Wie finde ich den passenden Mentor am Südstern-Campus und wie kann er mir weiterhelfen?

Sonntag, 04.12.2016

Wie kann ich als StudentIn am besten meine Ziele erreichen? Welches Masterstudium soll es werden und welche Möglichkeiten gibt es, ein Praktikum im Ausland zu machen? Gerade Studierende befinden sich oft in Entscheidungssituationen, wo sie sich nach dem Rat einer erfahrenen Person sehnen. Der Südstern Campus bringt StudentInnen und  Auslands-Sternchen zusammen. Ein Interview mit Campus-Mitglied Roland Unterhofer, der seinen Weg - dank Mentor - gefunden hat. 


Campus-Mitglied Roland Unterhofer (29) hat den - für ihn - besten Südstern-Mentor gefunden. Zuvor arbeitete er vier Jahre lang als Kellner, dann schloss er sein Wirtschaftsstudium "cum laude" ab. 

Der Südstern Campus bringt StudentInnen mit auslandserfahrenen MentorInnen zusammen. Campus-Mitglied Roland Unterhofer (29) hat als Student einen Südstern-Mentor gefunden. Nicht nur bei der Universitätswahl, sondern auch bei seiner späteren Unternehmensgründung hat ihm das Mentoring-Programm weitergeholfen. 

Warum bist du dem Südstern Campus beigetreten? 

Ich führe gerne Gespräche mit älteren Personen, höre ihnen zu und konnte immer sehr viel davon mitnehmen. Als junger Mensch kann man heute auf so viel Wissen zugreifen und sich dieses aneignen - was wir uns aber nicht so leicht aneignen können, ist Erfahrung, die kriegst du nur von anderen – das ist ein Grund, sich einen Mentor zu suchen. 

Wie hast du den richtigen Mentor gefunden und was rätst du anderen Campus-Mitgliedern? 

Ich wollte jemanden, der das erlebt hat, was ich erreichen möchte und jemanden, der nicht allzu viel älter ist als ich. Ich habe mir die Lebensläufe angeschaut und fand jemanden ganz nach meinen Idealvorstellungen: noch ziemlich jung, aber bereits Karriere im Ausland gemacht und nach Südtirol zurückgekehrt. 

Entweder man macht es wie ich oder man sucht sich jemanden, der komplett anders ist. Hätte ich als BWLer einen Graphiker oder Künstler ausgewählt, ich hätte sicherlich auch extrem viel davon mitnehmen können. 

Viele StudentInnen melden sich am Südstern Campus an und warten vergeblich auf einen Mentor. Wie hat es bei dir geklappt? 

Es gibt sicher Leute, denen alles zufliegt und die bestimmte Privilegien haben, aber ein starker Wille kann extrem viel bewegen. Man muss selbst die Initiative ergreifen! Ich habe den Südstern damals einfach kontaktiert. Er hat sich dann rasch bei mir gemeldet und zugesagt. Als er dann einmal zufällig in Wien war, haben wir uns zum Sushi-Essen getroffen. Das war ein sehr interessanter Abend!


Am Campus der Wirtschaftsuniversität Wien. Hier absolvierte Roland Unterhofer sein Bachelorstudium und ein Praktikum bei Deloitte. 

In welchen Fragen kann ein Mentor weiterhelfen - welche Tipps hast du bekommen? 

Ich hatte damals gerade ein Praktikum bei einer großer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Wien begonnen und war nicht ganz glücklich damit. Mich hat schon damals die Startup-Szene gereizt. Mein Mentor meinte da zu mir: „Roland, zieh' das dieses halbe Jahr durch. Da kannst du sehr viel lernen und danach stehen dir alle Türen offen.“ Das hat bei mir den Schalter umgelegt. Das war der erste gute Tipp. Der zweite folgte dann bei der Wahl meines Masterstudiums. Der Input meines Mentors war: „Egal für welches Masterstudium du dich entscheidest, es sollte eine anerkannte wissenschaftlich-orientierte Universität sein. Da lernst du verschiedene Denkansätze kennen, wie Probleme angegangen werden und wie du mit Wissen umgehst." Und es ist tatsächlich so, an der FH lernst du, was dir vorgelegt wird, auf der Uni lernst du das, was du selbst recherchierst. Ein Mentor kann dir im entscheidenden Moment den richtigen Input geben und dich bei einer schwierigen Entscheidung beraten. 

