Es folgen Hongkong, Thailand, Indien, Brasilien. Da lässt er sich ein Jahr lang beurlauben, um in Lausanne seinen MBA zu machen. Cambridge, London, Düsseldorf, Mailand, zurück nach Brasilien. Mittlerweile spricht er sechs Sprachen. Immer an seiner Seite: Seine Frau, mit der er zwölf Umzüge meistert und drei Söhne bekommt. Jeder kommt in einem anderen Land zur Welt. Und Pircher macht weiter Karriere. Dass seine Frau sich beruflich neu erfunden hat, und jetzt genau das macht, was ihr Spaß macht, freut ihn besonders. Seit vier Jahren ist er wieder in Mailand. Wer Gerd Pircher kennt, weiß, dass er wieder aufbrechen wird.
Covid-19 ist nicht die erste Krise, die er erlebt hat. „2007 und 2008 ging es darum, Risikoentscheidungen zu treffen. Jetzt hingegen ist Logistik ein zentrales Thema.” Eines, in dem Unternehmen die Nase vorn haben, die sich möglichst schnell anpassen können. Über zwei Monate war die Bank praktisch zu, die Mitarbeiter*innen im Homeoffice. Smartworking war in der Zeit vor Corona bei HSBC kein Fremdwort. „Aber viele Vorgesetzte waren nicht davon begeistert.” Während der schlimmsten Zeit der Corona-Krise arbeiteten mit einem Mal 85 Prozent von weltweit 235.000 Angestellten im Homeoffice. Die Erfahrungen waren positiv. Pircher ist immer noch erstaunt, wie viel im Dienstleistungssektor von Zu Hause aus erledigt werden kann. „Ich habe die Bank praktisch vom Esstisch aus geführt.” Selten konnte er Entscheidungen so schnell treffen wie jetzt. Es ist die Geschwindigkeit, die sich Macher wie er öfter wünschen würden.
Manchmal kommt es aber auf Geduld an. Als kleiner Bub war Gerd Pircher oft im Geschäft seiner Eltern in Sand in Taufers. Der Despar Markt Pircher, eine Institution, damals wie heute. Hier lernte er die wichtigste Lektion für sein späteres Berufsleben. „Mein Vater legte großen Wert darauf, seine Kunden zu kennen. Er nahm sich Zeit, merkte sich, welche Lebensmittel sie mochten und welche nicht”, sagt er. „Und er bestand darauf, dass wir jeden einzelnen Kunden mit dem Namen ansprechen.“
Kenne deine Kunden. Im Lockdown ist Gerd Pircher das Credo seines Vaters einmal mehr bewusst geworden. So einfach und doch so wirkungsvoll.