„When a man is tired of London, he is tired of life”

Mittwoch, 30.10.2024
Morgen ist es soweit: Der neu gegründete Planet Recht von Südstern lädt zum ersten Event. Das Thema: Aktuelle Entwicklungen im Europäischen Wettbewerbsrecht. Als Speaker hat das Südstern-Team der Anwaltssozietät Brandstätter einen Kartellrecht-Experten gewinnen können: Paul Seppi, Anwalt bei Willkie Farr & Gallagher in London. Wir haben ihn vorab kurz interviewt:

 

Die Wahrung des Wettbewerbs wurde in der EU immer großgeschrieben, mit strikten Regelungen und einer prominenten Rolle der EU-Kommission. Geht Großbritannien mittlerweile einen eigenständigen Weg?

Das Vereinigte Königreich war im Laufe der letzten Jahrzehnte maßgeblich an der Entwicklung des EU-Wettbewerbsrechts beteiligt, insbesondere durch sein Eintreten für die Grundsätze der freien Marktwirtschaft und eine robuste Durchsetzung des Wettbewerbsrechts. Der Ansatz des Vereinigten Königreichs betonte dabei die Bedeutung des Wettbewerbs für das Wirtschaftswachstum und das Wohl der Verbraucher. In Hinblick auf diese lange Tradition ist es daher wahrscheinlich, dass das Vereinigte Königreich das Wettbewerbsrecht auch in Zukunft ähnlich strikt anwenden wird. Die Frage ist vielmehr: Was wird die EU ohne den positiven Einfluss des Vereinigten Königreichs tun? Im Bereich der Fusionskontrolle hat es seit dem Brexit zum Beispiel schon einige Transaktionen gegeben, die von der Competition and Markets Authority blockiert wurden, während sie von der EU-Kommission freigegeben wurden.

 

Was hat sich in deiner anwaltschaftlichen Praxis retrospektiv mit dem Brexit geändert? Waren die Änderungen so groß wie anfangs gefürchtet oder gilt auch hier, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird?

Für Wirtschaftsanwälte im Allgemeinen hat sich in London sehr wenig geändert. London als Wirtschafts- und Rechtsstandort hat gewisse Vorteile, die weltweit in dieser Kombination sonst nur in New York anzutreffen sind – z.B. die englische Sprache, ein stabiles Rechtssystem und ein reichhaltiges Ökosystem von Bankern, Anwälten und anderen Beratern. Diese Vorteile bestehen weiterhin. Die meisten Transaktionen zwischen internationalen Großkonzernen werden deshalb weiterhin nach englischem oder amerikanischem Recht abgewickelt, Brexit hin oder her.

Für Wettbewerbsrechtsanwälte im Besonderen sind die Grundregeln auch weiterhin dieselben geblieben, aber gewisse prozedurale Aspekte haben sich durch den Brexit geändert. Während die größten M&A-Deals und Kartellverfahren nämlich vor dem Brexit auf EU-Ebene in Brüssel überprüft wurden, führt die Competition and Markets Authority jetzt eine parallele Überprüfung durch, was die Auswirkungen dieser Deals und Kartellverhalten auf den Markt im Vereinigten Königreich betrifft. Sprich: doppelte Arbeit für Anwälte in London. Eine andere Änderung war auch, dass durch den Brexit alle englischen Anwälte das Recht verloren haben, vor europäischen Gerichten aufzutreten. Deshalb bin ich jetzt zusätzlich als Anwalt in Belgien, Irland und Italien zugelassen.

 

Wie hat es dich beruflich nach London verschlagen?

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Rom wollte ich in einer internationalen Wirtschaftskanzlei arbeiten. Nachdem die besten und größten Kanzleien alle im angelsächsischen Raum ihren Hauptsitz haben, habe ich diverse Praktika in New York und London absolviert und mich dann für London entschieden. Ich bin nun seit 2013 als Anwalt in London tätig (mit mehrjährigen Zwischenaufenthalten in Hong Kong).

 

Wie würdest du das Leben in dieser Metropole - auch im Vergleich zu Südtirol - kurz beschreiben?

London ist – zusammen mit New York – die einzige Stadt der Welt, die dem Begriff „Weltstadt“ wirklich gerecht wird. London ist unglaublich international, und das Leben ist dementsprechend interessant und vielfältig. Wie Dr. Samuel Johnson sagte: “When a man is tired of London, he is tired of life.” Allerdings ist das Leben hier auch viel komplizierter als in Südtirol, nicht zuletzt weil die Stadt so wahnsinnig groß ist. Und das Wetter – naja…

 

Eckdaten zum Event:

Wann? 31. Oktober um 16 Uhr 

Wo? Im Batzenhäusl in Bozen und anschließendem Törggelen 

Thema: Aktuelle Entwicklungen im Europäischen Wettbewerbsrecht

Kurzentschlossen können sich gerne noch unter info@suedstern.org oder mit nur einem Klick direkt hier auf der Website anmelden.

 

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