Hast du deinen Mentor auch bei der Entscheidung, ein Unternehmen zu gründen, um Rat gefragt? 

Ja, klar. In der Gründungsphase, wo Planung und Idee im Raum standen, hat er mir bei einem Abendessen mit gemeinsamen Bekannten mit seinem Know-how in der Betriebswirtschaft und im Finanzwesen geholfen, die Dinge gründlich zu überdenken. Er hat meinen Idealismus etwas gebremst und mich gefragt, ob ich das ein und das andere berücksichtigt habe. Ich werde ihn auch bald wieder kontaktieren, weil ich einen Tipp brauche (lacht). 

Nach vier Jahren in der Gastronomie bist du vom Berufstätigen zum Studenten geworden. Wie war es, deinen bisherigen Lebensstandard für ein Studium im Ausland aufzugeben? 

Es war eine große Bereicherung! Vorher war Geld ein Mittel, um mir Statussymbole zuzulegen wie Markenklamotten und ein Auto. Auf einmal wurde Geld zur wertvollen Ressource, mit der ich sparsam umgehe. Ich habe mein Auto verkauft und gelernt, was mir wirklich wichtig ist. Ich muss nicht dreimal in der Woche feiern gehen, aber ab und zu ein gutes Steak braten oder ins Restaurant zu gehen ist mir wichtig.

Gerade dein Gaumen hat dich zurück nach Südtirol gezogen und ist nicht ganz unschuldig an deiner Unternehmensgründung, oder?

In Holland, wo ich mein Masterstudium machte, hatte ich Sehnsucht nach Südtirol, nach den Bergen, dem Wetter und den kulinarischen Spezialitäten. Im Ausland habe ich gesehen, dass Abo-Commerce und Foodboxen ganz gut funtionieren, weil sich der Handel immer mehr hin zu online bewegt. So entstand die Idee zu „Gourmemories“.

Welche Idee steckt genau hinter „Gourmemories"? 

Wir haben in Südtirol jährlich Millionen von Touristen - auch viele Stammgäste. Ich dachte, es wäre doch schön, wenn man auch im Ausland Südtiroler Spezialitäten bequem im Abo bestellen könnte und die Verbindung zum Urlaubsland über das ganze Jahr hinweg pflegen könnte. Bei Gourmemories versenden wir unseren Kunden – Südtirolurlaubern oder Südtirolern im Ausland – alle 2 Monate ein Paket mit Südtiroler Spezialitäten und einer Info-Broschüre. Da wir erst vor wenigen Monaten online gegangen sind, steht uns noch viel Arbeit bevor. 


Gemeinsam mit Peter Wegmann hat Roland Unterhofer "Gourmemories" gegründet. 

Was ist so attraktiv daran, etwas Eigenes zu gründen? 

Ich will nicht ein Leben leben, das 330 Tage von Arbeit (die nicht Spaß macht) geprägt ist, um dann 35 Tage wie ein König zu leben. Eigentlich müsste man es doch umgekehrt machen und das tun, was Spaß macht. Ich will unabhängig sein und Entscheidungen treffen, die gut für mein Wohlbefinden sind. Ich habe herausgefunden, dass das Thema Entrepreneurship das Richtige für mich ist. Daher bin ich auch zum Masterstudium nach Groningen in die Niederlande gegangen, die im Bereich der Innovation in Europa führend ist und Entrepreneurship gezielt auf den Studienplan gesetzt hat. Die Stadt ist smart, nachhaltig und für Studenten sehr attraktiv. Unattraktiv für mich waren jedoch die Hamburger aus den Automaten. Als Südtiroler, aufgewachsen zwischen der alpenländischen und italienischen Küche gibt es wohl kaum einen verwöhnteren Gaumen (lacht). 

Warum hast du in Südtirol gegründet?

Wenn ich etwas gründe, dann denke ich langfristig und wenn ich langfristig meinen Lebensmittelpunkt in Südtirol plane, dann fange ich auch hier an. Der Gründer eines bekannten Südtiroler Model-Labels hat mir damals drei Dinge geraten: „Wenn du etwas Eigenes gründen möchtest, mach' es sofort nach dem Studium, hab' keine Angst und mach' es in Südtirol!“ 

Zurück in Südtirol habe ich mich darauf besonnen, was meine Lehrenden an der Uni immer sagten: Wenn du etwas nicht umsetzt, wirst du nie erfahren, ob es funktioniert! Also habe ich entschieden, meine Idee zu testen.

