Ich habe mich oft gefragt, ob das ein Nachteil war. Heute kann ich sagen, dass in der Arbeitswelt Leute gesucht werden, die anpacken und machen und die sich auch für manches nicht zu schade sind. Ein paar große Namen im Lebenslauf beeindrucken mich als Arbeitgeberin nicht. Und es geht auch nicht darum, die Beste oder der Beste zu sein, sondern es kommt auf verschiedene Kompetenzen an, die man lernt, indem man tut.
Ich war früh gefordert, mein Leben selbst zu gestalten. Daran bin ich sehr gewachsen, weil ich gelernt habe, dass ich es kann. In der Zeit ist es mir nicht immer gut gegangen. Aber der Spruch, dass man an Krisen wächst, stimmt.
In Wien stand ich vor der Aufgabe, mir das Netzwerk neu aufzubauen. Alles, was ich in Innsbruck schon geschafft hatte, war weg. Dazu musste ich erstmal das System neu kennenlernen. In der Zeit habe ich mein Doktorat gemacht, das hat mir geholfen und eine Basis gegeben. Ich schaute zwar nach einem Job, hatte aber jeden Tag einen Plan, was ich mit meinem Tag tun kann. Nach einigen Stationen in Wiener Galerien für zeitgenössische Kunst, habe ich im Institut für Kulturkonzepte angefangen, wo ich im Lehrgangsmanagement tätig war und Marketing und Kommunikation geleitet habe. Ich habe auch gerne unterrichtet, u.a. an der FH Kufstein, der Anton-Bruckner-Uni Linz, im Institut für Kulturkonzepte oder im Bildungshaus Neustift. Den Konnex zu Südtirol habe ich immer proaktiv gesucht und mache das bis heute.
2014 kam unsere Tochter zur Welt. Das hat etwas in mir verändert. Ich war an einem Punkt, an dem mein Leben stabil und solide verlaufen ist. An einem Abend saß ich am Gitterbettchen und dachte, dass es Wahnsinn ist, welche Möglichkeiten die Kleine im Leben haben wird. In dem Moment habe ich gemerkt, dass ich nicht in der Kultur bleiben kann. Es interessierte mich, wie Menschen zusammenleben und wie Gesellschaft funktioniert, darauf wollte ich meinen Fokus legen. Denn mir war so klar, dass auch ich selbst im Leben weitergekommen bin, weil es meine Familie und ein System gab, das unterstützt hat. Ich wollte jenen helfen, die nicht die perfekten Rahmenbedingungen haben und wo es keine Eltern gibt, die die Kinder auf ihrem Weg angemessen begleiten (können).
neunerhaus war zum damaligen Zeitpunkt schon als innovativste Organisation im Bereich der Wohnungslosenhilfe in Wien bekannt. Ich habe die Projektentwicklung geleitet und somit große, komplexe Projekte mit vielen Stakeholdern. Die Arbeit hat mich auf Anhieb begeistert. Eineinhalb Jahre nach meinem Einstieg war die Position als Geschäftsführung vakant und ich bin sehr froh, dass die Entscheidung des Aufsichtsrates in einem mehrstufigen Prozess auf mich gefallen ist. Jetzt bin ich seit sechseinhalb Jahren in dieser Position. Gemeinsam mit meiner Kollegin Elisabeth Hammer verantworte ich eine Organisation mit über 270 MitarbeiterInnen und über 100 Ehrenamtlichen. Für unsere Vision kämpfen wir jeden Tag – eine inklusive Gesellschaft mit Zugang zu Wohnen, Gesundheit, Teilhabe, Arbeit und Bildung.
Daniela war auch Gast im Südstern Podcast: Jetzt reinhören auf Spotify, YouTube und Deezer!