„Ich schau‘ der Natur gerne in die Karten“
SEXTEN/INNSBRUCK. Mit ihrer Entdeckung einer neuen Enzymfamilie vor drei Jahren, wird sie Einzug in naturwissenschaftliche Lehrbücher erhalten. Seitdem hat sich im Leben von Katrin Watschinger einiges verändert. Im Interview mit der Tageszeitung Dolomiten spricht die 34-jährige Biochemikerin aus Sexten über ihre Forschung in Oxford und die Bedeutung von Sprachen und Stipendien.
Katrin Watschinger (34), Universitätsassistentin an der Universität Innsbruck
Was bedeutet eine Entdeckung für eine Forscherin?
Etwas Neues zu entdecken ist keineswegs selbstverständlich. Jede neue Einsicht in ein noch unerforschtes Feld ist wie ein Puzzlestück, das sich irgendwann zu einem großen Bild zusammenfügt. Ich finde es faszinierend, der Natur ein bisschen in die Karten schauen zu können.
Ihre Entdeckung führte Sie im vergangenen Jahr nach Oxford.
Ja, ich war der Funktion des von mir entdeckten Enzyms „Alkylglycerol Monooxygenase“ auf der Spur. Sein Bauplan ist zwar bekannt, aber ich wollte herausfinden, wozu wir es im Körper brauchen, ob es Menschen gibt, die an einer Über- oder Unterfunktion dieser Enzymaktivität leiden und wie sich die Symptome manifestieren. Das große Ziel war es, zu erforschen, wie wir eventuelle Fehlfunktionen behandeln können.
Wie kamen Sie nach Oxford und wie wichtig sind Stipendien für eine Forschungskarriere?
Das Schrödinger-Stipendium hat es mir überhaupt erst ermöglicht, nach Oxford zu gehen und dort in einer weltweit führenden Gruppe meiner eigenen Forschung nachzugehen. Für die persönliche und professionelle Weiterentwicklung ist es sehr wichtig über den Tellerrand zu schauen und ins Unbekannte aufzubrechen. Ohne Stipendien wäre das oft nicht möglich. Darüber hinaus sind sie immer ein Zeichen der Wertschätzung und geben neuen Schwung.
Katrin Watschinger: "In Südtirol würde ich für alle Kinder zweisprachige Kindergärten einrichten!"
Woran forschen Sie derzeit?
Aktuell erforsche ich die Funktion von Alkylglycesrol Monooxygenase in Fettzellen. Im Rahmen dieses Dreijahresprojekts, das von der Autonomen Provinz Bozen gefördert wird, kann ich mit ausreichend Ressourcen meinem Forschungsinteresse folgen und das in Zeiten, wo solche Förderungen sehr knapp geworden sind.
Was würden Sie verwirklichen, wenn Sie in Südtirol einen Tag lang regieren dürften?
Wenn ich einen Tag an der Macht wäre, dann würde ich für alle Kinder einen zweisprachigen Kindergarten einrichten – mit einer deutschen Kindergartentante und einer italienischen. Selbst profitiere ich täglich von den Sprachen, die ich schon in jungen Jahren gelernt habe. Je früher man mit verschiedenen Sprachen konfrontiert wird, desto besser.
Alexandra Hawlin