Herzlich willkommen, Fraunhofer Italia!

Freitag, 26.07.2024
Die Partner sind eine starke Säule von Südstern. Umso mehr freuen wir uns, wenn neue Unternehmen ins Südstern-Universum einsteigen. Fraunhofer Italia ist so ein neuer Satellit, der das Netzwerk bereichert. Die gemeinnützige Forschungseinrichtung ist die erste unabhängige Auslandsgesellschaft der Fraunhofer-Gesellschaft in Italien. Was die Forschung in Südtirol interessant macht und warum Dynamik auch im Controlling spannend ist, erzählen Physiker Elias Niederwieser und Projektcontroller Alexander Raich im Willkommensinterview

 

 

Sie sind direkt von der Uni zu Fraunhofer gegangen. War es für Sie überraschend, dass Sie in Südtirol als Physiker Forschung betreiben können?

Elias Niederwieser: Das war fast ein Aha-Erlebnis für mich. Ich hatte den Wunsch, nach Südtirol zurückzukommen und hier zu leben. Aber ich dachte, es würde sehr schwer werden, mit meinem Profil im Land etwas zu finden, das mich glücklich machen kann. Durch reinen Zufall hat mir jemand vom Techpark erzählt. Ich habe dann eine Initiativbewerbung abgeschickt – und bin bei Fraunhofer gelandet. 

 

Was ist an der Physik und der Forschung in diesem Bereich so reizvoll?

Für mich war Physik immer schon spannend. Ich weiß, manche Menschen sind eingeschüchtert davon, wie viel Mathematik man dafür braucht. Aber das ist nun mal die Sprache, mit der in der Physik gesprochen wird, um die Natur zu beschreiben. Was mich in die Forschung gebracht hat, ist, dass mich Probleme faszinieren. Ich beschäftige mich gerne mit Fragen, auf die es keine schnelle Antwort gibt. Ich mag es, wenn man etwas nicht sofort lösen kann. Es geht mir generell darum, gute Fragen zu finden und dann zu lösen. 

 

Probleme gerne lösen – können Sie dem im Controlling-Bereich etwas abgewinnen?

Alexander Raich: Naja, es hängt immer davon ab, um welche Probleme es sich handelt (lacht). Die Herangehensweise der Forschung jedenfalls ist bei uns ganz ähnlich. Es geht um lösungsorientiertes Arbeiten, und dass man das nicht alleine tut, sondern im Team. 

Foto: Fraunhofer Italia

 

Sie beide sind aus Wien nach Südtirol zurückgekehrt. Warum?

Elias Niederwieser: Als ich jünger war, wollte ich weg. Mehr Gleichgesinnte treffen, in eine größere Stadt gehen. Ich hatte auch nicht unbedingt geplant, wieder zurückzukommen. Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich wieder mehr zurückgeblickt und mich dafür interessiert habe, wie sich Dinge hier entwickeln. Wenn man jünger ist, ist es ganz einfach, gegen Dinge zu sein und irgendwann habe ich die Erfahrung für mich gemacht, dass es viel schwieriger ist, für etwas zu sein. Und ich habe für mich verstanden, dass es in einem kleinen Umfeld, wo noch nicht viel da ist, oft mehr Möglichkeiten gibt, etwas zu bewegen. 

Alexander Raich: Nach 15 Jahren in Wien stellten wir uns als kleine Familie die Frage, ob wir noch mal etwas anderes machen wollen und entschieden uns, nach Südtirol zu gehen. Neben meiner Tätigkeit bei Fraunhofer habe ich noch eine zweite Arbeit. Die Familie meiner Frau arbeitet im Bereich der Softwareentwicklung in Linz. Im Unternehmen bin ich auch für den kaufmännischen Bereich zuständig. Somit ist der Kontakt zu Österreich immer noch da. 

 

Wie wichtig ist es für einen Controller, die Forschungsprojekte zu kennen? 

Fraunhofer ist gemeinnützig. Wir bekommen Gelder von der Provinz, von privaten Unternehmen und Co-Finanzierungen auf europäischer Ebene. Diese Mittel nutzen wir und am Ende müssen wir eine schwarze Null schreiben. Es ist deshalb unerlässlich, dass das Controlling die Projekte auch inhaltlich kennenlernt. Das ist es auch, was ich hier so spannend finde. Ich habe vorher 15 Jahre bei der Tageszeitung „Der Standard" gearbeitet. Da war man immer am Puls der Zeit. Was passiert jetzt, was kommt auf uns zu – solche Fragen waren wichtig. Bei Fraunhofer ist es ähnlich. Wir beschäftigen uns mit der Gegenwart, indem wir versuchen, aktuelle Probleme von Unternehmen zu lösen, aber gleichzeitig schauen wir mit unserer Vorlaufforschung auch in die Zukunft. Und wir haben mit Firmen zu tun, die sehr dynamisch arbeiten, auch aus Controllingsicht. Diese Dynamik finde ich einfach cool. 

 

An was forschen Sie gerade?

Elias Niederwieser: Digitaler Zwilling und physikalische Simulationen sind zwei meiner Hauptthemen. Auch künstliche Intelligenz beschäftigt uns sehr. Die Physik ändert sich ja nicht so rasant, bei der KI ist das anders. Da muss man immer dabei sein, sehr viele Paper lesen. 

Foto: Fraunhofer Italia

 

Was kann eine kleine Forschungseinrichtung wie Fraunhofer Italia wirklich beitragen?

Wir arbeiten mit vielen kleinen Unternehmen zusammen. Unser Ansatz unterscheidet uns dabei von großen Einrichtungen, die kein Interesse haben, Forschung für ein kleines Unternehmen zu betreiben. Oder von jenen, die „nur” eine Lösung für ein bestimmtes Problem bieten wollen. Fraunhofer Italia arbeitet nicht für die Unternehmen, sondern begleitet sie dabei, es selbst zu machen – so auf die Bedürfnisse einzugehen, das können größere Konzerne gar nicht. 

 

Was ist ein Beispiel für so eine Zusammenarbeit?

Mit dem Unternehmen „OpenTerra", das Gründachanlagen herstellt, haben wir ein Softwaretool entwickelt. Damit lassen sich Gründächer auf schon existierende Modelle vom Architekten konstruieren. Man kann in der Anwendung verschiedene Bepflanzungen und Substrate wählen und dann sehen, wie viel die Technologie dem Nutzer bringt. Und wir haben einen Chatbot dazu entwickelt, das ist sozusagen die KI-Seite des Projekts. 

 

Noch ist Fraunhofer Italia ein kleines Team. 

Unser Teamgeist zeichnet uns aus und wie divers unsere Teams aufgestellt sind. In meiner Gruppe arbeite ich mit Robotik-Experten, Architekten, Ingenieuren zusammen und bin der einzige Physiker. Genau das macht Forschung in Südtirol so stark. Die Projekte mit dem besten Outcome waren in letzter Zeit jene, wo wir so viele unterschiedliche Skills wie möglich eingebracht haben.

Alexander Raich: In Zukunft werden wir weiter wachsen: Wir suchen zum Beispiel Ingenieure und auch in anderen Bereichen gibt es interessante Stellen.

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