Welche Fragen sollte sich jemand stellen, der eine Immobilie kaufen möchte?
Es sind drei: Was wünsche ich mir? Was ist auf dem Markt verfügbar? Und was kann ich mir leisten? Wenn man diese drei als Kreise übereinander legt, bleiben in der Schnittmenge vielleicht drei, vier Optionen übrig.
Haben die Kunden hier einen realistischen Ansatz oder sind die Ansprüche enorm?
Interessant ist, dass jemand, der eine sogenannte „leistbare Wohnung“ – wobei es hierfür keine richtige Definition gibt – kaufen will, bei Qualität und Komfort ähnliche Ansprüche stellt, wie jemand, der eineinhalb Millionen Euro für ein Penthouse ausgibt. Hier sehe ich Bedarf, die Leute auch dahingehend zu erziehen, dass leistbareres Bauen auch durch den Hebel der Baukosten zu erzielen ist. Das muss nicht unbedingt ein Qualitätskompromiss sein. Wenn ich Sachen einfacher mache, kann ich auch optimieren.
Wie schwierig ist es für Immobilienunternehmen, einen Baugrund zu finden?
Wir versuchen im Ankauf, so gut es geht, Projekte auf der grünen Wiese zu vermeiden, aber auch als Bauträger muss man sich die drei Fragen stellen: Was wünsche ich mir, was ist verfügbar und was kann ich mir leisten? Als Immobilienentwickler schaffen wir einen Mehrwert bei der Konzeptionierung eines Projekts. Wir machen uns in dieser Phase viele Gedanken und bauen nicht einfach drauflos. Das Endprodukt muss stimmig sein und idealerweise einen Mehrwert für die gesamte Gemeinschaft bieten. Wir sind große Fans von Sanierungen, Verdichtung und Integrationen von Alt und Neu. Wir sehen in Gemeinden oft, dass es einerseits ein Ziel ist, den Dorfkern zu erhalten und zu verdichten. Andererseits ist die Höhe der Gebäude immer ein Thema. Das kann eine herausfordernde Gratwanderung in der Projektentwicklung sein.
Ist Verdichtung einer der Trends im Südtiroler Immobilienmarkt?
Auch. Es geht weg vom Reihenhaus, einer Bauweise, die nicht zukunftsorientiert scheint, hin zum Kondominium, also der Wohnung. Der private Wohnbereich wird zurzeit kleiner, was mit dem Faktor Preis zusammenhängt. Neu ist, dass Wohnungen Zusatzservices bieten, den Gemeinschaftsgarten zum Beispiel, das Fitnessstudio, die Werkstatt oder die Sauna. Vor einiger Zeit haben wir bei einem Projekt in Bozen einen kleinen Co-Working-Bereich, einen Salzwasserpool und ein Beach-Volleyballfeld zur gemeinschaftlichen Nutzung für die Bewohner realisiert. Ganz nach dem „Campus“ Konzept. Somit hat eine kleinere Wohnung eigentlich auch viele Vorteile. Das ist ein modernes Modell, das den Zeitgeist widerspiegelt, denn viele haben nicht mehr die Zeit, sich um sowas eigenständig zu kümmern. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass innovative Systeme oft auch mit Mehrkosten verbunden sind. Wir versuchen, eine Mittellinie zu finden zwischen dem, was innovativ und sinnvoll ist. Der Kunde muss von uns auch geleitet werden, wir haben eine große Verantwortung.