So trotzen Südstern-Partner der Krise: TechnoAlpin (6)

Donnerstag, 11.06.2020
Als Weltmarktführer in der Produktion von Beschneiungsanlagen ist Südstern-Partner TechnoAlpin seit Jahren auf einer Welle des Erfolges geschwommen. Dann kam Corona – und mit dem Virus die wohl größte Herausforderung in der 30-jährigen Firmengeschichte. Im Interview erzählt Patrick Danielsson, CEO der TechnoAlpin Holding, wie investitionsfreudig die Kunden gerade sind, warum Schneekanonen nun zur Desinfektion von Produktionshallen eingesetzt werden und was er als Manager aus dieser Zeit mitnehmen möchte.

 

Es heißt oft, in der Krise wird der Mensch erfinderisch. 

Patrick Danielsson: Das stimmt, denn er muss sich Gedanken machen, wie er sich an eine neue Situation anpassen kann. Als wir verstanden haben, dass uns dieses Virus länger begleiten und unsere Produktion verändern wird, haben wir uns die Frage gestellt, wie wir Oberflächen desinfizieren können, ohne eine komplette Reinigungstruppe durch die Halle schicken zu müssen. Unsere Tochterfirma EmiControls ist auf die Produktion von Schneekanonen und Turbinen spezialisiert, die zur Staubbindung, etwa bei der Arbeit in Minen oder Abbrucharbeiten, zum Einsatz kommen. Warum also nicht eine Turbine, die ohnehin für den Innenraum konzipiert ist, statt Wassernebel ein Desinfektionsmittel versprühen lassen? Wir haben es unter Berücksichtigung verschiedener Parameter getestet und es hat funktioniert.  

 

Und schon war aus der Not ein neues Standbein entstanden. 

Ja, und der Anstoß dazu kam wie so oft von Kundenseite, in diesem Fall eben hausintern. EmiControls entstand damals ja auch, weil uns ein Kunde nach Lösungen gefragt hat. Unsere Desinfektionslösungen haben mittlerweile auch schon verschiedene Unternehmen in Anspruch genommen, etwa Doppelmayr und Fercam. Auch haben wir inzwischen einen Desinfektionstunnel realisiert, der zum Beispiel  vor Kaufhäusern und Hotels zum Einsatz kommen kann. Mastertent hat das Zelt entwickelt, wir kümmern uns um das technische Innenleben in dieser Desinfektions-Dusche. 

 

Wird die Corona-Pandemie unser Hygieneverhalten nachhaltig verändern und ein Unternehmen auch in der Post-Virus-Ära in der Grippesaison die Desinfektionskanone zum Einsatz kommen lassen?

(lacht). Vor ein paar Wochen hätte ich gesagt, ja, die Standards ändern sich auf jeden Fall. Aber mittlerweile sieht man, dass sich die Lage doch ständig ändert und die Menschen relaxter im Umgang mit Maske und Co. werden, je weiter die Infektionszahlen sinken. Wir werden sehen...

Stichpunkt Kerngeschäft Beschneiung: Wie zuversichtlich blickt TechnoAlpin Richtung Winter?

Die Auswirkungen der Krise waren bei uns unmittelbar zu spüren. Viele unserer Kunden sind Privatkunden, die ziehen relativ schnell die Reißleine bei Investitionen. Das wirkt sich natürlich direkt auf unsere Umsätze aus. Wir sind weltweit tätig und sehen große länderspezifische Unterschiede. In manchen Ländern war beim Einbruch die Saison schon fast zu Ende, da war der direkte Impact geringer. In China zum Beispiel sind wir interessanterweise relativ schnell wieder gestartet nach dem Lockdown und erwarten sogar ein recht gutes Jahr. Im Alpenraum wird viel von der Sommersaison abhängen. Natürlich erleben wir, dass Projekte in Frage gestellt oder um ein, zwei Jahre nach hinten verschoben werden. Deshalb gehen wir ganz klar von einem Rückgang aus.

 

Wie begegnet man dem als Unternehmen?

Wir haben die vergangenen Jahre einen Rekord nach dem anderen aufgestellt, sind gewachsen und haben es fast nicht geschafft, das Unternehmen zu konsolidieren. Diese besondere Zeit möchten wir nutzen, um die Effizienz zu steigern. Wir schauen, wo es was zu tun gibt. Wir versuchen, interne Projekte anzuschieben, die Digitalisierung voranzutreiben und unsere Kunden noch besser zu unterstützen. Und wir gehen Projekte an, die in den vergangenen Jahren liegen geblieben sind, weil schlicht die Zeit fehlte. Und dann geht's natürlich auch darum, die Kosten niedrig zu halten.

 

Auch durch die Inanspruchnahme der Ausgleichskasse?

Natürlich, wir nutzen alle Mittel in dieser Sicht aus und sind auch mit der Arbeit zurückgefahren. Unsere Mitarbeiter*innen sind da sehr solidarisch. Verkäufer und Servicetechniker, die nicht herumreisen können, sind von der Situation besonders betroffen, aber wir verteilen die Herausforderung auf allen Schultern. Wir setzen Mitarbeiter aus dem Büro in der Produktion oder Montage ein und umgekehrt. Die Flexibilität und Bereitschaft der Mitarbeiter*innen ist wirklich erstaunlich. Nach den Rekordjahren stehen wir solide da. Das Unternehmen verfügt über einen gewissen Puffer. Wir wollen uns nicht kaputtsparen oder unsere Mitarbeiter zu viel unter Druck setzen, aber den Vorsprung dürfen wir nicht verspielen. 

 

Wie erleben Sie als Manager diese Zeit?

Die ersten Wochen waren geprägt von langen, schwierigen Tagen. Da ging es darum, die Lage zu sortieren, Entscheidungen zu treffen. Eine riesige Herausforderung, mit sich ständig ändernden Voraussetzungen, Vorschriften und Verordnungen. Kunden sind betroffen, Partner sind betroffen, die Konkurrenz genauso. Wir können es nicht ändern. Und genau deshalb möchte ich die Chance nutzen, etwas Produktives daraus zu machen. 

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