Effiziente Energielösungen hausgemacht

Montag, 23.02.2015

Der gebürtige Gsieser Georg Walder schloss das Studium der Elektrotechnik an der TU in München 2011 ab. Nach seinem Studium trat er seine Stelle als Entwicklungsleiter der LION Smart GmbH an und arbeitete dazu parallel als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik an seiner ehemaligen Universität. 2014 gründete er zusammen mit zwei ehemaligen Kommilitonen das Unternehmen INVENOX. Das Unternehmen bietet neuartige Technologien zur Speicherung elektronischer Energie an.



Herr Walder, wie sieht Ihr heutiger Arbeitstag aus?

Mein Tag beginnt etwa gegen 8 Uhr morgens im Büro. Montags finden immer die internen Firmenbesprechungen statt, bei denen Projekte, Arbeitspakete, Investitionen und die Finanzplanungen diskutiert werden. Nach dem Mittagessen treffe ich mich mit meinen Angestellten und Studenten, die ich ihn ihrer Bachelor- oder Masterarbeit betreue und wir besprechen die Aufgaben für die Woche. Anschließend widme ich mich selber der weiteren Produktentwicklung und Forschung. Wenn keine weiteren Besprechungen, mehr anstehen bin ich noch bis 20 Uhr noch im Büro.

2011 haben sie den Grundstein für das Unternehmen INVENOX gelegt. Welche Vision steckt dahinter?

Im Rahmen des Forschungselektrofahrzeuges MUTE, das von der TU München 2011 entwickelt und aufgebaut wurde, habe ich mit meinen drei Mitgründern die wesentlichen Probleme der Batterie eines Elektrofahrzuges erkannt. Hierbei hat uns vor allem gestört, dass 50 Prozent des Zellgewichts von der Assemblierung verursacht wird. Zudem machen die reinen Zellkosten nur 50% der gesamten Batterie aus. Wir suchten nach einer Lösung, um die einzelnen Batteriezellen effizient und kostengünstig zu einem Batteriespeicher zu verbinden. Hieraus entstand die Conchifera Batteriepacktechnologie, welche international zum Patent angemeldet wurde. Aufgrund des enormen Potenzials dieser Technologie haben wir 2014 die INVENOX GmbH ausgegründet. Unsere Vision ist vor allem die Elektromobilität für jeden rentabel zu machen, um somit einen Grundstein für eine nachhaltige Mobilität zu legen.

In welchen Bereichen wird Ihre Technologie eingesetzt?

Unsere Technologie ist nicht an bestimmte Anwendungen gebunden. Überall da, wo die Zwischenspeicherung von elektrischer Energie notwendig ist, können unsere Produkte eingesetzt werden. Zurzeit sind das vor allem kleine Elektrofahrzeuge. Unsere Entwicklung geht aber auch hin zu stationären Energiespeichern, da die lokale Zwischenspeicherung von regenerativen Energien, wie etwa der Solarenergie, immer wichtiger wird.

Der Sitz der Firma befindet sich in München. Warum haben Sie sich für diesen Standort entschieden?

Da wir ein Start-up der TU München sind und vom Staat gefördert wurden, hat sich die Nähe zur Universität für das Unternehmen sehr angeboten. Besonders in den ersten Jahren sind wir sehr auf die Unterstützung der TU München und der Studenten angewiesen. Zudem bietet München eine sehr gute Plattform für Hightech Start-ups. Wo sich im späteren Verlauf unser Firmensitz befindet, ist aber noch offen.

Sie bieten komplette Systemlösungen für Batteriespeicher an. Was unterscheidet Sie von anderen Anbietern?

Den Hauptunterschied macht sicherlich unsere Batterietechnologie, welche es erlaubt ein viel höheres Energiegewicht zu erreichen als die der Konkurrenz. In unserem ersten Fahrzeugprojekt VisioM wiegt die Batterie lediglich 80 kg und das bei einer Reichweite von 170 km. Dies wäre mit einer anderen Technologie nicht möglich. Zudem ist die Zellkontaktierung in unserem Batteriespeicher reversibel, das bedeutet, dass einzelne Zellen einfach gewechselt werden können. Dies erleichtert die Wartung, verbessert die Lebensdauer und ermöglicht ein nachhaltiges Recycling der Batterie. Bezüglich der Kosten können wir auf günstige standardisierte Rundzellen aus dem Consumer Markt zurückgreifen. Kombiniert mit unserer Zellkontaktierung erreichen wir sehr niedrige Produktionskosten.

