Als Professor für strategisches Management beschäftigst du dich mit positiver Führung.
Ja. Daran glaube ich. Es geht darum, Talente zu finden und sie zu entwickeln, ihr Engagement für eine große Sache zu entfachen und gemeinsam eine Vision zu entwickeln. Gelingt das, entstehen Spitzenleistungen.
Wie bist du zum Radfahren gekommen?
Zum Rennradfahren bin ich vor 25 Jahren über einen Freund gekommen, der mich gleich für den Styrkeproven (540 km, von Trondheim nach Oslo) begeistert hat. Über einen anderen Freund bin ich zum Ötztaler Radmarathon gekommen, den ich sieben Mal gefahren bin. 2016 lud mich dann Bob McKenzie aus den USA in das Team Rotary Raams Polio ein, wir sind gemeinsam im 4-er Team vier Mal das Race Across America gefahren. Seit etwa drei Jahren betreibe ich Rennradfahren als Extremsportler, ich bin das Race Across Italy gefahren (ca. 800km und 12.000 Höhenmeter nonstop), das Race Around Austria (2.200km und über 30.000 Höhenmeter in 5 Tagen und 2 Stunden) und vor drei Wochen das 24-Stunden Rennen in Grieskirchen (730km und 6.500 Höhenmeter). An diese Extremdistanzen nähert man sich nur sehr langsam, und es braucht Jahre für das Training.
Du hast bereits mehrere Male am härtesten Radrennen der Welt teilgenommen. Was hast du dabei fürs Leben gelernt?
Das sind sehr viele Dinge. Das Wichtigste ist wohl die Rolle des Begleitteams und das Vertrauen, das man entwickeln muss. Bis zur Startlinie kann man alles selbst planen und in die Hand nehmen. Dann muss man alles abgeben. Man ist permanent in Extremsituationen: Schlafentzug, Erschöpfung, Hitze, Kälte, Regen, Ernährungsprobleme. Das gilt auch für die Begleitmannschaft, die zu 100 Prozent funktionieren muss. Ich habe gelernt, dass es viel wichtiger ist, ein Team zu haben, das sich zu 100 Prozent mit der Aufgabe identifiziert und zusammenpasst, als ein Team bestehend aus Weltklasse-Leuten, die aber nicht harmonieren. Das Zweite ist die Rolle der Disziplin. Es ist leichter einen Grundsatz komplett einzuhalten als zu 95 Prozent. Das gilt in der Vorbereitung und im Rennen. Die Moral verfällt zu Beginn langsam, dann plötzlich ganz schnell. Beginnt man im Training Ausnahmen zu machen und sich nicht an den Trainingsplan zu halten, ist es nur eine Frage der Zeit bis man merkt, dass man vom Weg abgekommen ist und man vielleicht gar nicht mehr korrigieren kann. Was ich vom Sport auch gelernt habe, ist regelmäßig Pausen zur Regeneration zu machen. Der Trainingseffekt tritt erst durch die Regeneration ein. Genauso ist es im Beruf. Wer nie regeneriert, wird sich kaum weiterentwickeln können, weil er einfach zu erschöpft ist und Dinge nicht verarbeiten kann.
Dein neues Buch heißt Open Strategy. Worum geht es im Kern?
Das ist ein neues Paradigma im strategischen Management. Wir zeigen im Buch, dass man viel bessere Strategien entwickeln und vor allem viel besser umsetzen kann, wenn man in die Entwicklung viel mehr Menschen einbindet – intern und extern. Wir glauben an die „Weisheit der Vielen“. Durch die kollektive Intelligenz entstehen bessere Ideen und radikal neuere Geschäftsmodelle, weil Bestehendes viel mehr in Frage gestellt wird und Außenstehende ganz andere Perspektiven haben. Im Buch zeigen wir, wie Unternehmen wie IBM, Barclays, die US Navy, die Nato, Sivantos, Voest und viele andere neue Ansätze der Open Strategy verwenden.