Herzlich Willkommen, Pohl Immobilien

Freitag, 07.06.2024
Wenn es um die Wohnungssuche im Westen des Landes geht, führt ein Weg zu Pohl Immobilien. Was dem neuen Partnerunternehmen von Südstern wichtig ist, erzählt Magdalena Pohl, Teil der Geschäftsführung in zweiter Generation, im Interview. Sie selbst kehrte nach Jahren in der Tech-Branche in die Heimat zurück und weiß, welche Fragen Südsterne zum Thema Wohnen in Südtirol beschäftigen. Ein Gespräch über das Unwort „leistbares Wohnen“, die Trends der Branche und wie junge Menschen überhaupt noch zu einer Wohnung kommen.


 

Magdalena, du bist vor Kurzem von der Tech-Branche ins Immobiliengeschäft gewechselt, von Berlin zurück in den Vinschgau – spannend, oder?

Absolut. Nicht nur, weil ich den Sektor komplett gewechselt habe. Was mir besonders gefällt: Ich arbeite jetzt in einem Bereich, zu dem jeder einen Bezug hat. Wohnen ist ein Grundbedürfnis und betrifft uns alle. 


 

Du führst das Unternehmen nun mit deinem Bruder. Was ist euch wichtig?

Wir sind ein Familienunternehmen in zweiter Generation. Mein Bruder und ich sind sehr darauf bedacht, nicht auf jeden Trend aufzuspringen, sondern wir wollen langfristige Projekte schaffen. Dabei haben wir mit ganz verschiedenen Menschen zu tun. Da sind zum einen Südtiroler, die eine Wohnung kaufen wollen oder Nicht-Ortsansässige, die eine Ferienwohnung suchen. Und natürlich auch Südsterne, die ein Grundstück oder Investitionsobjekt suchen, sobald sie beschlossen haben, wieder nach Südtirol zurückzukommen. Eine der ersten Fragen, die sich dann stellt, ist natürlich jene: Wo wohne ich?


 

Das Thema Wohnen ganz allgemein, der Kauf einer Immobilie oder der leergefegte Mietmarkt werden im Moment sehr heiß diskutiert. Macht die Politik genug? 

Wir sind Unternehmer, keine Politiker. Natürlich haben wir eine Meinung und unsere Werte, aber in die Debatte mischen wir uns nicht ein. Ganz grundsätzlich ist es uns wichtig, ehrlich zu kommunizieren und konkrete, zeitgemäße Lösungen zu bieten. Wir versuchen Schlagwörter wie nachhaltig, innovativ oder leistbar, nicht auszuschlachten. Es sei denn, es wird sofort die Erklärung dafür gegeben, warum ein Projekt wirklich nachhaltig, innovativ oder leistbar ist. Wir bemühen uns, ganz konkrete Beispiele zu erzählen, die wir erleben und keine Pauschalaussagen zu treffen. Ja, es ist sicherlich nicht die einfachste Zeit und teuer ist es auch. Gründe dafür gibt es mehrere. Wir haben eine recht aufwändige Urbanistik, was auch seine positive Seiten hat, denn Grünflächen sollten wir schützen so gut es geht. Insgesamt haben wir sehr wenig freien Baugrund, was dazu beiträgt, dass der Ankauf von Grundstücken anspruchsvoll ist. Weitere Preistreiber für das finale Produkt sind natürlich die Baukosten und die Rohstoffpreise. 


 

Stichpunkt leistbares Wohnen: Wie geht Pohl Immobilien damit um?  

Wenn es möglich ist, arbeiten wir mit Genossenschaften zusammen. In Bozen haben wir ein ganz konkretes Projekt mit insgesamt 37 Wohnungen für den Mittelstand realisiert. Das war bürokratisch ein riesiger Aufwand und ein Projekt, wo „leistbares Wohnen“ genau unter diesem Makroschirm realisiert wurde. Eines der großen Probleme, das die Genossen haben, ist normalerweise, dass der erste wieder abspringt, bis der letzte gefunden ist. Deshalb tun sich Genossenschaften so schwer, aus den Startlöchern zu kommen. Hier haben wir als Unternehmen das Risiko übernommen. Wir haben den Bau gestartet und dafür gebürgt, alle Genossen dann auch zu finden. Vergangenen Herbst konnten wir die Wohnungen übergeben. 


 


Welche Fragen sollte sich jemand stellen, der eine Immobilie kaufen möchte?

Es sind drei: Was wünsche ich mir? Was ist auf dem Markt verfügbar? Und was kann ich mir leisten? Wenn man diese drei als Kreise übereinander legt, bleiben in der Schnittmenge vielleicht drei, vier Optionen übrig. 


 

Haben die Kunden hier einen realistischen Ansatz oder sind die Ansprüche enorm?