Tesla plant den Bau einer der größten Batteriefabriken der Welt und scheint einer der innovativsten Anbieter im Bereich von Elektroautos zu sein. Ist die Technologie, die Sie zusammen mit Ihren Kollegen entwickelt haben interessant für Tesla?

Tesla setzt wie wir auf kleine Rundzellen, da diese die beste Sicherheit bieten. Auch Tesla hat in den letzten 10 Jahren seine Batterietechnologie optimiert und hat dadurch zurzeit einen deutlichen Vorteil gegenüber anderen Elektrofahrzeugen. Die Zellen, die Tesla in der Gigafactory baut, sind auch für unsere Energiespeier ideal einsetzbar. Ob Tesla seine Batteriepacktechnologie wechseln wird, wage ich zwar zu bezweifeln. Es kann aber gut möglich sein, dass unsere Technologie mögliche Lösungsansätze für Kernprobleme von Tesla skizziert.

Heutzutage werden die beiden Wörter “Nachhaltigkeit” und “Energie” immer wieder im selben Atemzug genannt. Wie nachhaltig sind Ihre Produkte?

Nachhaltigkeit von Lithium-Ionen basierten Energiespeichern ist ein sehr umstrittenes Thema. Zwar muss bei einem Elektrofahrzeug nie wieder getankt werden, es ist aber fraglich, ob die Emissionen in der Batterieproduktion dadurch kompensiert werden. Ich denke es muss vor allem an die Zeit nach der Lebensdauer einer Batterie gedacht werden. Zum einen besitzt eine Batteriezelle immer noch 70% ihrer Kapazität, wenn die Lebensdauer im Elektrofahrzeug erreicht wurde, und ist daher für andere Anwendungen, wie etwa stationär als „Second Life“, immer noch geeignet. Zum anderen ist das Recycling von Akkus zurzeit sehr aufwendig. Die wertvollen Materialien in den Zellen werden noch zu wenig wiederverwertet. Wir versuchen diesen Problemen mit unserer Technologie zu begegnen.

Sie lehren außerdem an der TU München. Was macht den Job für Sie interessant?

An der TU München bin ich bis Ende des Jahres als Doktorand beschäftigt, um meine Dissertation abzuschließen. Neue Technologien kommen fast immer aus einem universitären Umfeld, da dort ohne wirtschaftlichen Druck an ausgefallenen Ideen geforscht werden kann. Genau diese Arbeitsatmosphäre ist für mich interessant und hat letztendlich auch zur Conchifera-Technologie und zur Firmengründung verholfen.

Sie planen in diesem Jahr in Produktion zu gehen, wie blicken Sie diesem Tag entgegen?

Zurzeit planen wir eine sehr einfache Produktionsstraße, um mit relativ geringen Investitionen Serienprodukte in kleinerer Stückzahl zu produzieren. Unsere Technologie erlaubt es uns mit einfachen Verfahren, hochwertige Energiespeicher herzustellen. Hierbei sind vor allem die Zertifizier-Anforderungen für die Produkte und die Produktion ein großer Meilenstein. Da wir aber viel auslagern können, blick ich sehr zuversichtlich diesem Tag entgegen.

Südtirol hat die Themen „Erneuerbare Energie“ und „Nachhaltigkeit“ als Stärkefelder definiert. Beobachten Sie was in diesem Bereich in Südtirol passiert, und wenn ja, was ist Ihre Einschätzung dazu?

Ich beobachte die Themen in Südtirol sehr genau und finde es den absolut richtigen Weg, wenn auch mögliche Potenziale noch viel zu wenig ausgeschöpft werden. Wir haben ein enormes Potenzial an regenerativen Energien, nutzten diese aber noch zu inneffizient. Es kann nicht sein, dass das Wasser ungenutzt den Berg hinunterfließt und wir mit kraftstoffbetriebenen Fahrzeugen daran vorbeifahren. Auf fast jedem Dach in Südtirol befinden sich mittlerweile Solaranlagen, sobald aber am Abend der Strom gebraucht wird, muss dieser teuer zugekauft werden. Ich denke, dass sich Südtirol als Modellregion der Elektromobilität entwickeln könnte. Dazu müsste aber die Infrastruktur von Lademöglichkeiten ausgebaut und Kaufanreize für Elektrofahrzeuge geschaffen werden. Zudem könnte der Anteil an mit Wasserkraft erzeugter Energie deutlich gesteigert werden.

Herr Walder, vielen Dank für das Interview

Interview: Thomas Tribus

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