"Karriereeinsteiger sollten bescheiden und bodenständig bleiben"

Dienstag, 06.11.2012

Markus Unterhofer (44) ist Senior Portfolio Manager bei Credit Suisse in Zürich. Der Bozner ist seit mehr als 6 Jahren in dieser Position und war vorher in diversen Investment-Positionen bei Erste Bank, ABB World Treasury Center, UBS und Julius Bär tätig. Als Südstern-Mentor unterstützt Markus Unterhofer im Rahmen von Südstern Campus einen jungen Südtiroler Universitäts-Absolventen bei seinen ersten Karriereschritten im Ausland.

Wie läuft Dein typischer Arbeitstag ab?

Meine Aufgabe lässt sich kurz als Vermögensverwaltung mit Schwerpunkt Hedge Funds beschreiben. Das heisst, je nachdem ob es sich um sogenannte „diskretionäre“ oder „Advisory“-Kunden handelt, investiere ich als Portfolio Manager für sehr vermögende private und institutionelle Kunden gemäss deren vorgegebenen Risiko-Parametern und Richtlinien in Hedge Funds bzw. berate ich solche Kunden im Hinblick auf die Auswahl von Hedge Funds und deren Zusammenstellung zu einem sinnvollen Portfolio. Mein Arbeitsalltag wird hauptsächlich durch diese beiden Dimensionen – Investments und Kunden – geprägt.

Investmentseitig muss ich mich ständig informiert halten, welche Ergebnisse die investierten Hedge Funds liefern, aber vor allem vorwärtsgerichtet, wie sie positioniert sind bzw. welchen Ausblick und welche Erwartungen sie haben. Neben dieser eher „bottom up“ orientierten Arbeit ist auch das „top down“-Research sehr wichtig, also die Beobachtung der makroökonomischen Bedingungen sowie der fundamentalen, technischen und strukturellen Aspekte, die Hedge Funds und deren Strategien beeinflussen. Hedge Funds verfolgen nämlich heterogene Anlagestile und -strategien und sind zusätzlich in verschiedenen Anlageklassen (Aktien, Zinsen, Währungen, Rohstoffe etc.) aktiv, aber die Attraktivität der einzelnen Klassen, Stile und Strategien verändern sich mit der Zeit. Mein Ziel ist es deshalb, sowohl durch sorgfältige Auswahl der einzelnen Hedge Funds als auch durch taktische Allokationsveränderungen eine bessere Wertentwicklung für den Kunden zu generieren.

Auf der Kundenseite wird mein Alltag in erster Linie durch die Betreuung bestehender Kunden mit regelmässigen Markt- und Portfolio-Besprechungen bestimmt. Darüber hinaus bin ich auch in die Akquisition potentieller Kunden durch die fachliche Unterstützung von Kundenbetreuern und in die Entwicklung und Umsetzung von neuen kundenspezifischen Produkten involviert.

 

Was gefällt Dir besonders gut an Deiner Arbeit?

Wer schon einmal selbst Geld investiert hat, hasst oder liebt es. Ich liebe die Beschäftigung mit den Finanzmärkten und die Auseinandersetzung mit den zahlreichen Faktoren, die die Märkte kurz-, mittel- oder langfristig beeinflussen, von geldpolitischen Entscheidungen bis hin zu längerfristigen demographischen Entwicklungen. Wenn man am Ende des Jahres aufgrund der richtigen Entscheidungen und entsprechenden Portfolio-Positionierung einen zufriedenen Kunden vor sich hat, verschafft mir das eine Art Erfüllung und Motivation, die durch nichts anderes aufzuwiegen ist.

 

Was weniger?

