Foto: Mayk Wendt
Gab es einen Schlüsselmoment, der dich zur Archäologie gebracht hat?
Das ist bei mir genetisch bedingt. Ein Onkel von mir ist Archäologe, er hat mich vergiftet, mir Kinderbücher über Mammuts und Urmenschen gebracht. Meine Mama kommt aus der Nähe von Augsburg, wo es viele Ausgrabungsstätten gibt. Es haben am Ende Faktoren mehrere dazu geführt. In der Mittelschule jedenfalls wusste ich schon, dass ich das später einmal machen will. Ich habe dann das Sprachengymnasium besucht, weil mein Onkel mir klarmachte, dass Sprachen sehr wichtig sind. Davon lebe ich heute noch. Ich beschäftige mich ja vor allem mit Urgeschichte, der Eisen- und Bronzezeit. Die Alpen waren zwar da, aber nicht wirklich ein Hindernis für die Menschen. Die Kulturen tauschten sich über die Berge hinweg aus. Das passiert heute auch in der Archäologie und mein Vorteil war immer, dass ich mit Italienern,
Du bist Ausgrabungsleiter beim Archäologischen Dienst Graubünden in Chur. Warum wählst du nach Jahren in Italien, Deutschland und Österreich auf die Schweiz?
Die Antwort ist zunächst banal: Hier gibt es Arbeit. Auf einem festen Posten zu landen, ist in unserem Fach leider nicht die Regel. In Deutschland und Österreich haben sich die Denkmalämter zusehends aus dem Grabungsgeschäft zurückgezogen und dieses an Privatfirmen übertragen. Diese schießen nun wie Pilze aus dem Boden. In der Folge gibt es Lohndumping. Da bist du mit deinem Studium fertig, arbeitest Vollzeit und gehst vielleicht mit 1.300 Euro nach Hause und weißt nicht mal, ob es nach der Befristung noch weitergeht. Auf der Uni ist es auch nicht leichter. Nach der Dissertation geht es nur über Projekte, die du aufreißt. Dadurch bist du ständig gezwungen, mobil zu sein. Mit Familie wird das hart, alle vier Jahre zu wechseln.
Was ist in Chur anders?
In Graubünden ist das Denkmalamt beim Kanton selbst angesiedelt. Wir sind vier bis fünf Grabungsleiter und insgesamt 25 Leute. Der Kanton ist riesig, es gibt viel zu tun und die Arbeit ist zunehmend technischer geworden, was mir Spaß macht.