Krankheit und Tod werden in unserer Gesellschaft oft verdrängt. Ändert sich die Herangehensweise, wenn man persönlich damit in Berührung kommt?
Ich denke, es lässt einen besser verstehen, was es heißt und gibt Motivation, um es besser zu machen. Wenn man solche Projekte betreut, ist Empathie eine Grundvoraussetzung. Aber als ich es in meinem Umfeld selbst erlebt habe, hat mir das noch mehr gezeigt, was es im Detail braucht und wofür man das macht. Das Maggie’s Center beruht auf Spenden. Bis so ein Projekt umgesetzt werden kann, dauert es deshalb oft lange. Mein Beitrag zum Projekt war das Gebäude als Schmuckstück in Silber anzufertigen, das alle Sponsoren als Brosche oder Kette bekommen haben.
Das Gebäude als Schmuckstück: Besser könnten die zwei Welten, in denen du dich bewegst, nicht miteinander verschmelzen. Wann fing dein Interesse für Schmuck an?
Schon mit sieben Jahren habe ich meine Mama gefragt, ob sie mich zum Gabrielli in der Brunecker Stadtgasse bringen kann, weil ich Goldschmuck machen wollte. Sie hat immer großen Schmuck getragen, vielleicht hat das instinktiv auch mein Interesse geweckt. Wenn sie neue Techniken für die Schule ausprobiert hat, war ich das Versuchskaninchen. Ich habe sehr früh emailliert und mit Farbsprays hantiert. Eine Barriere nach dem Motto: Oh, das kann ich nicht, die gab es nie. So ist es bis heute, ich mache einfach und wenn es nicht geht, dann halt nicht.
Kam das Goldschmiedehandwerk spontan in dein Leben?
Ich hatte den Wunsch, wieder mehr mit den Händen zu machen. Deshalb beschloss ich, ein paar Ausbildungen zu machen und letztlich auch einen Master an der Sir John Cass Universität. Das war ein großer Schritt, weil ich dafür meine Tage in der Arbeit von fünf auf vier verringert habe. Das habe ich danach auch so beibehalten. Freitag ist mein Werkstatt-Tag.
Architektur und Schmuck…
… das sind meine zwei parallelen Welten. Die eine ernährt die andere und ich versuche, dass beide immer hungrig sind, nur so kann ich mich weiterentwickeln. Natürlich könnte ich mir das Leben viel einfacher machen, aber so ist es, wenn man eine Leidenschaft hat. Ohne Schweiß kein Preis.
Dein Schmuck spiegelt die Liebe für geometrische Formen wider. Was fasziniert dich daran?
Antike und primitive Kulturen und ihre einfache Formensprache haben mich immer schon angezogen. Sie ist so ausdrucksvoll. Von Picasso bis Brancusi und Derain, so viele Künstler haben auf diese Formensprache zurückgegriffen. Sie haben sie verinnerlicht, verdaut und dann in ihrer eigenen Form wieder ausgespuckt. Ich glaube, dass mein Architekturstudium geholfen hat, diese Analyse von einer geometrischen Formensprache zu verinnerlichen. Das sieht man wohl auch in meinem Schmuck. Ich werde oft gefragt, ob ich Architektin bin. Als Zaha Hadid vor einigen Jahren ihrer Lieblingsstücke der Goldsmith’s Fair ausgewählt hat, war auch mein Ring dabei. Mein Ziel ist, die Formensprache weiter zu verstärken und die Grundformen der Geometrie auf meine Art zu verwandeln. Das kann passieren, indem ich sie metamorphisch verändere, etwas drehe, auf den Kopf stelle, dazu addiere oder wegnehme. Spielerisch schaffen steht immer im Mittelpunkt!