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Im Juli hatte Mair den letzten Tag bei X, im August brachte er bereits seinen Prototypen bei einem Bauern unter. Landwirtschaft begeistert ihn. „Du bist nicht fünf Jahre im stillen Kämmerlein, feilst am Produkt und dann heißt es: nein, geht nicht. Du kannst Automation mit dem Kunden entwickeln und mit jedem Schritt einen Mehrwert schaffen.”
Jetzt will er die Sprache der Pflanzen verstehen lernen. Was kompliziert klingt, ist im Grunde simpel. Die eine Sorte ist zuverlässig und robust wie ein Esel, leistet aber nicht so viel. Die andere hat die Stärken eines Rennpferds, ist aber empfindlich und fragil. Wie können Technik und Automation das Beste aus beiden Sorten herausholen? Indem die Umgebung optimiert wird. Etwa durch eine auf die Pflanze zugeschnittene Zufuhr von Nährstoffen und Wasser.
In Kalifornien, wo Mair seit Jahren lebt, ist Wassermangel ein riesiges Problem. Datengetriebene Systeme helfen, Wasser zu sparen und den Anbau nachhaltiger zu machen. „Hier etwas zu ändern, ist dringend notwendig”, sagt Mair. „Bis 2050 werden zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Um sie alle ernähren zu können, müssen wir den Anbau verdoppeln.”
Neatleaf, das sind Elmar Mair und Ralf Schönherr, den er bei X kennengelernt hat. Noch ist das Team klein, eine Handvoll Leute helfen mit, Berater stehen dem Start-up zur Seite. Diese kleinen dynamischen Gegebenheiten reizen Mair, weil die Entscheidungsfindung nicht so lange dauert wie in großen Unternehmen.
Für die Gründung hat er alles auf eine Karte gesetzt und sein Eigenkapital genutzt. Diesen Schritt bereut er keine Sekunde. Auch wenn er weiß, dass die Überlebenschancen eines Start-ups sehr gering sind. Dann zieht er einen Vergleich heran: In der Automobilbranche haben die Großen lange dominiert, dann kam Tesla und plötzlich musste auch die erfolgsverwöhnte Automobilbranche anfangen, ihre Produkt zu überdenken. Warum, sagt sich Elmar Mair, sollte Neatleaf das in der Landwirtschaft nicht auch schaffen?