bessere Erreichbarkeit für berufliche Reisen wünschen, zum Beispiel Selbstständige, für die jede Stunde zählt, Studenten und auch viele Saisonarbeiter, die fern von ihren Familien hier in Südtirol arbeiten. Die wirtschaftlichen Argumente und die Argumente der Touristiker liegen auf der Hand: Da ist es besonders wichtig, dass einige Märkte wie zB England oder Skandinavien noch gar nicht erschlossen sind und dass sich die Dauer der Aufenthalte von Gästen in Südtirol seit einigen Jahren konstant verringert. Das bedeutet, dass sich die Gäste also immer mehr fragen, ob sie zum Beispiel aus Hamburg für 4-5 Tage Urlaub pro Weg 12 Stunden mit dem Auto fahren und eine Übernachtung unterwegs machen.

Das Argument der Gegner, das ich am häufigsten höre, ist: Der Flugplatz hat nie funktioniert und wird nicht funktionieren. Das sei Geldverschwendung und totaler Unsinn. Auf der anderen Seite denken die Gegner dann doch daran, was wäre, wenn es mit dem jetzt vorliegenden Entwicklungsplan tatsächlich funktioniert. Dann argumentieren sie, als würde im Unterland ein internationaler Großflughafen neu gebaut - und nicht eine seit 90 Jahren bestehende Struktur durch eine verlängerte Piste endlich für unseren Bedarf fit gemacht. Für den Fall also, das Argument eins (Das wird nicht funktionieren) nicht zieht, gibt es dann den Argumentationsstrang zwei: die Umwelt-Argumente.  


Edith Trocker

Was genau ist Deine Aufgabe und was das Ziel des Forums Flughafen? 

Ziel des Forum Flughafen ist, die Menschen vor der Volksbefragung vernünftig und sachlich zu informieren. Wie wichtig das ist, merke ich jeden Tag. Das Forum will und kann natürlich niemanden, der einfach gegen den Flughafen ist, von dessen Vorteilen überzeugen. Doch wir versuchen immer wieder, Sachlichkeit in die Debatte zu bringen. Denken Sie nur an die Todesanzeigen gegen den PD in Leifers oder die Schmierereien am Flughafen. Das geht aus unserer Sicht einfach nicht und wirft kein gutes Zeichen auf die Debattenkultur im Land. Wir beantworten wirklich jede Frage zum Flughafen, auch die kritischen. Und wir versorgen die Menschen mit Informationen, die darum bitten, um in ihrem eigenen Umfeld auch für einen Wissensstand zu sorgen.

Du möchtest die Menschen vom Flughafenkonzept überzeugen. Wenn Du nur vier Sätze dafür zur Verfügung hättest, was würdest Du sagen? 

Wir haben einen Südtiroler Flughafen und mit der verlängerten Piste und dem neuen Konzept kann er gut funktionieren. Das kostet uns 2,5 Millionen Euro pro Jahr, das heißt fünf Euro pro Südtiroler - fünf Jahre lang. Diese Chance hat der Flughafen jedenfalls verdient. Dafür können wir dann leichter verreisen und Menschen, die uns wichtig sind, schneller zu uns kommen.



Was war das interessanteste Erlebnis in Zusammenhang mit dem Flughafen, das Du bisher hattest?

Da könnte ich jetzt ganz viel aufzählen. Am meisten beeindrucken mich aber die Menschen, mit denen ich Tag für Tag zu tun habe. ZB Walter Weger, der sein Auto im „Flughafen-Look“ beklebt hat oder Sabine Rinnerberger, die die gesamte Altstadt von Meran mit Info-Material versorgt und und und… Ihr Engagement für unser gemeinsames Anliegen – einen funktionierenden Südtiroler Regionalflughafen in der Hand des Landes – ist faszinierend, überwältigend, großartig!

Wie sieht Dein Leben nach der Abstimmung über den Flughafen aus?

Zuerst mal ausschlafen! Der Rest ergibt sich. Aber egal wie es aussieht: Erstmal Dank an alle ehrenamtlichen Unterstützer! Wir sind ein winziges Team und könnten all das gar nicht ohne Freiwillige leisten.


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