In Zukunft wird Elektromobilität immer mehr zum Thema. Was bedeutet das für die Automotive-Branche?
Mit Sicherheit einen technologischen Wandel und Veränderung für Sinter Metals. Der Elektromotor ist weniger bauteilintensiv. Das wird vermutlich den Bedarf von Sinterprodukten am Weltmarkt für die Autoindustrie reduzieren. Aber die Elektromobilität geht auch nicht mit solch riesigen Schritten voran, dass wir diese Auswirkungen schon jetzt und in naher Zukunft spüren werden. Andererseits sind wir sehr erfolgreich bei der Akquisition von neuen Aufträgen am Weltmarkt für unseren Standort hier. Viele Kunden bevorzugen es, von Bruneck beliefert zu werden. Der weltweite Kuchen an Produkten der Pulvermetallurgie wächst nicht, aber uns gelingt es, immer größere Anteile zu holen. Deshalb spüren und erwarten wir keine Reduzierung von Volumen oder Business, sondern sogar einen Zuwachs. Natürlich hatten wir im ersten Lockdown 2020 starke Einbußen, aber das hat sich ab Juli dann wieder eingespielt und für 2021 sieht es mehr als rosig aus.
Die Ansiedlung des ersten Werks im Pustertal geht auf die 50er-Jahre zurück. Damals war das klare Ziel der Politik, in strukturschwachen Gegenden die Ansiedlung von Betrieben zu unterstützen. Wie hält sich heute ein Standort, der nicht mal direkt an die Autobahn angebunden ist, so erfolgreich?
Logistisch waren die Nachteile immer da. Wer an der Autobahn oder nahe an einem großen Abnehmer liegt, ist im Vorteil. Aber das ist zu einfach gedacht. Am Ende entscheiden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den Erfolg eines Unternehmens. Die Südtiroler bringen in der Arbeitswelt Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Hartnäckigkeit und Intelligenz mit und das haben wir von der Fertigung bis ins Top-Management immer für uns nutzen können. Bruneck ist das erfolgreichste Werk der GKN Sinter Metals weltweit. Wir haben keine anderen Anlagen zur Verfügung oder einen anderen Markt als unsere Mitbewerber. Wir haben einfach die besseren Arbeitskräfte. Das ist der entscheidende Erfolgsfaktor.
Was bringt die Zukunft?
Im Moment sind wir dabei, ein weiteres Standbein zu entwickeln. Wenn unsere Techniker davon reden, habe ich oft das Gefühl: Das wird die Welt verändern. Es geht um Wasserstoffspeicherung, also Energie, die wir günstig von der Natur bekommen, etwa durch die Sonne, in Wasserstoff umzuwandeln und dann zu speichern. Auf Basis von Metallhydriden lässt sich Wasserstoff unter bestimmten Voraussetzungen speichern. Man könnte die so gewonnene Energie auch in der Automobilität einsetzen. Aber vor allem im Gebäudesektor, dort, wo Häuser an kein stabiles lokales Stromnetz angeschlossen sind. Etwa Schutzhütten oder ein Haus im australischen Outback. Autarke Stromversorgung würde dadurch möglich. Auch für dieses Geschäftsfeld brauchen wir sehr gut ausgebildete Leute, Maschinenbauer, Chemieingenieure, Mechatroniker.
Und da kommt Südstern ins Spiel?
Wir möchten Südtirolern, die im Ausland arbeiten, aufzeigen, dass hier gute Jobs auf sie warten. Auch bei uns. Wir sind ein großes Unternehmen. Wird jemandem die Pusterer Welt irgendwann zu klein, können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Erfahrungen an anderen Standorten machen. Da lässt sich die Heimatverbundenheit unserer Leute mit der Weltoffenheit gut verbinden.