Kalziummagnesiumkarbonat, ein Feuerwehrauto und ein Pferdetransporter.
Donnerstag, 08.09.2011
Die Geschichte der Südstern Sommerwanderung 2011. Déodat de Dolomieu, ein rastloser, vielseitig gebildeter und hingabefähiger Geologe stand als Namensgeber und Entdecker des “Dolomits” Pate für die Bezeichnung Dolomiten. Er entdeckte das Gestein a...
Die Geschichte der Südstern Sommerwanderung 2011.
Déodat de Dolomieu, ein rastloser, vielseitig gebildeter und hingabefähiger Geologe stand als Namensgeber und Entdecker des “Dolomits” Pate für die Bezeichnung Dolomiten. Er entdeckte das Gestein aus Kalziummagnesiumkarbonat 1789 auf einer Expedition im Bachbett des Eisacks. 222 Jahre später macht sich eine 17-köpfige Gruppe rastloser, vielseitig gebildeter und hingabefähiger Südsterne auf den Weg einen Teil dieser Dolomiten zu erkunden.
8:30 Uhr. Talstation der Seiser Alm Bahn. Händeschütteln und Wiedersehensfreude. Kurze Vorstellung. Ja genau, wir waren ja bereits online in Kontakt. Schön dass man sich endlich auch persönlich trifft. Rein in die Bahn, rauf auf die Alm. Weiter mit dem Bus nach Saltria. Zum Sessellift auf die Williamshütte. Mit jedem Höhenmeter steigt die Lockerheit. Das ist sowieso so eine Grundregel bei den Südstern Sommerwanderungen: am Ende haben sich alle lieber als am Anfang.
Zugegeben: es geht richtig kitschig zu, bei den traditionellen Südstern Sommerwanderungen.
Keine Minute vergeht, an dem nicht jemand seine Entscheidung ins Ausland zu gehen aufgrund der sich im auftuenden Vollkommenheit der Natur in Frage stellt. Der strahlende Spätsommertag tat sein Bestes, um dieses Schauspiel 2011 auf die Spitze zu treiben. Erkennbar ist dies insbesondere an der hohen Klickfrequenz der Fotokameras, die alle paar Meter hervorgeholt wurden. Was natürlich einen negativen Einfluss auf die Trittfrequenz hatte.
Bei dem Prachtspiel der Farben war das ja auch kein Wunder. Sattgrüne Almwiesen gespickt mit dunkelgrünen Baumtupfern, darüber die unbeschreiblich graugelbweissen Felsformationen, dazwischen der tiefblaue Himmel und dann noch, als Draufgabe, kleine adrette und schneeweiße Häufchenwolken.
Man geht es gemütlich an, an diesem Tag. Man will ja einmal keinen Stress haben. Vorbei an der Murmeltierhütte. Soeben hat man daran gedacht und schon ist einer dieser Nager in Sichtweite, kaum 200 Meter nach der Hütte. Klick. Auch das Foto ist im Kasten.
Es zieht sich gemütlich hinein, am Fuße des Langkofels. Dann, der Einstieg zur Scharte. Kurze Pause. Brote, Äpfel, Müsliriegel. Holersaft. Von der Mama. Man gewinnt an Höhe. Beim Blick zurück tun sich die Almwiesen langsam zu und der Fels scheint einen Schritt für Schritt enger zu umarmen. Die Burgi macht noch ein Foto. Wir haben Zeit. Eine Stunde später ist der Aufstieg geschafft: Toni Demetz Hütte. 2.683 Meter. 13 Uhr. Hunger.
