"Ich bin ein Vollblutprojektleiter mit der Leidenschaft in der Umsetzung von Tourismusobjekten"
Der aus Naturns stammende Werner Kofler ist seit einigen Jahren für die Eberli Sarnen Gruppe in der Schweiz tätig. Im Südstern- Interview erzählt er, wie sich wirtschaftliche und politische Entwicklungen auf die Bau- und Tourismusbranche auswirken und welches Potenzial die Schweiz für Südtiroler bereithält.
Frutt Family Lodge: Die Eigentumswohnungen wurden im Oktober 2014 fertig gestellt, das Hotel wird Weihnachten 2015 neueröffnet.
Wie erleben Sie Südstern und was motiviert Sie, sich einzubringen?
Südstern erlebe ich unter dem Motto: „Man sieht sich immer zweimal im Leben“: Begegnungen mit alten Bekannten und Südsternpartnern, Unternehmen für die ich früher gearbeitet habe.
Da ich selbst immer wieder von Netzwerken profitiere, möchte ich nun jungen, motivierten Leuten mit meinem Praxiswissen zur Seite stehen. Nur so entstehen Win-Win-Situationen.
Viele architektonische Meisterleistungen inszenieren bewusst den Landschaftsraum. Wie können Technik, Kultur und alpine Landschaft harmonieren?
Ich bin ein “Vollblutprojektleiter“ mit der Leidenschaft in der Umsetzung von Tourismusobjekten. Die Inszenierung stelle ich nie an die erste Stelle, sondern ein innovatives Konzept mit fundierter Zielgruppen- und Umfeldanalyse.
Natürlich braucht es die richtigen Architekten und Planer, welche dem Projekt auch das passende Kleid verpassen. Eine zeitgemässe und authentische Architektur hilft jedem Hotel- und Gastronomiebetrieb massgeblich, sich zu vermarkten und sich harmonisch in die Landschaft zu integrieren.
Wie hat sich das Ja zur Zweitwohnungsinitiative in Ihrem Kanton auf die Baubranche ausgewirkt?
Den Kanton Obwalden hat es nicht so stark getroffen wie andere Kantone. Beispielsweise ist im Tessin, im Wallis oder in Graubünden die Anzahl an Zweitwohnungen weit höher. Interessanterweise beobachte ich, dass sich einige Immobilienfirmen wieder verstärkt auch auf die Sanierung bzw. qualitative Verbesserung ihrer Bestandsimmobilien konzentrieren.
Wie hat sich die Freigabe des Frankenwechselkurses auf den Tourismus in der Schweiz ausgewirkt und welche Maßnahmen sind geplant, um den Tourismusbetreibenden diesbezüglich zu helfen?
Die Freigabe des Franken-Wechselkurses bezeichnen viele Gastronomen als „Tsunamiwelle“ für den Schweizer Tourismus. Mehrere Tourismusdestinationen sprachen von kurzfristigen Absagen der Gäste, nachdem der Franken über Nacht explodierte.
Während die Exportindustrie über Kurzarbeit, gekoppelt mit einer Bildungsoffensive, für die betroffenen Mitarbeiter nachdenkt, wird darüber diskutiert, ob den touristischen Betrieben für ein Jahr die Mehrwertsteuer erlassen wird. Nicht nur 2 und 3 Sternebetriebe stehen massiv unter Druck, auch die Schweizer Vorzeigehotels werden an ihrer Dienstleistungsqualität arbeiten müssen, um das Preis- Leistungsverhältnis rechtfertigen zu können.
Wenn man Airbnb als Hotelkette betrachtet, wird diese schon bald renommierte Häuser wie „Hilton“ und „InterContinental“ von den Spitzenplätzen verdrängen. Inwiefern wird dieser Trend bei der Planung von neuen Hotels berücksichtigt?
Airbnb ist eine Community mit einem Riesenpotential, direkt in Verbindung mit genannten Hotelketten würde ich sie jedoch nicht bringen, da ihnen grossteils die Dienstleistungen eines Hotels fehlen. Mich würde es aber nicht wundern, wenn zukünftig Hotelbetriebe darauf reagieren und Airbnb-typische Unterkunftsformen als Zusatzattraktion anbieten.
Der Bau-Boom in der Schweiz war vor allem durch die niedrigen Zinsen und die Bevölkerungszunahme bedingt. In welche Richtung wird sich der Markt entwickeln? Glauben Sie, dass in Zukunft ein rauer Wind wehen wird?
In dieser Angelegenheit kann ich die Lage noch nicht ganz einschätzen. Durch die Freigabe des Frankenwechselkurses, aber auch durch die zu erwartenden Maßnahmen im Hinblick auf die Volksabstimmung gegen die Masseneinwanderung, herrscht zurzeit Unruhe. Investoren und Bauträger beobachten genau, in welche Richtung sich die Dinge bewegen, um rechtzeitig darauf reagieren zu können.
