Schon während des Studiums gründet er mit ein paar Kollegen ein Unternehmen, das Software entwickelte, unter anderem für Banken. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand damals wie heute die Frage, wie ein Unternehmen unter Zuhilfenahme eines Computers einen Mehrwert aus Daten erzeugen und sie dann irgendwo wirtschaftlich gewinnbringend oder inhaltlich einsetzen kann.
Nach dem Studium ging Galler nach Singapur und machte ein Praktikum bei IBM. Er kehrte zurück und promovierte bei Professor Scheer an der Universität des Saarlandes. Nächste Station Asien: In Korea baute er eine Software-Beratungsfirma mit auf, dann folgten viele Jahre in Japan und der Wechsel zur Digital-Unit von Bertelsmann (Lycos Bertelsmann), wo er die Produktverantwortung für den Bereich „Communication & Communities“ übernahm und schließlich von Spanien aus Internetprodukte entwickelte und managte. Zu der Zeit gründete er nochmal eine Firma, die dann zum Teil an Nokia verkauft wurde.
Als Google auf ihn aufmerksam wurde und ihm 2007 die europaweite Produktmanagementverantwortung für Consumer Produkte (Google Suche, Google News, etc.) anbot, musste er nicht lange überlegen. Genauso wenig wie fünf Jahre später, als er von Swisscom abgeworben wurde. Sein neuer Job: Strategievorstand. Dass er nur etwas länger als ein Jahr beim Schweizer Telekommunikationsunternehmen blieb, hat mit Carsten Schloter zu tun. Der Top-Manager des Unternehmens nahm sich das Leben und Galler stellte sich plötzlich die Frage: „Was will ich eigentlich?” Und die Antwort war: „Selbstständig sein.”
2015 gründete Galler mit Kollegen wieder ein Unternehmen: die 1plusX AG. Der Erfolg gibt ihm Recht: Mittlerweile ist die Daten-Management-Plattform im Bereich User-Data-Management für Medienunternehmen Marktführer im deutschsprachigen Raum. Zu den Kunden gehören Branchengrößen wie Axel Springer, Tamedia und Styria.
Seine Südtiroler Herkunft ist Jürgen Galler nicht mehr anzuhören. Zu sehr haben die Jahre in Österreich und Deutschland abgefärbt. Im Job kommuniziert der 53-Jährige ohnehin nur auf Englisch. „Seit zwölf Jahren lebe ich in Zürich, das färbt auch ab.” Einmal im Jahr schafft er es noch nach Algund. Aber das, was er an den Südtirolern so liebt, die Offenheit Neuem gegenüber, die soziale Intelligenz, das Macher-Gen, findet er, der Netzwerker, mittlerweile auch andernorts: In Zürich hat er einen Kreis Südtiroler Freunde.