Bewirtet wird die Toni Demetz Hütte seit Jahrzehnten von der Familie Demetz. Die Geschichte der Hütte beruht auf einem tragischen Bergunglück, dass dem 20jährigen Toni Demetz im Jahre 1952 ereilte. Ein Blitz traf den jungen Bergführer und eine Seilschaft von weiteren 2 Personen. Sein Vater, Giovanni Demetz arbeitete von nun an rastlos daran, auf der Langkofelscharte ein Schutzhaus für Bergsteiger zu errichten. 2 Jahre später wurde die Toni Demetz Hütte eingeweiht. Der Sohn von Giovanni, Enrico Demetz führt die Hütte noch heute mit seiner Familie. Und was für eine Familie das ist: die Herzlichkeit und Frohnatur der Gastgeber liess keine Wünsche offen. Der krönende Abschluss war das obligatorische Schnapsl vor dem Aufbruch. Auf die Frage ob dies ein selbstgebrannter sei, antwortete Enrico Demetz: “Jo, foscht. Vom Pircher selbst gebrannt.” Das Ehepaar Demetz wirkt frisch, trotz einer anstrengenden Saison. Das wird wohl die Bergluft hier oben ausmachen.
Nachdem die Batterien nun wieder voll aufgeladen waren ging es weiter mit der Tour. Runter bis aufs Sellajoch und dann nach rechts Richtung Plattkofelhütte. Gemütlich. Man hat ja Zeit. Doch dann, nach einem Kaffee auf der Sandro Pertini Hütte, der Blick auf die Uhr. Schon 5! Die letzte Almbahn geht um 7 und in 2 Stunden schaffen wir den Abstieg nicht. Mit dem Sessellift abkürzen geht nicht, denn der letzte fährt bereits in einer halben Stunde. Gerd ergreift die Initiative und rennt voraus: “der Sessellift wird wohl 20 Minuten auf uns warten, ich frag nach” meint er, und ist schon mit 3 weiteren Bergfexen unterwegs. Im weiteren Verlauf setzt sich noch eine weitere Gruppe von 6 Leuten von der langsameren Gruppe ab. Hektisch wird zwischen den Gruppen hin und hertelefoniert. Der Sessellift fährt nicht mehr. Dann meldet sich die langsamste Gruppe: Miriam und Konsorten haben bei der Plattkofelhütte die Feuerwehr, die mit einem Jeep dort unterwegs war, gefragt ob sie mit nach Saltria, zur Busstation fahren könnten. Ein Notfall, ja klar greift die Feuerwehr da ein. Inzwischen hat sich die schnellste Gruppe bei der Zallinger-Hütte informiert: “Wenn ihr die Abkürzung runter rennt, dann seid ihr in einer halben Stunde unten, dann schafft ihr es locker den Bus zur Bergstation der Almbahn zu nehmen”, meint der Wirt. Und schaut der Läufergruppe verdutzt nach, als diese quer durch die Almwiesen Richtung Tal läuft. Die mittlere Gruppe, die nunmehr nur noch 2 Mitglieder zählt - alle anderen wurden ebenfalls von der Feuerwehr aufgelesen, nimmt indes eine falsche Abzweigung und scheint keine Chance mehr zu haben, den Bus noch zu kriegen. Doch da! Ein Pferdetransporter! Stop!
Gerettet.
Auch die Läufergruppe konnte noch einen Jeep anhalten, der talwärts fuhr, nur einer ist bis ganz zur Busstation gelaufen. Der trainiert eh grad für einen Marathon, also kein Problem.
Der Stress und die Hektik weichen sofort aus den Gesichtern als festgestellt wird, dass es alle geschafft haben. Allgemeines Gelächter macht sich breit. Die Aufteilung in Zellen war also gar nicht so blöd. Und der Beweis ist erbracht: Südsterne wissen sich zu helfen!
Zum Schluss bleiben bei der Bergstation der Almbahn noch 15 Minuten Zeit. Ein letzter Blick zurück auf die “ bleichen Berge”, ein Gruppenfoto und ab gehts, ins Tal. Und wieder zurück, in alle Himmelsrichtungen: Österreich, Deutschland, Schweiz und Hong Kong.
Was bleibt ist die Erinnerung an eine Sommerwanderung, die sicher in die Südstern-Geschichte eingehen wird.
Bildergalerie: