Die neue Medizinische Fakultät in Bozen

Mittwoch, 09.10.2024
Medizin studieren in Bozen? Ab Herbst möglich. Was es mit dem Medizinstudium auf sich hat, darüber werden Klaus Eisendle und Horand Meier beim Health & Science Forum sprechen. Wir haben sie vorab gefragt, wie groß das Potential der Fakultät in der Frage des Nachwuchsmangels ist.



Der Studiengang Medizin in Bozen ist eine wichtige Zukunftsinvestition und für die Qualitätssteigerung und zukünftige Sicherung der öffentlichen Gesundheitsversorgung in Südtirol unerlässlich. Selbst die Privatwirtschaft investiert ab einer gewissen Größe in Medizinische Fakultäten, als Beispiel sei hier der Kauf der Universitätskliniken Marburg/Giesen durch die privaten Röhn-Kliniken in Deutschland genannt. 

In Bozen wird ab Herbst 2024 eine akkreditierte innovative englischsprachige Ausbildung in Zusammenarbeit mit der Universität Cattolica del Sacro Cuore beginnen. Ein Mindestmaß an Internationalität wird durch die Reservierung von 10 der 60 Studienplätze für Nicht-EU-Bürger gewährleistet. Die Vergabe der Stipendien durch das Land ist an die Beherrschung der beiden Landessprachen und eine Dienstverpflichtung für 4 Jahre als Facharzt oder Allgemeinmediziner in der öffentlichen Sanität in Südtirol zu arbeiten geknüpft, wodurch die Ausbildung von dreisprachigen Ärzten gewährleistet ist, die direkt nach dem Studium eine Facharztausbildung im Südtiroler Gesundheitswesen oder die Ausbildung zum Allgemeinmediziner beginnen können. Darüber hinaus sind während des Studiums zusätzliche Vorlesungen und Prüfungen zum Erlernen beider Landessprachen verpflichtend. So werden gezielt Ärzte für die Versorgung in Südtirol ausgebildet. Ein Teil der Ausbildung erfolgt zudem in Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeinmedizin, um auch dem Hausärztemangel entgegenzuwirken. 
 

Südtirol hatte bisher das Problem eines Brain-Drains, also der Abwanderung von Wissenschaftlern oder hochqualifizierten Arbeitskräften – im Falle des Gesundheitswesens die Abwanderung junger Ärztinnen und Ärzte bzw. Fachärztinnen und Fachärzte aus Südtirol. Dazu kommt die mangelnde Bereitschaft, nach dem Studium oder der Facharztausbildung nach Südtirol zurückzukehren. Seit bekannt ist, dass wir eine Medizinische Fakultät in Bozen errichten, haben wir bereits mehrere Anfragen (nicht nur) von Südtiroler Professorinnen oder Fachärzten aus dem Ausland, die Interesse hätten, zurückzukommen bzw. nach Südtirol zu kommen, um hier zu arbeiten. Der Studiengang Medizin in Bozen führt somit automatisch zu einem Brain-Gain, d.h. zu einem Zuwachs an qualifizierten Köpfen. Einem Ärztemangel wird durch den Studiengang stark entgegengewirkt, die medizinische Versorgung wird langfristig gesichert. Die Errichtung des Studiengangs entspricht auch dem bei diversen Südstern Treffen geäußerten Wunsch vieler junger Ärzte und Ärztinnen, die derzeit im Ausland tätig sind, in Südtirol in Lehre und Forschung tätig sein zu können.


Durch den Studiengang Medizin wird der Standort Südtirol, die medizinische Versorgung und die Attraktivität der Arbeitsplätze im Gesundheitswesen aufgewertet. Bald werden potenziell zusätzliche 360 junge Menschen in den Krankenhäusern helfen und lernen. Durch die Lehrtätigkeit an der Universität wird die Arbeit im öffentlichen Gesundheitswesen abwechslungsreicher und bietet zudem möglicherweise eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit für die Fachärztinnen und Allgemeinmediziner im Land, die hoffentlich viele im öffentlichen Gesundheitswesen halten wird. 

Darüber hinaus wird durch die Zusammenarbeit mit der Universität Cattolica del Sacro Cuore die Facharztausbildung in allen Fächern gewährleistet und damit der Facharztnachschub langfristig gesichert. Seit 4 Jahren wird das Gemelli Klinikum der Universität Cattolica in Rom zum besten Krankenhaus Italiens gekürt (im Vergleich Krankenhaus Bozen Platz 19, Trient Platz 24) und steht laut Newsweek an Platz 37 der besten Krankenhäuser der Welt (im Vergleich UniversitätsklinikInnsbruck: Platz 58). Diese Zusammenarbeit garantiert zusätzlich die Qualität der medizinischen Ausbildung in Südtirol. Die alternde Bevölkerung wird in Zukunft mehr medizinische Versorgung brauchen, durch den Studiengang Medizin ist der Nachwuchs an Ärzten und Ärztinnen für Südtirol gesichert.”


 

Prof. PD. DDr. Klaus Eisendle MBA, Präsident des Universitären Ausbildungszentrums für Gesundheitsberufe Claudiana

Dr. Horand Meier, Koordinator Studiengang Medizin, Operative Einheit für klinische Führung, Autonome Provinz Südtirol

 

 

Hier geht’s zur Anmeldung zum 10. Südstern Health and Science Forum am 25. Oktober in der Claudiana in Bozen. 

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