Sie sind in Naturns groß geworden und leben nun in Sarnen in der Schweiz. Die beiden Orte haben die Berge gemeinsam und weniger als 10.000 Einwohner. Was unterscheidet Naturns Ihrer Meinung nach jedoch von Sarnen?
Sarnen liegt direkt am See, ist ein ruhiges, beschauliches Dorf in dem sich einige wirtschaftlich starke Betriebe, wie die Firma Sika oder die Eberli Sarnen Gruppe angesiedelt haben. Naturns dagegen ist touristisch viel stärker entwickelt, hat schöne Hotels und das Dorfbild wurde in den letzten Jahren qualitativ sehr aufgewertet.
Die Schweizer Küche ist bekannt dafür, verschiedene Kochtraditionen aus den umliegenden Ländern zu verbinden: ist da noch Platz für die experimentierfreudige Küche? Welche konkreten Möglichkeiten sehen Sie für Südsterne in diesem Bereich?
Das stimmt, vor allem in den Städten verschmelzen die verschiedenen Nationalitäten und prägen so die Vielseitigkeit der Gastronomieszene.
Als konkretes Beispiel nenne ich das Hotel Frutt Family Lodge, welches im Skigebiet Melchsee Frutt im Kanton Obwalden Weihnachten 2015 eröffnet wird.
Als Bauherrenvertreter habe ich direkten Kontakt mit der Hotelführung. Gesucht wird Fachpersonal mit Ambitionen, welche genau den Südstern-Werten entsprechen. Auch braucht es die Liebe zur Natur, die Bereitschaft in einem Hotelbetrieb auf knapp 2.000 m zu arbeiten und einen Teil der freien Zeit dort zu verbringen, da es nicht möglich ist, mal schnell in der Zimmerstunde vom Berg runter und nach Luzern zu fahren.
Während vor einigen Jahrzehnten die traditionelle Tafelschokolade noch einen Ausflug ins Ausland wert war, hat sich in letzter Zeit eine zunehmende Globalisierung der Esskultur und Küche vollzogen: Ist einfach und raffiniert besser als ausgefallen und abgehoben?
Sowohl als auch… sicher gilt für den traditionellen Teil der Schweiz „einfach und raffiniert“, jedoch müssen auch die Bedürfnisse der internationalen Klientel und der Personen mit Hang zum Extravaganten gestillt werden. Dort treffen dann auch oft die Bezeichnungen „ausgefallen und abgehoben“ zu.
Ihr Lieblingsgericht in Sarnen? In Naturns?
In Sarnen liebe ich die „Tagliata“ im Gasthaus Landenberg. In Naturns freue ich mich auf jegliche regionale Kost bei Monika im Schlosswirt Juval. Natürlich kehre ich auch gerne Zuhause ein, wo ich mich auf Knödel und Wildbraten freue.
Der Südstern-Planet „Hospitality“ gehört mit 24 Mitgliedern noch zu den kleineren Planeten im Sonnensystem: welches Format der Kooperation wäre Ihrer Meinung nach anzustreben? Wie können Synergien besser genutzt werden?
Der Planet ist in der Tat noch recht klein. Ich könnte mir vorstellen, dass mit gezielten Aktionen, die Neugierde geweckt und der Planet belebt werden kann.
Ich würde mich konkret für eine Startaktion anbieten und im Sommer eine Wanderung auf der Frutt mit den Planeten „Hospitality“ und „Schweiz“, sowie allen interessierten Südsternen, organisieren. Im Anschluss kann ein Lokalaugenschein auf der Hotelbaustelle der Frutt Family Lodge gemacht werden, wo das Tourismuskonzept vor Ort erläutert wird. Danach bietet sich ein Essen auf der Sonnenterrasse der Frutt Lodge & Spa zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch an.
Erwägen Sie eine Rückkehr nach Südtirol?
Zuerst werde ich die Frutt Family Lodge fertig stellen und danach das Projekt „Grand Hotel am Kurpark“ in Engelberg angehen. Des Weiteren hat die Eberli Sarnen AG noch mehrere touristische Vorhaben in der Pipeline, die von unserer Entwicklung gerade auf Machbarkeit geprüft werden.
Allerdings gehöre ich zu den Südsternen, die irgendwann wieder nach Südtirol zurückkehren :).
In Vorbereitung:
Grand Hotel am Kurpark
Engelberg
(wurde vom Engelberger Eduard Cattani erbaut und lt. Historie in der Wintersaison 1904 - 1905 erstmals eröffnet)
Interview: Alexander Walzl