Regionale Geschäfte sorgten sich vor Internetkäufen. Haben diese zugenommen?
Normale Transaktionen, etwa Abhebungen am Bankomat oder Schalter, sind in der Zeit des Lockdowns um zwei Drittel zurückgegangen. Offenbar haben die Menschen weniger Geld gebraucht, viele Geschäfte waren ja geschlossen. Eigentlich hätte man erwarten können, dass der Onlinehandel schlagartig nach oben geht. Das Gegenteil war der Fall: Trotz Corona sind auch hier die Zahlen nach unten gegangen. Eine besondere Kundenschicht sind im Übrigen ältere Menschen. Sie benutzen die Bankomatkarte für gewöhnlich nicht so gerne. Wir mussten sie aber dazu bringen, nicht jeden Tag wegen 20 Euro in die Bank zu kommen. Deshalb haben wir innerhalb kürzester Zeit auch viele Bankomatkarten für sie bereitgestellt.
Die Hotellerie und das Gastgewerbe sind von den Auswirkungen des Lockdowns und der Phase 2 stark betroffen. Zunächst ging man von einer halb oder ganz verlorenen Saison aus. Nun ist zu befürchten, dass es auch im folgenden Herbst und Winter Einschnitte geben könnte. 600 Millionen Euro hat alleine die Sparkasse an die Tourismusbranche verliehen. Blickt man mit Sorgenfalten auf die Entwicklungen in diesem Bereich?
Der Tourismus ist für uns Südtiroler Banken ein Mega-Thema. Die italienischen Banken würden den Südtiroler Tourismus nie so finanzieren, wie wir drei Banken das machen. Wir tun das aus einem bestimmten Grund: Es handelt sich meistens um Familienbetriebe mit Tradition, die Hoteliers wollen die Betriebe weiterführen. Wir werden diesen Sektor auch in Zukunft stark weiter unterstützen. Unsere Richtlinien nach Covid haben wir nicht geändert. Mit einer Ausnahme: Damit ein neues Hotelkonzept mit einem Kredit unterstützt wird, muss der Finanzierungsplan so aufgebaut sein, dass er die mögliche Krise eines Jahres berücksichtigt. Wir haben auch jetzt neue Kredite genehmigt, weil wir nicht glauben, dass Corona den Tourismus jahrelang schwächen wird. Auch wenn Betriebe im Land jetzt unterschiedlich betroffen sind.
Dem Westen geht’s schlechter.
Westen und Osten, das sind zwei Paar Schuhe. Der Osten macht uns überhaupt keine Sorgen, auch wenn die Tourismustreibenden vielleicht nicht ganz so durchstarten werden wie gewohnt. Die haben Reserven aufgebaut, da wird wohl nicht viel passieren. Im Westen ist die Situation eine andere, dort sind viele Überbrückungskredite gefragt. Während die Pusterer und die Ladiner eine Winter- und Sommersaison haben, gibt es im Vinschgau, Meraner Land und Unterland fast nur die Sommersaison und eine vorwiegend deutsche, Gästeschicht. Sie werden voraussichtlich erst 2021 wieder gewohnte Umsätze generieren.
Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass wir im Herbst keinen zweiten Lockdown erleben werden.
Wie ist die Lage auf dem Aktienmarkt?
Erstaunlich ruhig, es hat sich schnell wieder gelegt, fast zu schnell würde ich sagen. Aktienberatung machen wir als Bank nicht. Was die Vermögensverwaltung betrifft, muss jemand eine Anlagestrategie verfolgen. Und da gilt es, dranzubleiben und nicht vor Angst zu verkaufen. Wir beobachten, dass schon wieder kräftig in Wertpapiere und Fonds investiert wird.
Was wird Corona für die Zukunft ändern?
Eine Distanzberatung mit digitaler Unterschrift? Anfang März noch unvorstellbar, heute ganz normal. Diese neuen Vertriebs- und Betreuungskanäle wollen wir als Bank unbedingt weiter erhalten und ausbauen. Bei großen Investitionen werden wir hingegen eher vorsichtiger werden. Insofern war Corona auch ein kleiner Dämpfer, der uns gezeigt hat, dass es nicht ewig nach oben gehen kann.