Interessant ist, dass jemand, der eine sogenannte „leistbare Wohnung“ – wobei es hierfür keine richtige Definition gibt – kaufen will, bei Qualität und Komfort ähnliche Ansprüche stellt, wie jemand, der eineinhalb Millionen Euro für ein Penthouse ausgibt. Hier sehe ich Bedarf, die Leute auch dahingehend zu erziehen, dass leistbareres Bauen auch durch den Hebel der Baukosten zu erzielen ist. Das muss nicht unbedingt ein Qualitätskompromiss sein. Wenn ich Sachen einfacher mache, kann ich auch optimieren. 


 

Wie schwierig ist es für Immobilienunternehmen, einen Baugrund zu finden?

Wir versuchen im Ankauf, so gut es geht, Projekte auf der grünen Wiese zu vermeiden, aber auch als Bauträger muss man sich die drei Fragen stellen: Was wünsche ich mir, was ist verfügbar und was kann ich mir leisten? Als Immobilienentwickler schaffen wir einen Mehrwert bei der Konzeptionierung eines Projekts. Wir machen uns in dieser Phase viele Gedanken und bauen nicht einfach drauflos. Das Endprodukt muss stimmig sein und idealerweise einen Mehrwert für die gesamte Gemeinschaft bieten. Wir sind große Fans von Sanierungen, Verdichtung und Integrationen von Alt und Neu. Wir sehen in Gemeinden oft, dass es einerseits ein Ziel ist, den Dorfkern zu erhalten und zu verdichten. Andererseits ist die Höhe der Gebäude immer ein Thema. Das kann eine herausfordernde Gratwanderung in der Projektentwicklung sein. 


 

Ist Verdichtung einer der Trends im Südtiroler Immobilienmarkt?

Auch. Es geht weg vom Reihenhaus, einer Bauweise, die nicht zukunftsorientiert scheint, hin zum Kondominium, also der Wohnung. Der private Wohnbereich wird zurzeit kleiner, was mit dem Faktor Preis zusammenhängt. Neu ist, dass Wohnungen Zusatzservices bieten, den Gemeinschaftsgarten zum Beispiel, das Fitnessstudio, die Werkstatt oder die Sauna. Vor einiger Zeit haben wir bei einem Projekt in Bozen einen kleinen Co-Working-Bereich, einen Salzwasserpool und ein Beach-Volleyballfeld zur gemeinschaftlichen Nutzung für die Bewohner realisiert. Ganz nach dem „Campus“ Konzept. Somit hat eine kleinere Wohnung eigentlich auch viele Vorteile. Das ist ein modernes Modell, das den Zeitgeist widerspiegelt, denn viele haben nicht mehr die Zeit, sich um sowas eigenständig zu kümmern. Auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass innovative Systeme oft auch mit Mehrkosten verbunden sind. Wir versuchen, eine Mittellinie zu finden zwischen dem, was innovativ und sinnvoll ist. Der Kunde muss von uns auch geleitet werden, wir haben eine große Verantwortung. 


 


Kauft die jetzige Generation anders?

Interessant ist, dass die Verwurzelung eine andere ist. Junge Leute trauen sich heute eher, eine Wohnung in einem Ort zu kaufen, an dem sie nicht aufgewachsen sind oder wo sie vielleicht nicht für den Rest des Lebens wohnen werden. Dann wird die Wohnung eben wieder verkauft, wenn sich etwas anderes ergibt. Dadurch ist auf dem Wohnungsmarkt ein bisschen mehr Bewegung und die Wohnung wird mehr zur „commodity“. Trotzdem: Der Großteil der Kunden macht das natürlich nur einmal in seinem Leben. 


 

Bei einer Rückkehr nach Südtirol staunen viele Südsterne über das Preisniveau von Wohneigentum, das teilweise dem Niveau von Innenstadtlagen in Großstädten entspricht. Kannst du das bestätigen?

Mit pauschalen Vergleichen tue ich mich schwer. Wenn ich den Immobilienspiegel der Maklervereinigung anschaue, dann sehe ich riesige Unterschiede in ganz Südtirol, natürlich ist aber Bozen ganz vorne mit dabei. Es gibt aber auch „normale“ Möglichkeiten in Südtirol, und ich finde man sollte sich von allgemeinen Vergleichszahlen nicht einschüchtern lassen. Endkonsumenten empfehle ich konkrete Wohnungsbeispiele anzuschauen und nicht eine Quadratmeterbewertung, sondern eine Qualitätsbewertung und -vergleich zu machen. 


 

Welches Thema wird in Zukunft auch noch stark kommen?

Den Mietmarkt verfolgen wir mit großem Augenmerk. Hier wird sich viel ändern. In Südtirol ist die Eigentumsquote sehr hoch, in Deutschland ist es diametral anders. Ich denke, dass sich in Zukunft nicht mehr jeder eine Wohnung leisten kann oder möchte. Wir bemerken, dass Flexibilität auch im Wohnen einen großen Stellenwert erlangt. So ist es notwendig, dass der Markt entsprechend reagiert und attraktive Mietobjekte angeboten werden. Wir arbeiten zurzeit an einigen Projekten in diesem Segment.


 

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