50 Jahre Forschung für die Landwirtschaft: Direktor Michael Oberhuber über die Entwicklung und Zukunft des Versuchszentrums Laimburg

Freitag, 07.02.2025
Vom Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrum zu einer international anerkannten Forschungsinstitution: Das ist die Entwicklung des Versuchszentrum Laimburg, das heuer sein 50-jähriges Jubiläum feiert.

 

An der Spitze des Zentrums steht seit nun mehr 15 Jahren Michael Oberhuber als Direktor vor. Ursprünglich aus Olang im Pustertal stammend, ist Oberhuber ausgebildeter Chemiker und hat zunächst in den USA und anschließend in Österreich bei einem Pharmaunternehmen gearbeitet. Seit 2009 leitet er das Laimburg-Zentrum, das in den letzten Jahren seine internationalen Kooperationen verstärkt, das Forschungsprogramm strukturiert und seine Kompetenzen in neuen Forschungsbereichen erweitert hat.  

In diesem Interview spricht der Direktor über seine Vision für das Zentrum, die auf Nachhaltigkeit, innovativer Landwirtschaft und Forschung im Bereich der menschlichen Ernährung fokussiert ist.

(C) NOI Techpark/ivo corrà

 

Was war die erste Maßnahme, die Sie umgesetzt haben?

Eine der ersten wichtigen Initiativen war die Definition eines strukturierten Forschungsprogramms. Vor meiner Zeit wurden viele kleine Projekte durchgeführt und es fehlte eine langfristige Vision. Wir führten daher fünf Forschungsprioritäten bis 2030 ein, die in Zusammenarbeit mit unseren Forschungsteams und Vertretern der Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung vor Ort entwickelt wurden. Das Prioritätenprogramm umfasst Themen, die für die Produktion und Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse besonders relevant sind, wie z.B. nachhaltige, resiliente und klimaneutrale Landwirtschaft, digitale Innovation sowie die Qualität und Diversifizierung von Produkten im Sinne einer Kreislaufwirtschaft.

 

Wie würden Sie die Entwicklung des Laimburg Zentrums in den letzten 15 Jahren in drei Worten zusammenfassen?

1) Internationalisierung: Wir haben unsere Beziehungen zu Forschungspartnern in Europa und weltweit kontinuierlich gestärkt.

2) Erweiterung und Diversifizierung: Im Laufe der Jahre haben wir unsere Forschungsfähigkeiten erweitert, z.B. den Bereich der Lebensmitteltechnologie hinzugefügt. Zudem haben wir unsere Kompetenzen verstärkt und diversifiziert, indem wir – neben dem Apfel und der Traube – auch die Berglandwirtschaft und eine Reihe von ergänzenden Kulturen wie Erdbeeren, Kirschen, Blaubeeren, Kräuter, Kastanien und Mini-Kiwis untersucht haben.

3) Aufstieg: Ich kann bestätigen, dass das Versuchszentrum Laimburg heute eine gut wahrgenommene und etablierte Institution in der Südtiroler Forschungslandschaft ist. Ich erinnere mich noch gut daran, dass es zu Beginn nicht so war.

 

Wie kann die wissenschaftliche Forschung die Landwirtschaft dabei unterstützen, die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen?

Zwei Schlüsselbegriffe charakterisieren den Wandel, dem die Landwirtschaft gegenübersteht: wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit. Der notwendige Übergang zur Dekarbonisierung stellt uns vor große Herausforderungen und macht es notwendig, den Pflanzenschutz neu zu denken. Ein entscheidender Punkt hier ist die Wahl der richtigen Strategie, die den Einsatz biologischer Methoden als Alternative zu chemischen Produkten berücksichtigt. Gleichzeitig werden die Digitalisierung und die Präzisionslandwirtschaft zu Schlüsselfaktoren, um die Effizienz und Nachhaltigkeit des Systems zu steigern. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine wissenschaftliche Forschung in engem Kontakt mit der landwirtschaftlichen Praxis erforderlich. Dass Südtirol über ein international anerkanntes Forschungszentrum verfügt, trägt zur Förderung der Entwicklung von Innovationen in unserer Region bei.

 

Wie stellen Sie sich das Versuchszentrum Laimburg im Jahr 2040 vor?

Die angewandte Forschung des Zentrums wurde 1975 mit dem Fokus auf Landwirtschaft gegründet. Später spezialisierten wir uns auf die Verarbeitung von Lebensmitteln zu Qualitätsprodukten. Der nächste logische Schritt für mich wäre das Thema Ernährung. Mit dem Ansatz und dem Bewusstsein, dass Ernährung einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden der Bevölkerung leistet. Ich betrachte es als einen wichtigen Teil unserer Bemühungen, die Idee zu verfolgen, die ich zu Beginn erwähnt habe und die mich in meine jetzige Position geführt hat: Prävention vor der Heilung.

 

Nennen Sie drei Wünsche für das Zentrum.

Ich wünsche dem Versuchszentrum Laimburg weiterhin brillante junge Köpfe anzuziehen, stets mit Stolz von der Südtiroler Bevölkerung anerkannt zu werden und seine Rolle als Referenz im agroalimentaren Bereich zu bewahren, dem wir unsere Arbeit widmen.

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