"Man befindet sich in einem permanenten Stand-by Zustand"

Freitag, 07.06.2013

Florian Thaler ist Oil Trading Strategist bei Citi in London. Der Kalterer, der nach Aufenthalten in Deutschland und der Schweiz nach England kam, lebt mit Frau und Kind seit mittlerweile 5 Jahren in London. Der 32jährige Bocconi-Abgänger engagiert sich im Südstern Campus als Mentor und hilft einem jungen Studenten dabei sich beruflich zu orientieren.

 

 

Florian Thaler

 

Wie bist Du zu Deinem Job gekommen?

Über das Graduate Programm von Shell bin ich in die Ölindustrie gekommen und habe dann rasch gemerkt, dass der Handel mit Öl zu den mitunter spannendsten Bereichen gehört. Über mehrere Stationen bei Shell in Hamburg, Zug und Wien bin ich schliesslich im Ölhandel in London gelandet: zuerst bei Shell und zuletzt bei Citigroup.

 

Wie läuft Dein typischer Arbeitstag ab (wenn es so was gibt)?

Der beginnt eigentlich schon früh Morgens zu Hause beim Emails checken am Blackberry um sich einen Überblick zu verschaffen was über Nacht auf dem amerikanischen bzw. asiatischen Markt passiert ist. Im Büro gibt es die ersten Besprechungen mit den anderen Tradern bevor man sich die Handelstrategien für den Tag überlegt. Mittags finden meistens Telefonkonferenzen mit unseren Büros in Singapur und Houston statt um sich abzustimmen und Marktinformationen einzuholen. Richtig unterhaltsam wird es dann am Nachmittag bevor der Markt an der Londoner Ölbörse schließt.

 

Was gefällt Dir besonders gut an Deiner Arbeit?

Besonders gut gefällt mir die Vielfalt der Aspekte die dem Ölhandel zugrunde liegt: man muss quasi simultan fundamentale, finanzielle, geopolitische, technische und makro-ökonomische Gesichtspunkte berücksichtigen um die richtigen Entscheidungen zu treffen

 

Was weniger?

Man befindet sich in einem permanenten "Standby" Zustand, auch wenn man nicht im Büro sitzt - richtig zu entspannen fällt da oft nicht leicht.

 

Was für eine Rolle spielt London / das Ausland im Zusammenhang mit Deinem Beruf?

London ist einer der wichtigsten Ölhandelsplätze der Welt. In Europa spielen zudem Genf, aber auch Zug noch eine gewichtige Rolle.

 

Was für Eigenschaften sind nötig um in Deinem Beruf erfolgreich zu sein?

Spass an Zahlen haben, flexibel und enthusiastisch sollte man sein.

 

Wie kann ein Student am besten zu einem Praktikum / Job kommen?

Praktika sind eher selten in diesem Bereich, da ein gewisses Vorwissen vorausgesetzt wird. Ein Einstieg erfolgt in der Regel über dem Handel nahestehende Bereiche bei einem Oil Major wie Shell oder BP oder bei Investment Banken. Investment Banken bieten zudem auch Praktikaplätze an; diese Plätze sind allerdings heiss begehrt. Der Jobmarkt in diesem Bereich ist - obschon global - doch relativ klein und viel wird nach wie vor über persönliche Kontakte abgewickelt.

 

Wie bringst Du Deine junge Familie und Arbeit unter einen Hut?

Work-life Balance klappt eigentlich ziemlich gut, der Markt schließt am Abend und daher ist man meist zu einer vernünftigen Zeit auch zu Hause und die Reisetätigkeit hält sich auch in Grenzen.

 

The obvious one: denkst Du irgendwann nach Südtirol zurückzukehren?

Ich hoffe!

 

 

Interview: Doris Salzburger

 

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