Photo: © Eurac Research
Was mache ich seither an der Eurac? Ich suche nach Genen, die Volkskrankheiten wie zum Beispiel Diabetes oder Herzinfarkt verursachen. Diese Krankheiten werden zwar auch stark vom Lebensstil und Umweltfaktoren beeinflusst, aber indem wir die verantwortlichen Gene identifizieren, können wir die Behandlung und Vorbeugung dieser Krankheiten verbessern.
Wertvolle Daten für meine Forschung liefert die CHRIS-Studie im Vinschgau mit über 13.000 Teilnehmern. Dank der regen Beteiligung der Bevölkerung konnten wir sehr viele wichtige Daten sammeln, darunter auch die Erbinformation eines jeden einzelnen Teilnehmers. Die Erbinformation ist im Genom gespeichert und besteht aus drei Milliarden Buchstaben. Mithilfe dieser Daten können wir zum Beispiel die Erbinformation von Diabetikern mit Gesunden vergleichen, wobei unterschiedliche Buchstaben ein größeres Diabetesrisiko anzeigen können. Und, wenn alles gut läuft, eben auch entsprechende Therapien und Medikamente entwickeln.
Informatiker werden ja oft als Nerds bezeichnet, die allein vor dem Bildschirm sitzen. Ich bin mit dem, was ich mache, mitten unter den Menschen. Gerade deshalb finde ich die Arbeit an der Eurac so spannend. Am Institut für Biomedizin arbeiten über 80 Leute mit sehr unterschiedlichen Qualifikationen. Der Austausch mit meinen Kollegen hier und weltweit ist sehr bereichernd.
Aus meiner Zeit in Amerika habe ich das kritische Nachdenken mitgenommen. Erst wenn es nicht gelang, ein Ergebnis zu widerlegen, wurde es veröffentlicht. Wenn ich heute wirklich etwas über ein Thema wissen will, schaue ich mir die wissenschaftlichen Quellen dazu an, da oftmals in den Medien die Resultate nur unzureichend oder verfälscht wiedergegeben werden.
Im Juli 2020 haben wir unsere CHRIS-Studie erweitert und im Hinblick auf Risikofaktoren der Covid-19-Erkrankung untersucht. Das ganze ist in einem Verbund von Forschern abgelaufen, die ihrerseits Daten geliefert haben. Von Finnland bis Griechenland haben Gruppen mitgemacht. 100 gingen an den Start, am Ende konnten nur 50 die Daten liefern. Darunter auch wir, aus diesem kleinen Land Südtirol. Das sagt viel aus über die Möglichkeiten, hier Forschung zu betreiben.
An für die Bevölkerung relevanten Themen zu forschen und Teil eines interdisziplinären Teams zu sein, fasziniert mich nach wie vor. Und kochen? Das mache ich immer noch gern.