Der Plastische Chirurg Lorenz Larcher: Mit „blauem Schurz“ im OP
In einer Interview-Serie, die monatlich in der Tageszeitung "Dolomiten" erscheinen wird, werden einige Mitglieder des Planeten Medizin in Interviews von ihrer Tätigkeit im Ausland und ihrer Perspektive auf Südtirol und das Gesundheitssystem des Landes erzählen. Hier das erste Interview mit dem Bozner Lorenz Larcher, der in Salzburg tätig ist.
Der Plastische Chirurg Lorenz Larcher: Mit „blauem Schurz“ im OP
SÜDTIROL/SALZBURG. Südtiroler leben und arbeiten auf der ganzen Welt. Einige von ihnen haben fern der Heimat ein virtuelles Zuhause gefunden: Südstern, das Netzwerk der Südtiroler im Ausland. Dieses Online-Netzwerk macht es den Südtirolern rund um den Globus möglich, sich untereinander auszutauschen und dabei den Kontakt zur Südtiroler Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur aufrechtzuerhalten. Auf sogenannten „Planeten“ schließen sich die Südsterne zu Fachgruppen zusammen. Eine dieser Fachgruppen ist der Planet Medizin. Die rund 120 Medizin-Planetarier sind weltweit im Gesundheitswesen und in der Forschung tätig. Sie stehen im Kontakt zu Vertretern der Südtiroler Landesregierung, der Universität Bozen, der Ärztekammer und des Sanitätsbetriebes. Dabei geht es um den Austausch in Klinik und Forschung sowie um die Möglichkeit, nach Südtirol zurückzukehren und um die Errichtung einer Medical School in Südtirol. Die Tageszeitung „Dolomiten“ stellt in einer monatlichen Serie einige dieser „Planetarier“ vor. Den Anfang macht Lorenz Larcher (33) aus Bozen, Plastischer Chirurg in Ausbildung in Salzburg. Das von ihm organisierte Symposium der Plastischen Chirurgie bringt im November Kollegen und Koryphäen aus aller Welt in seine Heimatstadt Bozen.
Zum dritten Mal organisieren Sie vom 16. bis zum 18. November das Symposium für Plastische Chirurgie in Bozen. Welche Besonderheiten gibt es in diesem Jahr?
Lorenz Larcher: Es werden Plastische Chirurgen aus über zehn Nationen anwesend sein. Darunter finden sich einige prominente Südtiroler Chirurgen wie Norbert Pallua, derzeit in Aachen tätig, oder Lukas Prantl und Alex Gardetto, die in Regensburg und in Brixen beschäftigt sind. Besonders freue ich mich auch wieder auf den ehemaligen HollywoodSchönheitschirurgen Rudi Unterthiner, der eigens aus Amerika anreisen wird. Am Rande der wissenschaftlichen Vorträge und Diskussionen sollen die internationalen Kollegen auch meine Heimatstadt und die Törggele-Tradition kennenlernen.
Wie begegnen Sie dem Vorurteil, dass die Plastische Chirurgie oft nur von den Schönen und Reichen beansprucht wird, um dem Schönheitsideal zu genügen?
Lorenz Larcher: Der Alltag eines Plastischen Chirurgen im Krankenhaus weicht stark von dem ab, was manche Medien ihren Zuschauern präsentieren. Plastische Chirurgie ist vielleicht eine spektakuläre, aber auch absolut notwendige Chirurgie und kann von unterschiedlichsten Menschen gebraucht werden. Ob es sich nun um angeborene Fehlbildungen handelt, Verbrennungen, schwere Handverletzungen, Krebserkrankungen oder ob letztendlich ein Mensch zutiefst unglücklich mit seinem äußeren Erscheinungsbild ist – die Plastische Chirurgie behandelt dies alles.
Inwiefern haben sich die Verfahren in der Plastischen Chirurgie in den vergangenen Jahren verfeinert und wo besteht noch Forschungsbedarf?
Lorenz Larcher: Der Skandal um schadhafte französische Brustimplantate Anfang des Jahres hat gezeigt, dass ständige Kontrolle durch Forschung und Qualitätsmanagement unerlässlich sind. Zukunftsweisend sind etwa Gewebezüchtung im Labor, Stammzellenforschung, Entwicklung neuer Materialien für Implantate und neuartige mikrochirurgische Techniken. Bei der Brustrekonstruktion nach Krebserkrankungen geht der Trend weiterhin in Richtung Rekonstruktion mit Eigengewebe.
Ihr Lieblingszitat lautet „Failure is not an option“ – „Versagen ist keine Option“. Wie viel Druck lastet auf einem Chirurgen?
Lorenz Larcher: Das Zitat ist bezeichnend für meinen leistungsund erfolgsorientierten Beruf. Als ich noch Medizinstudent war, meinte mein Onkel, seines Zeichens Unfallchirurg: „Wer als Chirurg keine Komplikationen hat, ist entweder ein Lügner oder kein Chirurg.“ Chirurg sein heißt, unter maximaler Belastung stets einen klaren Kopf zu bewahren, das Richtige zu tun und nie aufzugeben.
Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?
Lorenz Larcher: Es gibt noch einige berufliche und wissenschaftliche Ziele, die ich derzeit nur im Ausland verwirklichen kann. Aber ich bin mit Leib und Seele Südtiroler. Wenn es ginge, würde ich auch im OP „den blauen Schurz“ tragen (lacht).
Interview: Alexandra Hawlin