„Beeindruckend, wie sich die Börsen verhalten haben”

Montag, 10.08.2020
Er wuchs in Bozen auf, studierte in Graz und Mailand, stieg bei hofer powertrain in die Automobilindustrie ein und ist heute CEO einer börsennotierten Holding: Im Interview erzählt Peter Werth, ein Südstern der ersten Stunde, warum die Wolftank-Adisa Holding vom unterschiedlichen Umweltbewusstsein in der Welt lebt.

 

Was ist die Idee hinter der Wolftank-Aldisa Holding?

Unser Unternehmen ist aus einem Zusammenschluss vieler kleiner Firmen entstanden. Da ist zum Beispiel in Mailand eine kleine Firma mit  einem tollen Angebot, aber sie schafft es nicht, sich nachhaltig ohne fremde Hilfe auf dem Markt zu halten. Denn wenn man unter einer kritischen Größe bleibt, ist ein profitables Bestehen sehr schwierig. Die Auflagen für Firmen sind heute viel höher. Mit drei, vier Mitarbeitern ist mancher Bürokraktieaufwand nicht zu bewältigen. Kommt so eine Firma ins Netzwerk, kann sie sich aufs Wesentliche fokussieren, nämlich das Business. So ist diese Idee der Zusammenschlüsse entstanden. Im Moment sind wir dabei, die Kommunikation nach außen zu verbessern. Wir müssen nicht weniger als 17 Webseiten von Unternehmen zusammenschließen. In diesem Netzwerk versuchen wir, Produkte und Dienstleistungen international anzubieten.

 

Die Wolftank Gruppe ist in der Cleantech-Branche tätig. Ein wachsender Markt?

Wir haben drei Geschäftsbereiche: Sanierung von Tanks und Rohren für Treibstoffe, Chemikalien und vor allem Trinkwasser, Dekontaminierung von Böden und der schlüsselfertige Bau von Tankanlagen für LNG und Wasserstoff und die dementsprechende Überwachung. Es gibt auf der Welt tausende Anlagen. Viele meinen, dass schon bald alles elektrisch ablaufen wird, aber dem ist nicht so. Selbst wenn neue Anlagen gebaut werden, sind die alten ja trotzdem da. Sie müssen weiter in Betrieb gehalten werden, trotzdem will man weniger und weniger investieren. Deutschland ist in dem Bereich sehr weit vorne, andere Länder in der Entwicklung um Jahre zurück. Das sind alles ganz unterschiedliche Herausforderungen. So wie sich die Situation in Entwicklungs-Ländern heute darstellt, war sie in Zentraleuropa vielleicht vor Jahren. Es ist eine unternehmerische Herausforderung, den richtigen Moment zu erkennen, Timing ist der Schlüssel. 

Wie in China, wo Wolftank im vergangenen Jahr super durchgestartet ist? 

Hätten wir in China fünf Jahre eher angefangen, wären wir trotzdem erst letztes Jahr so richtig durch die Decke gegangen. Du musst im richtigen Moment am richtigen Ort sein und das richtige Werkzeug in der Hand haben. 1,5 Milliarden Menschen haben im Moment keinen Zugang zu Energie. Wenn Wohlstand entsteht, dann wollen die Menschen eine saubere Umwelt und hohen Lebensstandard. Und dann kommen wir ins Spiel. 

 

Für diesen Wandel muss ein Land bereit sein. 

Absolut. Im ersten Moment werden Filter eingebaut, weil die Menschen keinen Smog mehr wollen, sondern saubere Luft. Das nächste ist immer das Wasser. Weit über die Hälfte aller städtischen Abwasser gehen heute noch ungeklärt ins Meer. In Afrika etwa gibt es kaum Kläranlagen. Wo geklärt wird, landen dann Schwermetalle im Boden und müssen dann wieder geklärt werden. In Asien ist Organic Farming nur schwer möglich, weil der Boden kontaminiert ist. Kurz gesagt, was wir in manchen Ländern als Lösungen heute noch anbieten, brauchst du in anderen eben nicht mehr, weil sie in der Entwicklung schon viel weiter sind. Wir leben vom großen Unterschied der Reife an Umweltbewusstsein. Erst wenn es Mittel und Ressourcen gibt, die eingesetzt werden können, kommen wir auf den Plan. Davor macht es keinen Sinn. 

 

Ist in Europa wirklich alles so rosig?

Nein, nicht in allen Bereichen. Wir sind gerade stark in Forschung und Entwicklung im Trinkwasserbereich tätig. So wie in vielen Städten dieser Welt versickert auch in großen Städten wie London das Wasser, weil die Rohre kaputt sind. Sie befinden sich irgendwo unter der Erde und du kommst nicht hin. Also akzeptierst du es, bis es eben gar nicht mehr geht. 

 

Wann waren Sie das letzte Mal in China?

Im Januar. Am 22. bin ich zurückgeflogen. Nur einen Tag später ging es medial mit der Covid-19-Pandemie richtig los. Ich kann seither nicht nach China, weil ich sowohl dort als auch nach meiner Rückkehr in eine zweiwöchige Quarantäne müsste. In Brasilien haben wir im Dezember eine Niederlassung  gegründet, die überhaupt noch nicht physisch gestartet ist, alle Mitarbeiter befinden sich im so genannten Smartworking. In Europa machen wir auf und lockern alles, aber weltweit ist die Pandemie noch nie abgeflacht. 

 

Wagen Sie trotzdem eine Prognose?

Das ist schwierig. Die neue Normalität ist, dass du keine Prognosen machen kannst. Alles ist langsamer und mühsamer geworden. Wachstum erwarten wir uns in diesem Jahr keines oder nur marginal. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich die Börsen verhalten haben. Trotz extremer Verzahnung mit China machte Europa anfänglich keinen Zappler. Dann schwappte das Virus nach Italien und innerhalb von drei Tagen sind wir um 60 Prozent gefallen. Erst dann sind die asiatischen Börsen nach unten nachgezogen, mehr, als in dem Moment, wo das Problem in China akut wurde. Eine Unsicherheit wird bleiben. Das ist wiederum ein Vorteil für lokales Business. Die Welt ändert sich und in dem Punkt hat es auch etwas Gutes. 

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Südstern

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