Den Geschmack entschlüsseln

Donnerstag, 24.04.2025
Den Geschmack entschlüsseln: Forschung für bessere Lebensmittel in Südtirol Elisa Maria Vanzo ist Leiterin der Arbeitsgruppe Lebensmittelsensorik am Versuchszentrum Laimburg, die sich mit der sensorischen Prüfung von Agrar- und Lebensmittelprodukten, mit chemisch-physikalische Techniken sowie mit Verbrauchertests beschäftigt. Durch diese Tests ist es möglich, den Geschmack von Lebensmitteln mit wissenschaftlichen Methoden auf den Grund zu gehen und die Reaktionen der Verbraucher:innen auf bestimmte Produkte vorherzusagen. Elisa Maria Vanzo, geboren und aufgewachsen in Schlanders, studierte Molekularbiologie an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck und der Lund University in Schweden. Nach ihrer Promotion an der Universität Freiburg absolvierte sie einen Zertifikatslehrgang zu Applied Sensory and Consumer Science der UC Davis.


 

Wie sind Sie zum Versuchszentrum Laimburg gekommen?

Meine Wahl fiel auf das Versuchszentrum Laimburg, weil es mir die Möglichkeit bietet praktische Probleme und Fragestellungen der Region anzugehen und sehr anwendungsorientiert zu arbeiten.

 

Welchen Mehrwert kann Ihre Forschungsarbeit den lokalen Unternehmen bieten?

Die Anwendungsbereiche der sensorischen Analyse sind vielfältig. Wir sind in der Lage, das sensorische Profil eines Produkts zu charakterisieren und festzustellen, wie es durch äußere Faktoren beeinflusst wird, z. B. durch die Veränderung der Zutaten, Lagerung, Verpackung oder durch neue Verarbeitungsmethoden. Dieses Wissen und das der Verbraucherpräferenzen hilft Südtiroler Unternehmen und Verbänden, ein qualitativ hochwertiges Produkt zu schaffen, das den Ansprüchen der Verbraucher:innen an schmackhafte, gesunde und nachhaltige Lebensmittel aus Südtirol gerecht wird. Wir bieten auch Beratungsdienste für Unternehmen an, die neue sensorische Methoden in ihrer internen sensorischen Qualitätskontrolle oder Produktentwicklung einsetzen möchten.

 

Und für die Verbraucher:innen?

Die Verbraucher:innen können von unserer Arbeit ebenfalls profitieren. Sie erhalten sensorisch optimierte Lebensmittel, die hohe Qualitätsstandards erfüllen, mit nützlichen Informationen über die sensorischen Eigenschaften des Produkts, die ihnen helfen, das richtige Produkt für sich auszuwählen. Die Verbraucher:innen geben uns wichtige Hinweise, denn sie sind es, die letztlich entscheiden, was sie mögen oder nicht mögen. Auf diese Weise können die Produkte schrittweise an die Bedürfnisse eines sich wandelnden Marktes und an die Vorlieben der Verbraucher:innen angepasst werden, die zunehmend regionale Lebensmittel verlangen, die sowohl schmackhaft als auch gesund und nachhaltig sind.

Foto credits: Laimburg Research Centre/agnese martinelli
 


Was ist der schwierigste Aspekt bei der Verkostung von Lebensmittelproben?

Um ein Lebensmittel objektiv zu bewerten und die Unterschiede zwischen verschiedenen Produkten beschreiben und erkennen zu können, ist ein so genanntes „Panel“ erforderlich. Dieser Begriff bezieht sich auf eine Gruppe von 10 bis 16 Personen, die ausgewählt und geschult werden, um ein bestimmtes Produkt zu verkosten, z. B. Äpfel, Joghurt, Käse oder Bier. Die Schulung betrifft nicht nur die einzelnen Sinne (Geschmack, Geruch, Textur), sondern auch die Entwicklung eines gemeinsamen Vokabulars, um die Sinneswahrnehmung in Worte zu fassen. Bei der Schulung der Sinne ist das Aromatraining sicherlich der schwierigste, denn es gibt Tausende von Einzelaromen, die je nach Kombination in unterschiedlichen Konzentrationen zu eigenständigen Geruchswahrnehmungen führen. Ein/e Panelist/in muss daher in der Lage sein, hochkonzentriert zu arbeiten, um eine große Anzahl von Proben objektiv analysieren zu können.

 

Was bedeutet es für Sie, eine Forscherin zu sein?

Als Forscherin ist es mein Ziel, aus einer begrenzten Anzahl von Experimenten und Beobachtungen allgemein gültige Aussagen abzuleiten. Das Spannende an meiner Arbeit ist die Vielseitigkeit der Aufgaben, vom Training von Verkostern bis zur wissenschaftlichen Planung und Auswertung der Tests. Und außerdem ist es besonders reizvoll, typische Südtiroler Produkte und spannende Produktinnovationen kennenzulernen. 

Foto credits: Laimburg Research Centre/ivo corrà

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