Herzlich Willkommen, GKN Sinter Metals

Montag, 15.02.2021
Wenn es ums Thema Automotive geht, dann ist das Pustertal in der ganzen Welt mit vorne dabei. Dazu trägt auch GKN Sinter Metals mit Sitz in Bruneck und Sand in Taufers bei. Wobei man sich beim Weltmarktführer in der Pulvermetallurgie nicht nur auf die Verarbeitung von gepresstem Eisenpulver für die Automobilbranche versteht. Kaum ein Haushaltsgerät kommt ohne die Technik aus… Im Interview erzählt Manfred Oberjakober, HR-Director für die beiden Standorte Bruneck und Mailand, warum GKN Sinter Metals trotz Corona-Krise und zunehmender Elektromobilität mit vollen Auftragsbüchern dasteht und welches neue Geschäftsfeld des Unternehmens die Welt umweltfreundlicher machen und für Südsterne interessant sein könnte.

 

Kunden in 44 Ländern, knapp 2 Milliarden produzierte Teile pro Jahr: Was sind die Geschäftsfelder der GKN Sinter Metals?

Da ist einmal die Herstellung des Rohstoffes, das Eisenpulver. Und dann seine Weiterverarbeitung und die Herstellung von Komponenten aus Sintermetall. 

 

Was ist Sintermetall genau?

Darunter sind hochpräzise Bauteile zu verstehen. Im traditionellen Verfahren entsteht aus einem Stück Metall ein bestimmtes Teil. Beim Sintermetallverfahren wird der Rohstoff, das Eisenpulver, zum gewünschten Teil gepresst. Es ist wie beim Kekse backen, wenn auch komplexer: Form wählen, Teig einfüllen, backen. Je größer das Bauteil, umso mehr Presskraft braucht es beim Entstehungsprozess. Wir haben weltweit Maschinen im Einsatz, die mit bis zu 1500 Tonnen Presskraft arbeiten. Nach dem Formen und Pressen hat das Teil noch keine Festigkeit. Und da kommt das Sintern ins Spiel. Im Sinterofen bekommt das Teil die für die Anwendung geforderte Festigkeit, Metallpartikel  verbinden sich. Und dann stehen noch Verfeinerungsprozesse an, wie das Kalibrieren oder mechanische Bearbeitungen.  

 

Was sind die Vorteile des Sinterverfahrens?

Der Ausschuss beim Rohstoff ist quasi null. Es ist sehr viel effizienter und daher vor allem interessant, wenn es um große Stückzahlen geht. 

 

Woher kommt der Rohstoff?

Dabei handelt es sich vielfach um ein Abfallprodukt: Eisenschrott, der von Herstellern wieder zu Pulver verarbeitet wird. 

 

Wenn ich am Morgen meine elektrische Zahnbürste einschalte…

… dann steckt da ziemlich sicher auch Technik von uns drinnen. 70 bis 80 Prozent unserer Produkte sind für die Automobilbranche bestimmt, etwa für Motorteile oder auch andere Komponenten des Fahrzeugs. Der Rest betrifft andere Gegenstände, zum Beispiel Haushalts- oder Heimwerkergeräte, kurz alles, wo kleine Elektromotoren im Einsatz sind. 

In Zukunft wird Elektromobilität immer mehr zum Thema. Was bedeutet das für die Automotive-Branche?

Mit Sicherheit einen technologischen Wandel und Veränderung für Sinter Metals. Der Elektromotor ist weniger bauteilintensiv. Das wird vermutlich den Bedarf von Sinterprodukten am Weltmarkt für die Autoindustrie reduzieren. Aber die Elektromobilität geht auch nicht mit solch riesigen Schritten voran, dass wir diese Auswirkungen schon jetzt und in naher Zukunft spüren werden. Andererseits sind wir sehr erfolgreich bei der Akquisition von neuen Aufträgen am Weltmarkt für unseren Standort hier. Viele Kunden bevorzugen es, von Bruneck beliefert zu werden. Der weltweite Kuchen an Produkten der Pulvermetallurgie wächst nicht, aber uns gelingt es, immer größere Anteile zu holen. Deshalb spüren und erwarten wir keine Reduzierung von Volumen oder Business, sondern sogar einen Zuwachs. Natürlich hatten wir im ersten Lockdown 2020 starke Einbußen, aber das hat sich ab Juli dann wieder eingespielt und für 2021 sieht es mehr als rosig aus. 

 

Die Ansiedlung des ersten Werks im Pustertal geht auf die 50er-Jahre zurück. Damals war das klare Ziel der Politik, in strukturschwachen Gegenden die Ansiedlung von Betrieben zu unterstützen. Wie hält sich heute ein Standort, der nicht mal direkt an die Autobahn angebunden ist, so erfolgreich?

Logistisch waren die Nachteile immer da. Wer an der Autobahn oder nahe an einem großen Abnehmer liegt, ist im Vorteil. Aber das ist zu einfach gedacht. Am Ende entscheiden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Erfolg eines Unternehmens. Die Südtiroler bringen in der Arbeitswelt Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Hartnäckigkeit und Intelligenz mit und das haben wir von der Fertigung bis ins Top-Management immer für uns nutzen können. Bruneck ist das erfolgreichste Werk der GKN Sinter Metals weltweit. Wir haben keine anderen Anlagen zur Verfügung oder einen anderen Markt als unsere Mitbewerber. Wir haben einfach die besseren Arbeitskräfte. Das ist der entscheidende Erfolgsfaktor. 

 

Was bringt die Zukunft?

Im Moment sind wir dabei, ein weiteres Standbein zu entwickeln. Wenn unsere Techniker davon reden, habe ich oft das Gefühl: Das wird die Welt verändern. Es geht um Wasserstoffspeicherung, also Energie, die wir günstig von der Natur bekommen, etwa durch die Sonne, in Wasserstoff umzuwandeln und dann zu speichern. Auf Basis von Metallhydriden lässt sich Wasserstoff unter bestimmten Voraussetzungen speichern. Man könnte die so gewonnene Energie auch in der Automobilität einsetzen. Aber vor allem im Gebäudesektor, dort, wo Häuser an kein stabiles lokales Stromnetz angeschlossen sind. Etwa Schutzhütten oder ein Haus im australischen Outback. Autarke Stromversorgung würde dadurch möglich. Auch für dieses Geschäftsfeld brauchen wir sehr gut ausgebildete Leute, Maschinenbauer, Chemieingenieure, Mechatroniker.

 

Und da kommt Südstern ins Spiel?

Wir möchten Südtirolern, die im Ausland arbeiten, aufzeigen, dass hier gute Jobs auf sie warten. Auch bei uns. Wir sind ein großes Unternehmen. Wird jemandem die Pusterer Welt irgendwann zu klein, können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Erfahrungen an anderen Standorten machen. Da lässt sich die Heimatverbundenheit unserer Leute mit der Weltoffenheit gut verbinden. 

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