Haben Sie für Ihre Mitarbeiter Ausgleichskasse beantragt?
GS: Wir haben uns das angeschaut und dann bewusst dagegen entschieden. Für uns ist klar, dass wir den Mitarbeitern etwas zurückgeben wollen und ihnen drei Monate die Stange halten. Sie kommen uns insoweit entgegen, dass sie Urlaube und Überstunden abbauen. Und dann hoffen wir natürlich alle, dass sich die Lage wieder normalisiert.
KS: Für die 22 Mitarbeiter, die konstant im Haus waren, haben wir einen Mensadienst improvisiert, und das ist gut angekommen. Über unser Welfare-Programm haben wir für alle unsere Mitarbeiter eine Covid-Deckung abgeschlossen, sollten sie aufgrund des Virus im Krankenhaus behandelt werden müssen. Diese Polizze haben wir auch unseren Kunden angeboten. 76 von ihnen haben ihre Mitarbeiter damit abgesichert. Auf die Provision haben wir verzichtet und diese an zwei Krankenhäuser in Bergamo und Mailand gestiftet.
Die viel besprochene Phase 2 verspricht ein Stückchen Normalität. Gehört dazu auch die Rückkehr der Mitarbeiter ins Büro?
KS: Das wird schrittweise stattfinden, ja. Unser Eindruck ist, dass es alle Mitarbeiter ins Büro zurückzieht. Wir haben zum Glück so großzügige Räumlichkeiten, dass wir die Sicherheitsabstände einhalten können.
GS: Auch das lernen wir gerade: Arbeit ist Arbeit und Schnaps ist Schnaps. Es ist eben weit schwieriger, daheim mit den Kindern irgendwo im Hintergrund zu arbeiten als im Büro. Wobei sich unsere Mitarbeiter sehr bemüht haben, das war eine äußerst positive Erfahrung. Ein Stückchen Normalität ja, trotzdem wird sich einiges ändern.
Inwiefern?
GS: Als Unternehmer sehe ich die Welt nun anders. Bis jetzt war alles stark auf Maximierung aufgebaut, es galt, die Kurve immer weiter nach oben zu pushen. Am Ende haben wir gemerkt, dass wir alle auf dünnem Eis sitzen. Es ist gebrochen, wir sind nicht untergegangen, aber wir haben uns die Füße nass gemacht. Lebensqualität ist ein Thema, die Frage, wie wir Familie und Beruf unter einen Hut bringen. Da wird es Diskussionen geben. Ich glaube zum Positiven.
Wie sieht es mit dem Wert der Arbeit aus?
GS: Der Unternehmer versteht jetzt vielleicht, dass es nicht in erster Linie darum geht, die Rentabilität weiter nach oben zu schrauben, sondern sein Personal zu halten, seine Stammmannschaft zu unterstützen. Und die Mitarbeiter wissen vielleicht mehr zu schätzen, wie wichtig ein sicherer Arbeitsplatz und ein soziales Umfeld sind.
Katharina, Sie stecken noch mitten im Studium. Corona hat sie quasi über Nacht in den Familienbetrieb katapultiert.
KS: Im März wollte ich ein Praktikum bei Unipol in Mailand beginnen. Dann kam das Virus und ich dachte mir, warum nicht?
GS: In den vergangenen Jahren hatte ich den Eindruck, dass die Studenten überall arbeiten wollen, nur nicht zuhause, und immer auf der Jagd nach dem besten Curriculum sind. Vielleicht stellt sich jetzt auch heraus, dass Südtirol starke Familienbetriebe hat, und es auch hier interessante Möglichkeiten gibt. Meine Tochter betreut im Moment die neue Homepage, und ich finde die Zusammenarbeit wunderbar. Das ist einer der positiven Aspekte, die Corona mit sich gebracht hat.