Gibt es so etwas wie eine Gründerszene in Südtirol? 

In Südtirol gibt es viel Unternehmertum, welches jedoch hauptsächlich durch Familienunternehmen geprägt ist. Die Gründerszene ist relativ klein und überschaulich. Es gibt den Co-Working-Space „Vitamin“ in Leifers – dort haben wir auch unseren Arbeitsplatz. Auf den Veranstaltungen, die von Vitamin organisiert werden, sieht man meist dieselben Gesichter. Die Leute sind aber sehr engagiert und der Austausch ist enorm. Man geht zusammen Mittagessen und man gibt sich gegenseitig Feedback. Das wäre im eigenen Büro nicht möglich. Die Szene ist in Südtirol noch in den Kinderschuhen, aber alles, was noch nicht ausgereift ist, hat viel Potenzial. 

Warum glaubst du hat die Gründerszene in Südtirol Startschwierigkeiten? 

Ich vermute, weil es den Südtirolern finanziell sehr gut geht – nach dem Motto: Wenn es mir gut geht, warum soll ich mir das antun? Es braucht schon sehr viel Idealismus, selbst zu gründen. Hinzu kommt vielleicht, dass wir als Alpenregion Neuem gegenüber generell etwas verschlossener sind. Das liegt, glaube ich, etwas in unseren Genen. Jene von uns, die nicht den Schritt in die Welt gewagt haben, adaptieren vielleicht neue Dinge einfach langsamer. 

Es gibt aber ein paar gute Förderprogramme für Gründer, die mit ihrem Unternehmen einen Mehrwert für Südtirol versprechen – aber dafür braucht man bereits Investoren. Diese zu finden, ist noch sehr schwer, obwohl viel Geld da ist – das ist das Paradoxe. Es gibt Geld, das in Unternehmen investiert werden möchte und ich frage mich, warum investiert man es nicht in innovative Unternehmen - gerade in Italien, wo die Jugendarbeitslosigkeit so hoch ist! 

Wo gibt es Potenziale, die von Gründern in Südtirol ausgeschöpft werden könnten? 

Von meinen Südtirol Bekannten in Wien ist kaum jemand nach dem Studium zurückgekehrt. Der Grund ist immer derselbe, nämlich dass die Möglichkeiten im Ausland einfach größer sind. Vielleicht ist das aber nur die Wahrnehmung. Ich glaube, für Gründer gibt es in Südtirol großes Potenzial. In den Branchen Tourismus, Obst- und Weinbau, in der Holzindustrie oder auch im Maschinen- und Seilbahnbau ist eigentlich noch Raum für neue Ansätze, die junge Akademiker aus dem Ausland einbringen könnten. Viel Potential liegt sicherlich in der Digitalisierung dieser Industrien.  

Liegt deine Zukunft in Südtirol? 

Gut möglich. Auf jeden Fall möchte ich selbstständig und erfolgreich ein Unternehmen führen, aber so, dass dennoch Zeit für Familie, Freunde und die Natur bleibt. Ich bin kein Fan der Entfremdung, die wir aktuell erleben. Etwa wenn alle am Tisch nur noch mit dem Smartphone beschäftigt sind oder man nicht mehr weiß, wo die Produkte, die man konsumiert, ihren Ursprung haben. Ich möchte in Zukunft einen Ausgleich zwischen der unternehmerischen Tätigkeit und dem Naturbewusstsein finden – dafür scheint mir Südtirol ein guter Platz zu sein.

Interview: Alexandra Hawlin

Roland Unterhofer (29) aus Klobenstein arbeitete vier Jahre lang in der Gastronomie und entschloss sich dann für ein Studium der Internationalen Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien. Er verbrachte ein Erasmus-Semester an der University of Southampton und sammelte Berufserfahrung im internationalen Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte. Für das Masterstudium mit dem Schwerpunkt „Small Business and Entrepreneurship“ ging er nach Groningen in die Niederlande. Nach dem Abschluss zog es ihn zurück nach Südtirol. Anfang 2016 hat er, gemeinsam mit Mitgründer Peter, sein eigenes Unternehmen gestartet: „Gourmemories“.



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