Generell hat in der Finanzbranche die externe und interne Reglementierung während der letzten Jahre sehr stark zugenommen. Dies ist einerseits nach gewissen Vorfällen eine verständliche Entwicklung, aber gleichzeitig bin ich eher skeptisch, dass sich die schwarzen Schafe, sofern sie über genug Intelligenz und kriminelle Energie verfügen, dadurch tatsächlich stoppen lassen. Ausserdem sehe ich die Gefahr, dass dadurch längerfristig Werte wie Innovationsfähigkeit, Eigeninitiative, unternehmerisches Denken und Handeln untergraben werden. Ich habe nichts gegen Regulierung und Reglementierung, solange sie vernünftig sowie verhältnismässig sind und keine Scheinsicherheit vorgegaukelt wird. Leider ist dies derzeit bei vielen Entwicklungen nicht der Fall.

 

Was für Eigenschaften sind nötig um in Deinem Beruf erfolgreich zu sein?

Von den fachlichen Voraussetzungen her sind ein sehr gutes Verständnis der Finanzmärkte, der Finanzinstrumente und der einzelnen, oft komplexen Hedge-Fund-Strategien unabdingbar. Es macht keinen Sinn, sich mit Hedge Funds auseinandersetzen zu wollen, wenn man nicht weiss, wie z.B. Derivate funktionieren. Eine gute Voraussetzung für einen Einstieg ist, wenn man selbst als Analyst gearbeitet hat bzw. noch besser, wenn man selbst eine Zeit lang im Trading-Bereich gearbeitet hat, um dann einem Hedge Fund Manager „auf Augenhöhe“ begegnen zu können und erst in der Lage ist, die richtigen Fragen zu stellen.

Wenn man über verschiedene Anlageklassen und Strategien hinweg investiert, muss man zudem ein sehr gutes Verständnis der jeweiligen Renditetreiber, Risikofaktoren und ihren Abhängigkeiten haben bzw. davon, wie sich diese in unterschiedlichen makroökonomischen Szenarien entwickeln können. Als guter Portfolio Manager sollte man beides drauf haben, d.h. man muss einerseits analytisch stark sein, aber auch die Fähigkeit haben, von der detailorientierten Perspektive abzurücken und einen gesamthaften „Helikopterblick“ einzunehmen.

Bezüglich der persönlichen oder charakterlichen Eigenschaften würde ich die Fähigkeit zur kritischen Selbsthinterfragung sowie eine gewisse Bescheidenheit und Bodenständigkeit erwähnen. Das omnipräsente Phänomen der „Overconfidence“, das die Behavioural Finance beschreibt, kann längerfristig schwerwiegende Konsequenzen haben, und ganz besonders dann, nachdem es eine Zeit lang sehr gut gelaufen ist.

 

Was für eine Rolle spielt Zuerich bzw. das Ausland im Zusammenhang mit Deinem Beruf?

Die Schweiz hat im Unterschied zu den meisten anderen Ländern in und um Europa eine mehrere Dekaden umfassende Tradition im Management von Hedge-Fund-Produkten. Der weltweit erste sogenannte „Fund of Funds“ wurde vor mehr als 40 Jahren in der Schweiz lanciert. Deshalb ist hier bezüglich Tiefe und Breite ein hervorragendes Know-how vorhanden, das global nur von wenigen anderen Ländern erreicht wird.

 

Wie bist Du zu Deinem Job gekommen? Wie kann ein Student am besten zu einem Praktikum / Job kommen?

Die Credit Suisse hat speziell für Studienabgänger ein sogenanntes „Career Starter“-Programm entwickelt, das einen massgeschneiderten Einstieg ins Berufsleben mit individuellem Entwicklungs- und Ausbildungsprogramm über mindestens 12 und maximal 18 Monate umfasst.

Ich selbst bin seit mehr als 17 Jahren in der Finanzbranche tätig; davon habe ich die letzten 11 Jahre mit Schwerpunkt Hedge Funds gearbeitet. Zur Credit Suisse bin ich vor rund sechseinhalb Jahren gestossen, als sie gerade in diesem Bereich am Expandieren war.

 

Interview: Doris Salzburger - Leitung Südstern Campus

 

Tags

Südstern Campus

Ähnliche Beiträge: