Foto: Fraunhofer Italia
Sie beide sind aus Wien nach Südtirol zurückgekehrt. Warum?
Elias Niederwieser: Als ich jünger war, wollte ich weg. Mehr Gleichgesinnte treffen, in eine größere Stadt gehen. Ich hatte auch nicht unbedingt geplant, wieder zurückzukommen. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich wieder mehr zurückgeblickt und mich dafür interessiert habe, wie sich Dinge hier entwickeln. Wenn man jünger ist, ist es ganz einfach, gegen Dinge zu sein und irgendwann habe ich die Erfahrung für mich gemacht, dass es viel schwieriger ist, für etwas zu sein. Und ich habe für mich verstanden, dass es in einem kleinen Umfeld, wo noch nicht viel da ist, oft mehr Möglichkeiten gibt, etwas zu bewegen.
Alexander Raich: Nach 15 Jahren in Wien stellten wir uns als kleine Familie die Frage, ob wir noch mal etwas anderes machen wollen und entschieden uns, nach Südtirol zu gehen. Neben meiner Tätigkeit bei Fraunhofer habe ich noch eine zweite Arbeit. Die Familie meiner Frau arbeitet im Bereich der Softwareentwicklung in Linz. Im Unternehmen bin ich auch für den kaufmännischen Bereich zuständig. Somit ist der Kontakt zu Österreich immer noch da.
Wie wichtig ist es für einen Controller, die Forschungsprojekte zu kennen?
Fraunhofer ist gemeinnützig. Wir bekommen Gelder von der Provinz, von privaten Unternehmen und Co-Finanzierungen auf europäischer Ebene. Diese Mittel nutzen wir und am Ende müssen wir eine schwarze Null schreiben. Es ist deshalb unerlässlich, dass das Controlling die Projekte auch inhaltlich kennenlernt. Das ist es auch, was ich hier so spannend finde. Ich habe vorher 15 Jahre bei der Tageszeitung „Der Standard" gearbeitet. Da war man immer am Puls der Zeit. Was passiert jetzt, was kommt auf uns zu – solche Fragen waren wichtig. Bei Fraunhofer ist es ähnlich. Wir beschäftigen uns mit der Gegenwart, indem wir versuchen, aktuelle Probleme von Unternehmen zu lösen, aber gleichzeitig schauen wir mit unserer Vorlaufforschung auch in die Zukunft. Und wir haben mit Firmen zu tun, die sehr dynamisch arbeiten, auch aus Controllingsicht. Diese Dynamik finde ich einfach cool.
An was forschen Sie gerade?
Elias Niederwieser: Digitaler Zwilling und physikalische Simulationen sind zwei meiner Hauptthemen. Auch künstliche Intelligenz beschäftigt uns sehr. Die Physik ändert sich ja nicht so rasant, bei der KI ist das anders. Da muss man immer dabei sein, sehr viele Paper lesen.