Südtirols Landwirtschaft auf hohem Niveau

Dienstag, 18.03.2025
Evi Deltedesco ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe Phytopathologie am Versuchszentrum Laimburg. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Untersuchung von Pilzkrankheiten, wobei besonderes Augenmerk auf die Identifizierung der Erreger, die Charakterisierung ihrer biologischen Eigenschaften und die Analyse ihrer Wechselwirkungen mit Umwelt- und Wirtspflanzenfaktoren gelegt wird. Nach der Matura an der Landwirtschaftlichen Oberschule in Auer entschied sie sich für ein Studium der Agrarwissenschaften an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Ihr Interesse an Pflanzenkrankheiten und Bodenmikrobiologie vertiefte sich während ihres Masters am Institut für Bodenforschung (IBF). Eine besonders prägende Zeit war das FEMTech-Praktikum (Frauen in Forschung und Technologie) am Austrian Institute of Technology (AIT) in Tulln, das sie während ihres Masterstudiums absolvierte. Die enge Zusammenarbeit zwischen IBF und AIT eröffnete ihr die Möglichkeit, an einem gemeinsamen Forschungsprojekt zu arbeiten. Dies führte schließlich zu ihrer Promotion im Bereich der Bodenmikrobiologie, die sie 2020 mit summa cum laude abschloss.


 

Ihre wissenschaftliche Laufbahn am Versuchszentrum Laimburg begann im Bereich der Phytopathologie. Mit welchen Krankheitserregern beschäftigen Sie sich?

In meiner Forschung befasse ich mich vor allem mit den beiden in Südtirol am häufigsten angebauten Dauerkulturen: dem Apfel- und dem Weinbau. Darüber hinaus habe ich auch Krankheiten sogenannter Nischenkulturen wie Kirschen untersucht. In den letzten Jahren sind im Südtiroler Apfelanbau neue Pilzerkrankungen aufgetreten, die aktuell im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen. Derzeit liegt mein Fokus auf der Erforschung von Glomerella Leaf Spot (GLS) und Apple Bitter Rot (ABR), die durch Colletotrichum chrysophilumverursacht werden. Das vermehrte Auftreten neuer Schadbilder im Apfelanbau ist meist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels zwischen Umwelt, Wirt und Erreger. Zum einen begünstigen klimatische Veränderungen die Etablierung dieser Pilzkrankheiten in Südtirol, zum anderen trägt die zunehmende Reduktion zugelassener fungizider Wirkstoffe zur Ausbreitung phytopathogener Pilze bei. 

 

Ein weiterer Schwerpunkt Ihrer Arbeit liegt auf der Bodengesundheit. Wie steht es um die Böden in Südtirol? Und was kann getan werden, um sie nachhaltig zu bewahren oder wiederherzustellen?

Mein Lieblingszitat von Charles E. Kellogg im USDA Yearbook of Agriculture, 1938: „Essentially, all life depends upon the soil. There can be no life without soil and no soil without life; they have evolved together.” Der Boden stellt nicht nur die unverzichtbare Grundlage für den Anbau von Pflanzen dar, die als menschliche Nahrung und Tierfutter genutzt werden, ganz im Gegenteil er ist wesentlich für die Umsetzung von Nährstoffen, Speicherung von Kohlenstoff, er dient als Wasserspeicher und -filter und vieles mehr. Jedoch stellen der Klimawandel und seine Folgen große Herausforderungen an den Boden und damit direkt auch an die Landwirtschaft. Außerdem verlangen die Konsumenten und die Gesellschaft eine nachhaltigere Landwirtschaft, welche im zunehmenden Maß auf den Einsatz von Herbiziden und mineralischen Düngern verzichten soll. Aber nur ein Boden im Gleichgewicht lässt Landwirtschaft auf hohem Niveau zu. Deshalb gilt es, sich auch in Südtirol mit einem gezieltem Bodenmanagement auf die sich verändernden Bedingungen vorzubereiten.

©️Laimburg Research Centre/ivo Corrà.
 

 

Forschung in Südtirol – Chancen und Herausforderungen: Welche Möglichkeiten bietet das Versuchszentrum Laimburg für Forschende?

Der wissenschaftliche Sektor in Südtirol ist -wie die Region selbst-, eher klein und relativ begrenzt. Jedoch bietet vor allem das Versuchszentrum Laimburg die Möglichkeit, theoretisches Wissen mit praxisnahen Versuchen zu verknüpfen. Vor allem die enge Zusammenarbeit mit den LandwirtInnen selbst, dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau und den verschiedensten landwirtschaftlichen Genossenschaften ermöglicht es uns, die LandwirtInnen in der Praxis zu unterstützen und ihnen möglichst umfangreich nutzbares Wissen für ihre tägliche Arbeit bereitzustellen. Wichtig ist aber in jedem Fall auch der Kontakt zu internationalen WissenschaftlerInnen und anderen Forschungsinstitutionen. WissenschaftlerInnen in aller Welt beschäftigen sich mit ähnlichen Themen und der Austausch und Kooperationen mit anderen stellen somit eine große Bereicherung dar. Hier gilt es unbedingt, diese Interaktionen noch weiter zu fördern und zu intensivieren.

 

Zum Abschluss eine philosophische Frage: Was bedeutet es für Sie, Forscherin zu sein?

In der Forschung geht es vor allem darum, Antworten auf offene Fragen zu finden, Daten zu sammeln, zu interpretieren und alle Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammenzufügen. Kreativität spielt in der Forschung eine große Rolle, wir müssen uns tagtäglich vorstellen, was vielleicht sein könnte und müssen diese Ideen dann überprüfen und verknüpfen. Hypothesen und Überlegungen werden bestätigt oder verworfen, sehr oft müssen sie neu berechnet werde, aber auch davon sollte sich ein Forscher nicht entmutigen lassen. Ganz im Gegenteil, meist entsteht genau in der Krise die Innovation. Es braucht jedenfalls sehr viel Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit in meinem Beruf.

©️Laimburg Research Centre/ivo Corrà.

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