"In China ist die Mittel- und Oberschicht auf Luxus aus"
Claudia Allegrini war über 7 Jahre bei der Webasto AG in Europa und Asien tätig. Seit Anfang 2011 arbeitet sie bei Bang & Olufsen Deutschland GmbH in München und ist seit Juli 2012 in Elternzeit. Im Südstern-Interview spricht die sportbegeisterte Boznerin über Online-Marketing, die Faszination Hi-Fi und die Bedürfnisse asiatischer Konsumenten.
Wie unterscheiden sich die Bedürfnisse asiatischer Konsumenten von den Kundenwünschen in Europa?
Asien ist nicht gleich Asien. Asien ist sehr heterogen was die Kulturen und folglich auch die Kundenwünsche angeht. Japan ist vielleicht das Land, das am ehesten Europa nahekommt. Obwohl die Japaner viel mehr auf High-Tech Produkte aus sind, und eine echte Wahnbeziehung zum Thema Qualität haben. In China hingegen ist die Mittel- und Oberschicht auf Luxus aus. Luxusmarken, alles was Rang und Namen hat, ausländisch ist (vor allem europäisch), und viel kostet, wird gekauft – ob es gebraucht wird oder nicht. Hauptsache die Nachbarn/Freunde/Familie sehen es. SCHEIN und nicht SEIN ist hier das Motto.
Was macht die Faszination von Hi-Fi für Sie aus?
Hört man Klang aus einer sehr hochwertigen Hi-Fi Anlage, bleibt einem der Mund offen und die Sprache weg. Die Nackenhaare stellen sich auf. Nur wer sowas schon mal erlebt hat, kann es nachvollziehen…
Sind ein hochwertiges Klangerlebnis mit MP3 und Smartphone überhaupt noch vereinbar?
Es ist nicht vergleichbar was ein kleines Smartphone oder ein 80 cm hoher Lautsprecher an Klangqualität hervorbringen kann. Aber man will keinen riesigen Lautsprecher mit sich rumschleppen- irgendwo muss man Kompromisse eingehen.
Wie bringen Sie Beruf und Familie unter einen Hut?
Noch gar nicht. Ich warte seit 2 Jahren auf einen Kinderkrippenplatz in München, und seit einem Jahr auf eine Zusage meines Arbeitgebers für eine Teilzeitstelle…
Dafür genieße ich die Zeit zuhause mit meinem knapp zweijährigen Sohn Léo.
Wird sich Ihrer Meinung nach die Verlagerung hin zum Online-Marketing weiter beschleunigen?
Online Marketing ist im Kommunikationsmix eines Unternehmens nicht mehr wegzudenken. Man muss die Menschen dort erreichen, wo sie sich aufhalten. Und das ist eben verstärkt vor einem der vielen Medien wie Smartphone, Tablets, PCs…. Ein Unternehmen kann es sich heutzutage nicht mehr leisten Online-Marketing zu ignorieren.
Welche Gefahren und Risiken birgt die gegenwärtige Kommunikationsvielfalt für Unternehmen?
Vielfältig ja, aber strategisch zu planen heißt auch, sich auf die für das Unternehmen und deren Produkte wichtigste Kommunikationswege zu konzentrieren, darin zu investieren, und dort die angepeilten Ergebnisse zu suchen, ohne sich zu verzetteln und das Budget für viele kleine, nicht zusammenhängende Aktivitäten, zu verprasseln.
Sollten Südtiroler Kleinunternehmer trotzdem verstärkt in ihre Social Media Präsenz investieren?
Je nachdem was die Produkte und wer die Kunden sind, mehr oder weniger stark. Aber generell, ja, auf jeden Fall mehr als noch vor 10 oder 5 Jahren.
Wie messen Sie Erfolg?
Ich bin erfolgreich wenn ich das Ziel, das ich mir gesetzt habe, erreicht oder übertroffen habe. Ich beschreibe mental den Weg dorthin und setze einen Zeitplan auf. Dann geht’s an die Umsetzung. Geht alles auf, dann ist das für mich Erfolg.
Welche Ratschläge würden Sie einem jungen Südtiroler geben, der seine berufliche Zukunft im Bereich Marketing sieht?
Nach Aneignung des theoretischen Wissens an der Uni würde ich für den weiteren Werdegang 4 Ratschläge erteilen:
a) Versuche Deinen Berufseinstieg in einem größeren Unternehmen, ggfls. Konzern. Dort kann man am Anfang sehr viel lernen. Ein Trainee-Programm ist dort z.B. ein super Einstieg.
b) Unbedingt Auslandserfahrung sammeln. In verschiedenen Ländern werden verschiedene Marketing-Schwerpunkte gesetzt und Themen unterschiedlich angegangen. Z.B. umfasst „Marketing“ in den USA ein weit größeres Feld als in Europa.
c) IMMER up-to-date bleiben. Es ändert sich so viel und so schnell im Marketing. Man muss stets über die aktuellsten Trend informiert sein.
d) Und zuletzt: Keine Angst haben die eigenen Marketing-Ideen einzubringen. Wie verrückt sie am Anfang auch immer klingen mögen!
Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?
Nach den vielen Auslandseinsätzen und Reisen erstmal für eine Weile in München zu bleiben (das ist ja vergleichsweise zu China fast schon wie zuhause in Südtirol…), das Familienleben genießen, und einen Job zu finden der zur aktuellen Lebenssituation passt. Vielleicht gründe ich aber auch etwas eigenes…
Was wünschen Sie sich für Südtirol?
Dass es auch in Zukunft und immer mehr internationale Südsterne hervorbringt, die die Botschaft über unser wunderschönes Land in die Welt hinausrufen!
Interview: Alexander Walzl