Wie ist die Situation aktuell in New York?
Nicht so gut, leider. Ich bin im März mit meiner Familie in unser Landhaus gezogen und seither erst zwei Mal in der Stadt gewesen. Es gibt Teile New Yorks, in denen die Lage tragisch ist: So viele kleine Unternehmen mussten schließen, weil sie dem wirtschaftlichen Druck der Pandemie nicht standhalten konnten. Einige Freunde von mir sind zurück nach Europa gezogen, weil sie ihren Job verloren haben oder mit der Familie nicht länger in der Stadt bleiben wollten. Ich habe keinen Zweifel, dass New York wieder zu sich finden wird, aber das wird dauern und vor allem braucht es dafür einen Impfstoff.
Die Lage in Amerika ist auch deshalb eine besondere, weil in drei Monaten der nächste US-Präsident gewählt wird?
Es ist ein historischer Moment in der Welt und vor allem in Amerika. Die nächsten Monate werden sehr intensiv.
Für den klassischen Journalismus waren die vergangenen Jahre nicht leicht.
Seid Donald Trump Präsident ist, ist die Zahl der Abonnenten bei der New York Times in die Höhe geschnellt. Die Menschen haben das Bedürfnis nach guter Information. In der Hochphase der Pandemie hatten wir so viel Traffic auf der Seite wie niemals zuvor. Eine Zeitlang war der Zugang zur Seite für die Corona-Berichterstattung öffentlich. Die ganze Welt war auf der Suche nach Publikationen, denen man Vertrauen kann. Die NY Times ist nach wie vor die Nummer eins für Top-Journalismus, jetzt noch mehr als sonst.
Von der Modewelt zur Kunst, das klingt irgendwie schlüssig. Aber der Wechsel ins Verlagswesen, das überrascht. Gibt es ein verbindendes Element zwischen diesen unterschiedlichen Welten?
Der rote Faden, der sich durch alles zieht, ist mein unternehmerisches Denken. Mir hat immer gefallen, zu verstehen, wie ich von A nach B komme. In der Mode habe ich im Bereich Produktentwicklung und Herstellung angefangen. Auch da musst du wissen, wie du zum Endprodukt kommst. Das gilt auch für meine Firma, die ich in der Kunstwelt hatte. Als ich die Plattform kreiert hatte, mussten wir uns überlegen, welche Künstler wir auswählen, welche Events wir organisieren und welche Technologien uns dabei helfen können. Und auch jetzt geht es in meiner Arbeit wieder um die Frage, wie ich von einem Punkt zum nächsten komme. Auch wenn es eine andere Industrie ist: Es geht um das Schaffen eines großen Ganzen.
London, Paris, Mailand, jetzt New York: Waren Sie schon immer eine Stadtbummlerin?
Ich war immer schon neugierig, was andere Kulturen betrifft und wollte Neues lernen. Obwohl ich in Meran geboren und aufgewachsen bin und total integriert war, bin ich mit meinem Namen aufgefallen und war auch immer ein bisschen die Fremde. Das hat mir auch gefallen. Ich denke, dieses Gefühl habe ich immer gesucht, als ich nach Mailand, Paris und London bin. Von London aus nach New York zu gehen, das war irgendwie eine natürliche Entwicklung, die Sinn gemacht hat. Dann habe ich meinen Mann kennengelernt und der Rest ist Geschichte.