In diesem Moment ist meine Karriere richtig gestartet. In den 18 Monaten meiner Ausbildung ging ich alle drei Monate in ein anderes Land und lernte immer eine andere Abteilung kennen. Besonders die unterschiedlichen Unternehmenskulturen waren spannend. Im Norden sind die Hierarchien zum Beispiel sehr flach, in Deutschland hingegen nicht. Und dann hatte ich jedesmal einen anderen Manager an der Seite.
Am Ende der Ausbildung bekam ich in meinem neunen Job sehr schnell ein eigenes Team. Meine Funktion: Leiterin Business Improvement und Unternehmensstrategie. Oft passiert es, dass Fachabteilungen die erarbeiteten Strategien der Strategieabteilung nicht umsetzen können, weil zum Beispiel der Weitblick oder Zeit fehlen. Die Leute in der Strategieabteilung bleiben dann in ihrem Elfenbeinturm oft auf tollen Ideen sitzen. Das Spannende an meiner Rolle ist, dass ich Strategien mit dem Top-Management ausarbeite und dann aber auch in die Business Transformation mit meinem Team hineingehe. Wir reden da von riesigen Projekten, die über lange Zeit angelegt sind. Eines davon betrifft zum Beispiel die Digitalisierung. Gerade führen wir eine neue Technologie ein, die wir selber entwickeln. Und dann geht es auch um die Mitarbeiter selbst, für die wir etwa neue Rollenprofile erstellen und diese der digitalen Welt anpassen.
In der Firma ist durch die Auswirkungen der Pandemie eine Dynamik entstanden, in der viel vorangebracht wurde. Entscheidungen werden jetzt viel schneller getroffen. Die Reisebranche steht trotz aller Unkenrufe der Anfangszeit gut da. Die Menschen brauchen einen Szenenwechsel, sie fahren in Urlaub, sobald sie können.
Smartworking war für TUI lange vor Corona kein Fremdwort, auch digital waren wir gut aufgestellt. Trotzdem hat sich noch einmal viel verändert. In das riesige Großraumbüro in London sind bis heute die meisten Mitarbeiter nicht wieder an den Arbeitsplatz zurückgekehrt. Sie sind nach Hause zurückgezogen oder in eine Destination, wo sie ihre Zukunft sehen. Auch ich arbeite seit mittlerweile fast zwei Jahren von Südtirol aus. Besprechungen, die früher zwingend in Präsenz stattgefunden haben, werden heute online gemacht. Sich in einem Video zu sehen, reicht nicht mehr aus. Wir verwenden Tools, die einen Austausch ermöglichen, als ob man direkt zusammenarbeiten würde. Hier haben wir stark nachgerüstet. Zu meinen, dass jeglicher persönliche Austausch virtuell ersetzt werden kann, ist aber ein Trugschluss.